Eklige Entdeckung: Waschmaschinen bieten offenbar den idealen Lebensraum für eine Vielzahl an Keimen. Forscher haben mehr als 200 Bakterienarten in Maschinen aus deutschen Haushalten entdeckt. Besonders bedenklich: Unter den zehn häufigsten Arten fanden sich bis zu 60 Prozent potentiell krankmachende Erreger. Ein Waschvorgang bei 60 Grad scheint aber eine effektive Maßnahme gegen diese Keime zu sein.
Der moderne Haushalt hält immer wieder unappetitliche Überraschungen bereit: Nicht nur in Küchenschwämmen wimmelt es nur so vor Bakterien, auch Waschmaschinen stehen schon länger im Verdacht, ein idealer Lebensraum für Keime zu sein. Denn in der feuchten und warmen Umgebung fühlen sich Bakterien wie zu Hause. Gefördert wird dies noch durch Trends wie energie- und wassersparende Waschprogramme.
Stichproben aus deutschen Haushalten
Ein Forscherteam um Susanne Jacksch von der Universität Klagenfurt hat nun untersucht, wie stark Waschmaschinen wirklich mit Bakterien belastet sind. „An welchen Stellen einer Maschine kommen welche Bakterien vor? Und welche Faktoren steuern diese Zusammensetzung? Das waren unsere Ausgangsfragen“, erklärt Jacksch. Für ihre Studie nahmen sie und ihre Kollegen 50 Proben von 13 verschiedenen Waschmaschinen aus Haushalten im Großraum Villingen-Schwenningen und Waldshut-Tiegen und bestimmten mittels RNA-Analyse, welche Bakterien vorkamen.
Die Forscher analysierten zudem, wie häufig die Mikroben in bestimmten Teilen des Geräts wie in der Waschmittelkammer, der Türdichtung, dem Abwasserschlauch und auf den Fasern der gewaschenen Textilien auftreten. Durch eine Befragung zur Nutzung der Geräte ermittelten sie zusätzlich, ob und wie sich unterschiedliches Waschverhalten auf das Bakterienwachstum auswirkt.
Mehr als 200 Bakterienarten gefunden
Das Ergebnis der Studie: Insgesamt wurden 229 verschiedene Bakterienarten in den Waschmaschinen gefunden. An jeden Teil der Geräte fand sich eine andere spezifische Bakterienzusammensetzung. Die Spülmittelkammer wies die höchste Artenvielfalt an Mikroorganismen auf. Am häufigsten fanden die Forscher Proteobakterien, die typischerweise im Trinkwasser vorkommen. Auf den Textilfasern fanden sie Bakterien, die typisch für die menschliche Haut sind und vermutlich mit der Schmutzwäsche in die Maschine kamen.
Die Analysen ergaben jedoch auch, dass 30 bis 60 Prozent der jeweils zehn häufigsten Bakterienarten zu den potenziell pathogenen Bakterien gehören. Diese Keime können Personen mit schwachem Immunsystem wie Schwangere oder kleinen Kinder krank machen, wie die Forscher erklären. Das Tragen der belasteten Wäsche kann daher für diese Personen ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Mief-Mikroben in der Türdichtung
Im Alltag zeigt sich der Bakterienbefall aber eher in einer harmloseren Form, etwa durch einen muffigen Geruch der Wäsche und der Maschine. Verursacht wird der schlechte Geruch vor allem durch das Bakterium Moraxella osloensis. Dieser Mikroorganismus wurde in neun der 13 Waschmaschinen gefunden und hatte mit 12,5 Prozent seine größte Häufigkeit in den Türdichtungen, den „Bullaugen“.
„Moraxella osloensis ist hart im Nehmen und hält die stark wechselnden Umweltbedingungen in der Bullaugendichtung anscheinend bestens aus“, erklärt Koautor Markus Egert von der Hochschule Furtwangen. „Um Wäsche- und Maschinengeruch vorzubeugen, sollte die Dichtung deshalb regelmäßig gereinigt und die Maschine zum Trocknen offen gelassen werden.“
Was tun gegen die Keime?
Doch welche Faktoren beeinflussen die Keimbelastung der Waschmaschine? Hierbei zeigte sich Überraschendes: „Unerwarteterweise beeinflusste nur die Zahl der Waschgänge mit mehr als 60 Grad die Mikrobenzusammensetzung“, berichten Jacksch und ihr Team. Mehr als sechs Wäscheladungen im Monat fördern demnach das Bakterienwachstum vor allem im Waschmittelfach. „Faktoren wie das Alter der Maschine oder die regelmäßige Reinigung taten dies dagegen nicht“, so die Forscher.
Dennoch scheint das Waschen bei 60 Grad die Bakterienzahl am effektivsten zu verringern. „Waschen bei 60 Grad und heißer ist für die Wäschehygiene nach wie vor das Beste“, sagt Egert. „Die Abwärme an andere Stellen der Maschine kann aber vielleicht dort das Keimwachstum fördern. Hier sind weitere Forschungsarbeiten notwendig. Die Waschmaschine hält sicherlich noch viele mikrobiologische Überraschungen bereit.“ (Microorganisms, 2019; doi:10.3390/microorganisms8010030)
Quelle: Hochschule Furtwangen