Phänomene

Ein Reich mit eigenen Regeln…

Was träumen wir, wenn wir träumen?

Wir schweben durch die Luft, können durch Mauern sehen oder unterhalten uns mit Tieren – im Traum scheinen alle Dinge möglich. Die Grenzen zwischen verschiedenen Zeiten und Räumen werden in der Traumwelt durchlässiger, wir springen von einem Ort zum anderen, erleben Zeitreisen oder -sprünge und dennoch erscheint uns alles ganz normal.

Traum
Im Traum erscheinen uns selbst die unmöglichsten Dinge völlig normal.© orla/iStock.com

Nichts scheint unmöglich

Eine typische „Eingleisigkeit“ des Träumens sorgt dafür, dass wir das Erlebte nicht überdenken oder kritisch bewerten können. Auch dann nicht, wenn wir selbst, wie in gut einem Drittel aller Träume der Fall, selbst die Hauptrolle spielen. Im Traum überrascht uns nichts – und sei es auch noch so paradox. Den Traumbildern und -geschichten sind wir daher ohne den Filter des Verstandes ausgeliefert.

Und zu allem Überfluss sind diese Trauminhalte auch noch überwiegend negativ: Die Auswertung der Traumberichte von mehr als 650 Probanden in einem amerikanischen Schlaflabor ergab, dass diese erheblich häufiger von Unglück, Versagen oder Missgeschicken träumten als von positiven Erlebnissen. Mehr als ein Drittel der Träume war von Angst und Furcht geprägt.

Gedämpft und vergessen

Glücklicherweise sorgt eine weitere typische Traumeigenschaft hier oft für Linderung: Viele Gefühle bleiben in der Traumwelt gedämpft, sie erreichen bei weitem nicht die Intensität wie im Wachzustand, bleiben oft seltsam blass.

Und auch das Vergessen schützt: Viele glauben, überhaupt nicht oder nur sehr selten zu träumen, doch fast alle Menschen verbringen jede Nacht ein bis zwei Stunden im Traumschlaf. Sie wissen es nur nicht mehr, denn die meisten Träume hinterlassen in unserer Erinnerung keine Spuren. Meistens sind wir uns nur dann bewusst, überhaupt geträumt zu haben, wenn wir unmittelbar aus dem Traumschlaf aufschrecken.

Von banal bis bizarr

„Man träumt gar nicht – oder interessant“ – der Philosoph Friedrich Nietzsche war sich da ganz sicher. Doch er irrte: Schlaflaborversuche zeigen, dass die weitaus meisten unserer Träume eher banal sind. Alltägliche Handlungen wie Bügeln, Putzen oder das Schreiben auf dem Computer kommen zwar nur sehr selten im Traum vor, andere Alltagsereignisse oder auch -sorgen aber sehr wohl.

Besonders in der ersten Hälfte der Nacht träumen wir meist nur kurz und bruchstückhaft. Die Träume sind hier „ein Abbild unseres Lebens im Wachzustand“ wie es der amerikanische Schlafforscher Fred Snyder formuliert. Erst in der zweiten Nachthälfte werden die Träume detail- und handlungsreicher und bekommen den typischen „Spielfilmcharakter“.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Träumen
Wenn das Gehirn eigene Wege geht...

Wenn der Vorhang fällt
Vom Wachsein in den Schlaf

Ein Reich mit eigenen Regeln...
Was träumen wir, wenn wir träumen?

In der Traumzeit...
Zeit und Zeitwahrnehmung im Traum

Bewegte Träume
"Traumabdrücke" in Muskeln und Gehirn

Ein Granatsplitter schreibt Geschichte
Was steuert den Traumschlaf?

Signale aus der Innenwelt
Wie träumt das Gehirn?

Sinnlos oder biologisch notwendig?
Warum träumen wir?

Träumen Delfine?
REM-Schlaf und Traum bei Tieren

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Schlaf - Das geheimnisvollste Drittel unseres Lebens

Erinnerung - Das Geheimnis von Speichern und Vergessen