Schon jetzt gehören die Asphaltgruben von La Brea zu den reichhaltigsten Fundstätten eiszeitlicher Fauna weltweit – doch ihr Reichtum ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ganz im Gegenteil. Als im Jahr 2006 eine neue Tiefgarage für das La Brea Tar Pit Museum gebaut werden sollte, entdeckten Paläontologen bei Vorgrabungen 16 neue Gruben, in denen die eiszeitlichen Relikte dicht an dicht liegen.
Neue Funde beim Parkhausbau
Um den Bau des Parkhauses voranzubringen, wurden die Ablagerungen mitsamt ihres Inhalts kurzerhand in 23 große Blöcke zerteilt und von Kränen aus dem Boden gehoben. Jeder dieser in Holzkisten verpackten Asphaltblöcke ist zwischen 1,50 und drei Meter groß und wiegt bis zu 55 Tonnen. Seither arbeiten Paläontologen und freiwillige Helfer im „Project 23“ daran, die in dem Asphalt verborgenen Schätze freizulegen. Um der schieren Masse dieser Funde Herr zu werden, pausieren seither sogar die Ausgrabungen im legendären Pit 91.
Die Paläontologen bearbeiten immer nur einen Asphaltblock zur Zeit. Vorsichtig tragen sie nach und nach den Asphalt ab und legen Schicht für Schicht neue Knochen, Pflanzenreste und andere Fossilien frei. Dank der dichten, stabilen Asphaltmasse sind selbst zarte Details eiszeitlicher Insekten oder Pflanzen erhalten. Auch die Lage der tierischen Knochen zueinander blieben erhalten.
Modernste Scan-Technik hilft bei der Dokumentation
Um die Fossilien möglichst intakt zu dokumentieren, nehmen die Forscher heute modernste Technik zu Hilfe: Spezielle 3D-Streifenlicht-Scanner zeichnen die Form und Position der Fundstücke detailgetreu und bis auf 0,05 Millimeter genau auf. „Der Artec Space Spider erfasst die komplexe Geometrie der Knochen bis ins kleinste Detail“, erklärt Carrie Howard, Spezialistin für Bildverarbeitung in La Brea. „Denn manche weisen Formen und Oberflächenmerkmale auf, die nur schwer zu erfassen sind, beispielsweise die schwungvollen Rundungen einer Bisonrippe, die Eckzähne einer Säbelzahnkatze oder die Mittelfußknochen eines Kurznasenbärs.“
Um ein neues Fossil zu erfassen, benötigt die Forscherin nur wenige Minuten: Sie legt das Fossil auf einen kleinen Drehtisch und führt dann den Handscanner langsam auf und ab, während sie den Tisch langsam dreht. Das Gerät tastet so das Fundstück rundherum ab. Mithilfe einer speziellen Software entsteht aus diesen Scans ein 3D-Modell des Fossils. Bei Project 23 können Besucher des La-Brea-Museums das Scannen und das Entstehen der 3D-Modelle live mitverfolgen.
„Zed“ das Mammut
Obwohl bisher erst ein Bruchteil der 23 Asphaltblöcke bearbeitet ist, schätzen die Paläontologen schon jetzt, dass die Funde in diesen Blöcken einige Millionen Fossilien stecken. Sie könnte die Zahl der bisher bekannten Funde aus La Brea mehr als verdoppeln. Bereits bei der Aushebung der 23 Asphaltblöcke stießen die Forscher sogar auf einen absoluten Star unter den Eiszeittieren: ein ausgewachsenes Prärienammut.
Mit einer Schulterhöhe von vier Metern und rund zehn Tonnen Gewicht waren diese Kolosse die größten Mammuts des Eiszeitalters. „Zed“, wie das in La Brea entdeckte Mammut getauft wurde, war ein ausgewachsenes Männchen mit beeindruckenden, drei Meter langen Stoßzähnen. „Sein Name steht für den Beginn einer neuen Ära der Entdeckungen und Forschung“, sagt John Harris, Chefkurator des Page Museums in La Brea. „Zed symbolisiert das Potenzial von Project 23, unser Wissen über diese Region zu revolutionieren.“
Klar scheint: Die Asphaltgruben von La Brea bergen noch unzählige Relikte der Eiszeit – auch über Project 23 hinaus. Vielleicht können einige der zukünftigen Funde sogar das Geheimnis der verschwundenen Megafauna lösen. Man darf gespannt sein, was die Paläontologen in La Brea in den nächsten Jahren noch alles entdecken – Überraschungen nicht ausgeschlossen.