Das Ende des Holozäns?

Warum eine neue Epoche begonnen haben könnte

Obwohl der prägende Einfluss des Menschen auf die Erde unbestritten ist, streiten Experten über den Begriff des Anthropozäns: Soll wirklich eine geochronologische Epoche so benannt werden und wenn ja, wann hat das Anthropozän begonnen? Entscheidend für diese Debatte ist vor allem die Frage, ob sich unser Wirken tatsächlich auf charakteristische Weise in den Erdschichten zeigt.

Mammut
Mit dem Ende der letzten Eiszeit verschwanden die Mammuts. © Dantheman9758, CC-by-sa 3.0

Selbst wenn die Menschheit in naher Zukunft verschwindet, werden die Spuren unserer Eingriffe über Tausende oder Millionen Jahre hinweg erhalten bleiben? Nur in diesem Fall könnten Geologen eine neue Epoche nach unserer Spezies benennen. Durch das Studium der Erdkruste haben sie die 4,6 Milliarden Jahre alte Geschichte unseres Planeten in Phasen aufgeteilt. Bestand hat auf ihrer Zeitskala, der Internationalen Chronostratigraphischen Tabelle, nur, was sich als globale Veränderung geologisch nachweisen lässt.

Stabile Ära

Aus geologischer Sicht befinden wir uns aktuell im Holozän. Der Beginn dieser Epoche wurde mit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 11.700 Jahren eingeläutet und bedeutete unter anderem den Anfang vom Ende der Mammuts. Der Übergang in diese Ära war durch eine deutliche Erwärmung gekennzeichnet, auf die ungewöhnlich stabile klimatische Verhältnisse folgten.

Im Holozän waren Temperatur, Meeresspiegel und CO2-Konzentrationen fast zwölf Jahrtausende lang weitestgehend konstant. Wenn wir wirklich in einer neuen Epoche – dem Anthropozän – leben, müssten Wissenschaftler beweisen, dass diese stabile Ära nun zu Ende gegangen ist.

Industrie-Emissionen
Durch anthropogene Aktivitäten gelangt immer mehr CO2 in die Atmosphäre. © Hansenn/ iStock.com

Bemerkenswerter CO2-Anstieg

Genau dies meinen viele Experten tatsächlich tun zu können. So befand etwa die stratigraphische Kommission der Geological Society of London im Jahr 2008, dass ein Abschnitt begonnen habe, „für den in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“. Woran aber lässt sich dies festmachen?

Tatsächlich gibt es viele Indizien, die für den Beginn einer neuen Epoche sprechen. Da wäre zum Beispiel die Treibhausgaskonzentration: So viel CO2 wie heute befand sich das letzte Mal vor drei Millionen Jahren in der Atmosphäre – dabei ist das Verbrennen fossiler Treibstoffe durch den Menschen der entscheidende Treiber hinter diesem Emissionsanstieg. Unsere Spezies hat die Zusammensetzung der Luft und der Weltmeere messbar verändert.

Das sechste Sterben

Auch in der Tier- und Pflanzenwelt hat unser Tun Spuren hinterlassen. So sprechen einige Forscher inzwischen von einem sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte. Solche verheerenden Aussterbeereignisse gingen in der Vergangenheit häufig mit dem Übergang in eine neue geologische Zeit einher, weil sich viele Arten nicht an die neuen Umweltbedingungen anpassen konnten.

Angesichts dieser und weiterer globaler Entwicklungen hat sich eine internationale Arbeitsgruppe zum Thema Anthropozän inzwischen dafür ausgesprochen, nach einem sogenannten „Golden Spike“ zu suchen – einer charakteristischen Veränderung in den Sedimenten, die den Beginn des Anthropozäns offiziell definiert.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Das Anthropozän
Ein neues Kapitel in der Erdgeschichte?

Der Mensch als gestaltende Kraft
Wie unsere Spezies den Planeten verändert

Das Ende des Holozäns?
Warum eine neue Epoche begonnen haben könnte

Goldener Nagel gesucht
Wie sich das Anthropozän in den Sedimenten zeigt

Die Frage nach dem Anfang
Wann die neue Epoche begonnen haben soll

Mehr als Geologie
Was die Anthropozän-Debatte so besonders macht

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Der fossile Fußabdruck des Anthropozäns
Woran Paläontologen der Zukunft das menschengemachte Zeitalter erkennen könnten

Klimawandel unterdrückt die nächste Eiszeit
Erhöhte CO2-Werte verschieben den Beginn der nächsten Kaltphase um zehntausende Jahre

Menschheit schuf 208 neue Minerale
In den letzten 250 Jahren entstanden so viele neue Verbindungen wie nie zuvor

Dossiers zum Thema