UV-Strahlung gegen Viren: Deutsche Forscher haben ein Gerät entwickelt, das Smartphones und Tablets sicher und schonend desinfizieren kann. Zum Einsatz kommt darin energiereiche UV-C-Strahlung. Das ultraviolette Licht zerstört Bakterien und Viren auf der Oberfläche der Geräte innerhalb weniger Sekunden, ohne den Geräten zu schaden, wie die Wissenschaftler berichten. Den Prototyp ihres Geräts wollen sie im September 2020 öffentlich vorstellen.
In Zeiten der Corona-Pandemie sind Abstand, Infektionsvermeidung und Desinfektion das Gebot der Stunde. Denn Studien zeigen, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 gerade auf glatten Oberflächen wie Edelstahl und Kunststoff wahrscheinlich bis zu drei Tage überdauern kann. Zwar ist nicht bekannt, ob die dann noch vorhandene Dosis zu einer Übertragung ausreicht, dennoch weckt dies bei vielen Menschen die Angst vor einer Schmierinfektion – gerade, wenn ein Infizierter im selben Haushalt lebt.
Wie desinfiziert man ein Handy?
Doch Oberflächen wie Tische, Türklinken oder auch Böden kann man relativ leicht desinfizieren. Bei behüllten Viren wie dem Coronavirus reicht schon Seife, ein tensidhaltiges Reinigungsmittel oder ein Desinfektionsmittel mit rund 70 Prozent Alkohol, um die Virenhülle zu zerstören. Als Folge können die Viren nicht mehr in Zellen eindringen.
Anders ist dies mit Tablets, Smartphones und anderen elektrischen Geräten. Sie werden heute nicht nur im Alltag, sondern auch im Klinikbereich genutzt, beispielsweise um medizinische Daten zu dokumentieren oder Patientenakten aufzurufen. Gerade dort ist daher eine Desinfektion solcher Geräte besonders wichtig. Aber wie? Klassische Desinfektionsmittel greifen oft die Beschichtung der Displays an und sind daher wenig geeignet.
Kurzwelliges UV-Licht statt Chemie
Deshalb haben nun Forscher um Thomas Westerhoff vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Ilmenau eine technische Lösung für die Desinfektion von Smartphones und Tablets entwickelt. Sie zerstören Bakterien und Viren mithilfe von UV-C-Licht. Dieser besonders kurzwellige und energiereiche Bereich des ultravioletten Spektrums umfasst Strahlung der Wellenlänge von 280 bis 100 Nanometer.
Konkret besteht das Desinfektionsgerät aus einer Ablage für das Tablet oder Smartphone. Darüber und darunter sind jeweils zehn LEDS angeordnet, die UV-C-Licht mit 269 Nanometern Wellenlänge abgeben. Jede UVC-LED besitzt eine Leistung von 100 Milliwatt, so dass die Gesamtstrahlleistung zwei Watt beträgt. Innerhalb weniger Sekunden erreichen diese UV-Strahler so eine Dosis von 800 Joule pro Quadratmeter – sie reicht aus, um Bakterien und Viren zu zerstören, wie die Forscher erklären.
Zu spät für die Corona-Pandemie?
Nach Angaben von Westerhoff und seinem Team könnte ihr Gerät künftig für die schnelle Desinfektion von Smartphones und Tablets in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden. Aber auch im Privatbereich, in Unternehmen oder bei Veranstaltungen könnten so Handys von Erregern befreit werden. „LEDs bieten dabei große Vorteile, was wir am Beispiel der Smartphone-Desinfektion hervorragend demonstrieren können“, erklärt Westerhoff.
Der große Haken jedoch: Noch ist das UV-Desinfektionsgerät nicht marktreif. Der Prototyp soll erst im September 2020 öffentlich vorgestellt werden. Zudem suchen die Forscher noch nach einem Industriepartner, der das Gerät dann in Serie produziert. Damit kommt diese Lösung für die aktuelle Corona-Pandemie wahrscheinlich zu spät – aber Erreger gibt es auch so genug.
Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft