Klima

USA: Westen leidet unter „Megadürre“

Klimawandel verschärft zweitschlimmste Trockenperiode der letzten 1.200 Jahre

Catalina Mountains
Vertrocknete Bäume in den Catalina Mountains in Kalifornien – sie demonstrieren das Ausmaß der aktuellen Dürre im Südwesten der USA. © Park Williams/ Lamont-Doherty Earth Observatory

Fatale Klimakapriole: Der Westen der USA erlebt aktuell die zweitschlimmste Trockenperiode der letzten 1.200 Jahre, wie Baumringdaten belegen. Von den vier letzten „Megadürren“ war demnach nur eine am Ende des 16. Jahrhunderts noch schwerwiegender. Während Trockenperioden für diese Region durchaus normal sind, hat erst der Klimawandel die aktuelle Dürre zur „Megadürre“ gemacht, wie Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten.

Seit dem Jahr 2000 leidet der Südwesten der USA unter chronischer Wasserknappheit: Im Winter fallen zu wenig Regen und Schnee, die Flüsse führen Niedrigwasser und die Sommer sind heißer und trockener als noch im 20. Jahrhundert üblich. Prinzipiell sind solche Dürreperioden für den trockenen Westen der USA nicht Ungewöhnliches: „Paläoklimatische Daten zeigen, dass der Südwesten Nordamerikas schon früher viele starke Wechsel im Hydroklima erlebt hat“, erklären Park Williams von der Columbia University und seine Kollegen.

Dürre
Ausmaß der Trockenheit in der Zeitperiode seit dem Jahr 2000 © Williams et al./ Science, 2020

Vier historische Megadürren in den letzten 1.200 Jahren

Doch wie „normal ist die aktuelle Trockenperiode noch? Und welche Rolle spielt der Klimawandel? Diese Fragen haben Williams und sein Team nun mithilfe eines Blicks in die Vergangenheit untersucht. Für ihre Studie werteten sie mehr als 1.500 Baumringdaten aus, um den Klima- und vor allem Feuchtigkeitsverlauf der letzten 1.200 Jahre von Oregon und Montana im Norden über Kalifornien bis nach Nord-Mexiko zu rekonstruieren.

Das Ergebnis: Seit dem Jahr 800 hat es im Südwesten Nordamerikas zwar viele kürzere Trockenperioden, aber nur vier als „Megadürren“ eingestufte Phasen gegeben. Als solche gelten Zeiten starker Trockenheit, die mehr als rund zwei Jahrzehnte anhalten. Solche Megadürren gab es Ende des neunten Jahrhunderts, Mitte des 12., im 13. und im späten 16. Jahrhundert.

Aktuelle Trockenperiode ist zweitschlimmste – noch

Doch schon jetzt ist die aktuelle Trockenperiode schwerwiegender als drei der vier vergangenen Megadürren: „Die Zeit von 2000 bis 2018 ist die zweittrockenste 19-Jahres-Periode seit dem Jahr 800“, berichten Williams und sein Team. „Wir haben genug Daten um zu sagen, dass wir auf dem gleichen Kurs sind wie die schlimmsten Dürren der Vergangenheit.“ Einzig die Megadürre von 1575 bis 1603 übertrifft die aktuelle noch.

Allerdings: Der Unterschied zwischen der Megadürre des 16. Jahrhunderts und der heutigen ist nicht mehr groß. So lag das Wasserdefizit um rund 0,8 Standardabweichungen unter dem langjährigen Durchschnitt, heute sind es 0,74, wie die Forscher berichten. Dafür trifft die aktuelle Dürre eine größere Fläche als die des Mittelalters – und sie hält noch an.

Vom Klimawandel verschärft

Doch was ist der Grund? Klar ist, dass der Südwesten Nordamerikas von Natur aus starke Klimaschwankungen zeigt, wie die Wissenschaftler erklären. Doch wie sie mithilfe einer Klimasimulation ermittelten, wird diese natürliche Variabilität zunehmend vom Klimawandel beeinflusst. Ihren Berechnungen zufolge ist er für rund 47 Prozent der aktuellen Trockenperiode verantwortlich.

„Auch ohne die anthropogenen Klimatrends würde die Zeit von 200 bis 2018 unter den elf längsten Dürren in der Rekonstruktion eingestuft“, erklären Williams und sein Team. „Aber die anthropogene Erwärmung war entscheidend dafür, die aktuelle Dürre auf einen Kurs zu bringen, der sie auf das Niveau der schwersten Megadürren der Vergangenheit hebt.“ Denn die höheren Lufttemperaturen der Gegenwart steigern die Verdunstung der Böden und verschärfen so den Wassermangel zusätzlich.

„Wir werden mehr Glück brauchen“

„Weil es insgesamt wärmer wird, sind die Würfel immer stärker in Richtung längerer und schwerwiegender Trockenperioden gezinkt“, sagt Williams. Wenn wir Glück haben, bringt uns die natürliche Variabilität bald wieder mehr Regen. Aber je weiter diese Entwicklung geht, desto mehr Glück werden wir brauchen, um aus der Dürre auszubrechen.“

Sollte die Trockenheit im Südwesten der USA weiter anhalten, schließen die Forscher nicht aus, dass sich die aktuelle Megadürre zur schlimmsten der letzten 1.200 Jahre entwickelt. (Science, 2020; doi: 10.1126/science.aaz9600)

Quelle: Earth Institute at Columbia University

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