Die Medizin ist eines der größten Einsatzgebiete für tierische Helfer. Der mit Abstand dienstälteste Gefährte in diesem Bereich ist wahrscheinlich der Blindenhund. Als sogenannte Assistenzhunde helfen Vierbeiner aber auch Menschen mit anderen Einschränkungen. Dafür erhalten sie eine umfangreiche Ausbildung, die speziell an die Bedürfnisse ihres späteren Halters angepasst wird.
Besonders erfolgreich werden Hunde zum Beispiel als Begleiter für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) eingesetzt. Die Vierbeiner geben den Patienten dabei nicht nur durch ihre Nähe emotionalen Halt. Sie lernen unter anderem Distanz zu Fremden zu schaffen, Licht in dunklen Räumen anzuschalten oder ihre Besitzer bei einer Panikattacke im Supermarkt zum Ausgang oder an einen ruhigen Ort zu führen.
Streicheln hilft
Doch auch ohne spezielle Ausbildung können Tiere kranken Menschen helfen: Studien legen nahe, dass sich schon die reine Anwesenheit eines Tieres positiv auswirkt. Wer ihr Fell streichelt, bei dem sinken Blutdruck und Herzfrequenz, zudem wird das als Kuschel- und Glückshormon bekannte Oxytocin ausgeschüttet. Aus diesem Grund kommen Hunde, Katzen und Co zum Beispiel in Altenheimen und Krankenhäusern zum Einsatz. Oftmals übernehmen sie zudem in der Psycho- und Verhaltenstherapie die Rolle des Co-Therapeuten – als emotionale Türöffner, Anti-Stress-Mittel oder Lehrer für soziale Kompetenzen.
Neben dem Assistieren und Therapieren beherrschen einige Tiere sogar das Diagnostizieren: Dank ihrer feinen Nase können zum Beispiel Hunde darauf trainiert werden, Infektionen wie Malaria oder Krebserkrankungen zu erschnüffeln. Forscher gehen davon aus, dass es spezifische chemische Substanzen gibt, die von Krebszellen abgegeben werden und für die Vierbeiner wahrnehmbar sind.
Was nehmen Diabetiker-Warnhunde wahr?
Auch Hunde, die Diabetiker vor einer drohenden Unter- oder Überzuckerung warnen, könnten flüchtige chemische Verbindungen aus dem Körper der Patienten wahrnehmen. Doch ob dies wirklich so ist, ist unklar. So deuten einige Studien daraufhin, dass die Tiere stattdessen eine reduzierte Sauerstoffsättigung registrieren. „Die Hunde reagieren nicht primär auf den Blutzucker, sondern vielmehr auf die Veränderung der Sauerstoffsättigung im Körper des Diabetikers, wenn der Blutzucker sinkt oder steigt“, erklärt das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum.
Demnach verändert sich durch eine sinkende Sauerstoffsättigung auch die Atemgeschwindigkeit des Betroffenen – für Menschen ist diese minimale Veränderung nicht wahrnehmbar, Hunde aber hören sie vermutlich. Dies könnte erklären, warum Diabetiker-Warnhunde auch bei drohenden Migräne- und Asthmaattacken oder vor einem epileptischen Anfall Alarm schlagen. Denn auch in diesen Situationen sinkt die Sauerstoffsättigung deutlich unter den individuellen Normalwert, wie Untersuchungen mit sogenannten Puls-Oximetern nahelegen.
Ratten erschnüffeln Tuberkulose
Es müssen nicht immer Hunde sein: Auch Frettchen, Katzen und sogar Ratten können darauf trainiert werden, gesundheitliche Probleme anzuzeigen. Letztere sind mit ein bisschen Übung etwa dazu in der Lage, Tuberkulose zu erschnüffeln. Die Nagetiere erkennen in Schleim-Proben den Geruch von Molekülen, die das krankheitsverursachende Mycobacterium tuberculosis freisetzt. Der Clou: Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Spürnase der Ratten besser funktioniert als gängige Tests mittels Abstrich und Mikroskop.
Damit könnten die Tiere ein Problem in Entwicklungsländern lösen. Denn in diesen Staaten fehlt es oft an Mitteln für moderne, verlässlichere Diagnosemethoden. Als Folge wird die Infektionskrankheit gerade bei Kindern häufig übersehen. „Das Tuberkulose-Screening mithilfe trainierter Ratten ermöglicht, dass bis zu 70 Prozent mehr Patienten behandelt werden. Diese Patienten wurden im Krankenhaus als TB-negativ diagnostiziert und haben zunächst keine Therapie erhalten“, betont Georgies Mgode von der Sokoine University of Agriculture in Morogoro in Tansania.