Medizin

USA: Erhöhte Unfallgefahr durch E-Scooter bestätigt

Zahl der Verletzungen durch Unfälle mit E-Scootern ist rapide gestiegen

E-Scooter
E-Scooter sind beliebt, aber unfallträchtig, wie nun eine US-Studie bestätigt. © Marija Jovovic/ iStock.com

Befürchtungen bestätigt: Experten warnen schon länger vor einer erhöhten Unfallgefahr durch E-Scooter. Jetzt scheint eine Studie im Journal „JAMA Surgery“ dies zumindest für die USA zu bestätigen: Ein Blick in die Notaufnahmen zeigt, dass sich die Anzahl der Verletzungen bei Scooter-Unfällen in den letzten vier Jahren vervierfacht hat. Insbesondere junge Erwachsene sind betroffen. Schädel-Hirn-Traumata treten etwa doppelt so häufig wie bei Radfahrern auf.

Seit dem letzten Sommer prägen sie das Bild der deutschen Innenstädte: E-Scooter. Sie sollen ihren Beitrag zur Verkehrswende leisten, sind jedoch äußerst umstritten. Ihre Klimabilanz steht nicht nur wegen der Herstellung der Batterien in der Kritik. In Umfragen zeigte sich auch, dass Elektroroller zur weiteren Individualisierung des Personennahverkehrs beitragen. Die elektrischen Flitzer werden vor allem von Leuten genutzt, die die „letzte Meile“ vorher zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt haben.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Unfallgefahr, vor der Experten bereits bei der Einführung gewarnt haben. In den USA, in denen die E-Roller schon länger auf den Straßen fahren dürfen, gibt es bereits umfangreiche Statistiken zum Unfallrisiko.

Vor allem junge Erwachsene betroffen

Ein Team um Nikan Namiri von der University of California in San Francisco hat nun die Unfallfallstatistiken des „National Electronic Injury Surveillance System“ in Bezug auf E-Scooter ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der rollerbezogenen Verletzungen in den USA zwischen 2014 und 2018 um 222 Prozent auf mehr als 39.000 zugenommen hat.

Der Anteil der Personen, die an E-Scooter-Unfällen beteiligt waren, verdreifachte sich von sechs aus 100.000 im Jahr 2014 auf 19 von 100.000 im Jahr 2018, wie die Forscher berichten. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen stieg in diesem Zeitraum sogar um 365 Prozent auf 3.300. Menschen in der Altersklasse zwischen 18 und 34 Jahren waren dabei am häufigsten betroffen. Bei etwa einem Drittel der verletzten E-Roller-Fahrer handelte es sich um Frauen.

Knochenbrüche, Prellungen und Platzwunden

Nach Ansicht der Forscher demonstriert dies, dass das Unfallrisiko durch E-Scooter nicht zu unterschätzen ist – auch wenn E-Scooter gerade in Großstädten ein beliebtes und bequemes Verkehrsmittel sind. „Wir sind sehr besorgt über die signifikante Zunahme von Verletzungen und Krankenhauseinweisungen, die wir im letzten Jahr dokumentiert haben, insbesondere bei jungen Menschen, bei denen der Anteil um 354 Prozent gestiegen ist.“, sagt Namiris Kollege Benjamin Breyer.

Zu den häufigsten Verletzungen, die im Zusammenhang mit den motorisierten Rollern auftraten, zählten Knochenbrüche mit 27 Prozent der Fälle, Prellungen und Abschürfungen mit 23 Prozent und Platzwunden mit 14 Prozent. Nicht überraschend hingegen ist die Tatsache, dass E-Scooter-Unfällen vor allem urbane Regionen auftraten: 78 Prozent der Patienten wurde in städtischen Krankenhäusern behandelt, 20 Prozent in ländlichen und zwei Prozent in Kinderkrankhäusern.

Kopf ist besonders gefährdet

Die Mediziner analysierten auch Verletzungen von Radfahrern aus derselben Datenbank und stellten fest, dass Fahrer von E-Scootern im Vergleich zu diesen einen höheren Anteil an Kopfverletzungen hatten. „Es gab einen hohen Anteil an Unfallopfern mit Kopfverletzungen, die sehr gefährlich sein können“, sagt Breyer. Ein Drittel der Patienten erlitt demnach Schädel-Hirn-Traumata – mehr als doppelt so viele wie bei den Radfahrern.

„Insgesamt deutet die nahezu doppelte Zahl der Verletzungen durch E-Scooter-Unfälle von 2017 bis 2018 darauf hin, dass es bessere Sicherheitsmaßnahmen und Vorschriften für die Fahrer geben sollte“, betont Breyer. Dabei gäbe es bereits eine einfache Möglichkeit, das Verletzungsrisiko zu minimieren: Frühere Studien zeigen, dass nur zwei bis fünf Prozent der verletzten Scooterfahrer zum Zeitpunkt des Unfalls einen Helm trugen.

Die Benutzung von Helmen ist laut Namiri mit einem geringeren Risiko von Kopfverletzungen verbunden. „Wir glauben fest daran, dass Helme getragen werden sollten, und die Anbieter von E-Scootern sollten sicherstellen, dass Helme für ihre Gefährte verfügbar sind und ihre Kunden diese auch nutzen“, so der Forscher. (JAMA Surgery; doi:10.1001/jamasurg.2019.5423)

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