Während in den USA George W. Bush in der Folge des 11. September 2001 ein fünf Milliarden Dollar teures Antiterrorprogramm bewilligte, mit dessen Hilfe neue Hochsicherheitslabors, Imfpstoffe, Informationskampagnen und eine Intensivierung der Forschung finanziert werden sollen, hielten es deutsche Behörden lange Zeit nicht für nötig, aktiv zu werden.
Dies hat beispielsweise Jan van Akeren beobachtet, Zellbiologe und Mitbegründer der internationalen Organisation „Sunshine Projekt“, die sich für strengere Biowaffenkontrollen einsetzt: „Das Thema Biowaffen war bis vor ein bis zwei Jahren bei Regierungen und Nichtregierungsorganisationen ein Null-Thema.“ Und auch der frühere Präsident des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, bemängelte noch im August 2002 gegenüber dem „Spiegel“ die „befremdliche Gelassenheit“ mit der die meisten Deutschen und vor allem die für die innere Sicherheit zuständigen Behörden mit der Bedrohung durch Bioterror umgingen.
Immerhin hat die EU nach den Anthrax-Anschlägen in den USA schnell reagiert und noch im Oktober 2001 einen „Masterplan“ für den Katastrophenfall aufgestellt. Der 25 Punkte-Plan sieht unter anderem vor, ein wissenschaftliches Informations- und Kommunikationssystem, sowie eine zentrale Gesundheitsdatenbank zu schaffen, die Informationen über die gesundheitlichen Auswirkungen von biologischen und chemischen Terroranschlägen bereitstellt. Zudem soll, nach Muster der USA, ein EU-weites Netzwerk zwischen spezialisierten Labors und Universitäten zur Erkennung und Messung von Kampfstoffen in der Umwelt gebildet werden. Übungen auf europäischer und internationaler Ebene sollen zudem dazu beitragen, die Effektivität und Schnelligkeit von Kommunikationsstrukturen und Katastrophenplänen zu testen.
Angesichts des drohenden Irakkrieges sind inzwischen auch in Deutschland die Gesundheitsbehörden „aufgewacht“. Das Robert-Koch-Institut entwickelte einen Stufenplan für das Vorgehen im Falle eines Anschlags mit Pockenviren. Um diesen allerdings im Katastrophenfall umsetzen zu können, müssen deutschlandweit noch tausende von Impfstätten und entsprechend geschulte Ärzte bereitgestellt werden.
Gebremst werden hier die Vorbereitungen allerdings von einem Zuständigkeitshickhack zwischen Bund und Ländern. Gestritten wird vor allem darüber, wer die Kosten für Schulungen, Impfstoffe und andere Maßnahmen tragen soll. Immerhin: Im Dezember 2002 einigten sich die Innenminister der Bundesländer mit Bundeskanzler Gerhard Schröder auf ein 200 Millionen Euro schweres Schutzprogramm. Und Anfang des Jahres 2003 verkündete Renate Künast, künftig solle ein verbessertes Meldesystem dafür sorgen, dass beispielsweise im Falle einer absichtlichen Verseuchung von Lebensmitteln mit Salmonellen diese Informationen schnell und rund um die Uhr an das Verbraucherministerium und an die zuständigen Landesbehörden und örtlichen Vertreter weitergeleitet werden können.