Umwelt

Lego überdauert bis zu 1.300 Jahre im Meer

Beliebtes Plastikspielzeug könnte noch langlebiger sein als gedacht

Lego
Legosteine: Auch nach Jahren im Meer ist das Plastikspielzeug noch erstaunlich gut intakt. © Andrew Turner/ University of Plymouth

Haltbares Spielzeug: Ins Meer geratene Legosteine könnten bis zu 1.300 Jahre die Umwelt verschmutzen. Dies legen Analysen von Plastik-Bauklötzchen nahe, die an Stränden in England angespült wurden. Demnach weisen die Steine im Vergleich zu ihren neuwertigen Pendants aus den 1970er und 1980er Jahren zwar Verwitterungszeichen auf. Insgesamt sind sie jedoch noch erstaunlich gut intakt.

Die Welt hat bekanntermaßen ein Plastikproblem. Von den 300 bis 400 Millionen Tonnen Kunststoff, die jährlich produziert werden, landen Unmengen schon nach kurzer Zeit wieder im Müll – und damit auch in der Umwelt. Allein in den Meeren schwimmen Schätzungen zufolge 150 Millionen Tonnen Plastikabfall. Er zirkuliert in riesigen Müllstrudeln wie dem Great Pacific Garbage Patch und wird regelmäßig an Stränden angespült. Selbst die entlegensten Küstenstreifen sind voll mit PET-Flaschen und Co.

Problematisch ist diese Vermüllung gerade deshalb, weil Plastik biologisch kaum abbaubar ist. Das bedeutet: Die meisten Kunststoffe können Jahrzehnte bis Jahrhunderte in der Natur überdauern. Wie lange genau, ist bei vielen Plastikprodukten allerdings unklar. Das gilt auch für Legosteine, die wie viele andere Gegenstände unseres täglichen Lebens immer wieder an Stränden gefunden werden.

Legosteine am Strand

Allein an den Küsten des im Südwesten Englands liegenden Cornwall haben freiwillige Helfer bei Strandsäuberungsaktionen in den vergangenen Jahren tausende der bunten Spielzeugklötzchen aufgesammelt. Vermutlich wurden sie einst von spielenden Kindern vergessen oder sind als bewusst entsorgter Abfall in die Umwelt gelangt. Doch wie lange bleiben die beliebten Steine dort erhalten?

Dieser Frage sind nun Andrew Turner von der University of Plymouth und seine Kollegen nachgegangen. Für ihre Studie untersuchten sie 50 klassische Legosteine aus sogenannten Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymeren (ABS), die an Stränden im Südwesten Englands angespült wurden.

Verfärbt und abgenutzt

Mithilfe von Röntgenfluoreszenzanalysen bestimmten die Forscher zunächst das Alter der Spielzeugsteine. Dabei dienten bestimmte enthaltene Elemente als Indikator für den Produktionszeitraum. Anschließend verglichen sie die den Verwitterungsprozessen ausgesetzten Steine von den Stränden mit ihren neuwertigen Pendants aus den 1970er und 1980er Jahren.

Das Ergebnis: Die Legoteile vom Strand waren teilweise verfärbt, hatten eine geringere Masse und auch die durchschnittliche Höhe ihrer Noppen war niedriger. Tests zeigten zudem, dass die mechanische Festigkeit gelitten hatte. Diese Unterschiede führt das Team zum einen auf physischen Stress und Abrieb zurück, der durch das Treiben der Steine in der marinen Umgebung entsteht.

Erstaunlich langlebig

Zum anderen scheint auch die Sonneneinstrahlung den Legosteinen zuzusetzen. So kann es ausgelöst durch Licht unter anderem zu Oxidationsprozessen der Polybutadiene-Phase des Materials kommen, wie Turner und seine Kollegen feststellten. Durch die Umwelteinflüsse verändert sich zudem die Verteilung bestimmter Pigmente in dem Spielzeug.

Trotz der messbaren Unterschiede waren die Legosteine für ihr Alter jedoch insgesamt noch relativ gut intakt – sie könnten daher noch lange in der Umwelt verweilen. Konkret legen die Berechnungen der Wissenschaftler nahe: Die Steine könnten zwischen 100 und 1.300 Jahre in der Natur überdauern.

Robustheit als Problem

„Lego gehört zu den erfolgreichsten Kinderspielzeugen der Geschichte und ein Teil des Reizes dieser Steine war schon immer ihre Strapazierfähigkeit“, sagt Turner. „Es war also zu erwarten, dass sie im Meer nicht signifikant abgenutzt werden – doch das Ausmaß ihrer Langlebigkeit hat selbst uns überrascht.“

Obwohl die Legosteine robust sind, können sich kleine Teile davon als Mikroplastik ablösen, wie die Forscher betonen. Das stellt eine weitere Bedrohung für die in der marinen Umgebung lebenden Organismen dar. „Damit zeigt sich wieder einmal, wie wichtig es ist, dass gebrauchte Gegenstände so entsorgt werden, dass sie keine potenziellen Probleme für die Umwelt bedeuten“, schließt Turner. (Environmental Pollution, 2020; doi: 10.1016/j.envpol.2020.114299)

Quelle: University of Plymouth

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