Neuer Blick auf den Erdtrabanten: Zum ersten Mal gibt es eine einheitliche, lückenlose geologische Karte des Mondes. Die „Unified Geologic Map“ zeigt die Mondoberfläche im Maßstab 1: 5 Millionen und kartiert erstmals auch Strukturen wie Gräben, Grate, Risse oder Falten. Die Karte vereint zudem Daten von sechs Regionalkarten der Apollo-Ära mit neuesten Daten von lunaren Raumsonden.
Der Mond ist unser nächster Nachbar im All und wird von mehreren Raumsonden umkreist. Trotzdem sind noch längst nicht alle Fragen zum Erdtrabenten geklärt. So haben Forscher erst in den letzten Jahren entdeckt, dass es auf dem Mond Lavahöhlen gibt, dass seine Oberfläche Falten wirft und dass auf seiner Rückseite erstaunlich junge Vulkane existieren. Andere geologische Merkmale waren bisher nur für die Gebiete genauer kartiert, die einst die Apollo-Astronauten besucht haben.
Neue und alte Daten kombiniert
Jetzt haben Wissenschaftler des US Geological Survey, der NASA und des Lunar Planetary Institute erstmals eine geologische Karte des Mondes erstellt, die alle bekannten Landschaftsformen, Oberflächenstrukturen und Terrains des Erdtrabanten zeigt. Die „Unified Geologic Map of the Moon“ verzeichnet die Lage und Ausdehnung von 43 verschiedenen geologischen Einheiten in einem Maßstab von 1: 5 Millionen. Die Mondoberfläche wird sowohl in einer Mercator-Projektion als auch in Globus-Ansichten des Nord- und Südpols dargestellt.
Für diese Karte werteten die Wissenschaftler die Inhalte von sechs Vorgängerkarten aus, die vorwiegend auf Basis der Apollo-Missionen erstellt und im Jahr 2013 veröffentlicht wurden. Sie wurden entsprechend aktueller Standards neu ausgewertet und gezeichnet, Namen und geologische Beschreibungen wurden vereinheitlicht. Dieses Material ergänzten die Forscher um neueste Daten von Raumsonden, darunter des Lunar Reconnaissance Orbiter, der Terrain-Kamera der japanischen Mondsonde Selen und des Laser-Altimeters der NASA-Sonde Lunar Orbiter.
Falten, Höhlen und verborgene Krater
Zum ersten Mal sind auf der neuen Karte auch Landschaftsformen verzeichnet, die erst in den letzten Jahren entdeckt und beschrieben worden sind. Zu diesen gehören vergrabene Kraterränder, Risse und Gräben, die durch Dehnungen des Untergrunds entstanden sind sowie durch das Schrumpfen und Stauchen der Mondoberfläche gebildete Rippen und Faltungen.
Auch die Lage der bisher bekannten Rillen ist eingezeichnet. Bei diesen sogenannten Rimae handelt es sich um gerade oder mäandrierende Gräben, die möglicherweise von eingestürzten Lavagängen gebildet wurden. In einigen dieser Rimae gibt es Löcher, die den „Skylights“ in vielen irdischen Lavagängen entsprechen könnten – eingebrochenen Decken von Höhlen.
Wichtige Informationen für künftige Mond-Astronauten
„Diese Karte ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Arbeit“, sagt Corey Fortezzo vom US Geological Survey. „Sie liefert entscheidende Information für neue wissenschaftliche Studien, indem sie unser aus Erkundungen stammendes Wissen über spezifische Orte auf dem Mond mit dem Rest der lunaren Oberfläche verknüpft.“
Gleichzeitig soll die neue geologische Mondkarte auch dazu beitragen, die für die nahe Zukunft geplanten bemannten Mondmissionen mit Informationen zu versorgen. Denn wo beispielsweise die ersten Landesonden der „Artemis-Mission“ aufsetzen oder wo möglicherweise eine erste Mondstation errichtet werden könnte, hängt entscheidend vom Terrain und den geologischen Gegebenheiten ab. (Unified Geologic Map of the Moon USGS)
Quelle: US Geological Survey