Mehr Klarheit über die Zukunft: Ein neues Hilfsmittel erleichtert künftig die Prognose darüber, wie lange einem Demenz-Patienten nach seiner Diagnose noch bleibt. Denn der Kriterienkatalog enthüllt, ob eine Demenz zum schnell oder langsam fortschreitenden Typ gehört und wie weit sie schon ausgeprägt ist. Dieses Wissen kann Betroffenen mehr Klarheit bringen und ihnen und ihren Angehörigen dabei helfen, die in Zukunft nötige Pflege zu planen.
Alzheimer ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen. Aber längst nicht immer geht eine Demenz auf Alzheimer zurück und nicht jede Demenz schreitet gleich schnell fort. Deshalb ist es entscheidend, eine solche Erkrankung nicht nur möglichst früh zu diagnostizieren, sondern auch ihren Typ und damit ihr Fortschreiten zu kennen. Bei Alzheimer arbeiten Forscher bereits an einem Bluttest, der die Absterberate der Hirnzellen verraten kann. Doch für Demenzen allgemein war die Prognose bislang schwierig.
Kriterien für die verbleibende Lebenserwartung
Das könnte sich nun ändern. Denn Sara Garcia-Ptacek vom Karolinska Institut in Stockholm und ihre Kollegen haben einen Kriterienkatalog entwickelt, der Medizinern künftig die Prognose der noch verbleibenden Lebenserwartung von Demenzpatienten erleichtert. Die Grundlage für dieses Hilfsmittel lieferten Daten von mehr als 50.000 Patienten, die im schwedischen Zentralregister für Demenzerkrankungen registriert waren.
Auf Basis dieser Daten gelang es den Forschern herauszufiltern, welche Merkmale der Erkrankung und der Patienten für den Demenztyp und damit auch das Abbautempo entscheidend sind. ZU diesen gehören unter anderem Alter, Geschlecht und kognitiver Zustand der Betroffenen bei der Diagnose, aber auch Begleiterkrankungen und physiologische Parameter, die Hinweise auf den Demenztyp geben.
Richtschnur in Tabellenform
Das Ergebnis dieser Vorarbeiten sind zwei Kriterien-Tabellen, eine für Hausärzte und eine für Demenz-Spezialisten. Anhand der dort aufgelisteten Parameter können die Ärzte einschätzen, wie schnell die Demenz bei ihren Patienten in den nächsten drei Jahren fortschreiten wird und wie hoch die Lebenserwartung der Betroffenen noch ist. Die Forscher wollen mit diesem Hilfsmittel dazu beitragen, dass Mediziner und Pflegeeinrichtungen besser einschätzen können, welche Demenzpatienten künftig die meiste Pflege benötigen werden.
Gleichzeitig soll der Kriterienkatalog aber auch den Patienten selbst mehr Einblick in ihre Situation verschaffen. Denn die Erfahrung zeige, dass viele Patienten bei ihrer Diagnose als erstes Wissen möchten, wie schnell ihre Demenz voranschreiten wird und wann sie damit rechnen müssen, zum Pflegefall zu werden. „Das Tool könnte dann auch eingesetzt werden, um das Gespräch auf künftig nötige Hilfsmittel oder Pflegemaßnahmen zu bringen“, sagt Garcia-Ptacek. (Neurology, 2019)
Quelle: Karolinska Institutet