Wir reden, gehen, fliegen oder fahren oft leicht und mühelos durch unsere Traumwelt, ohne das Gefühl zu haben, uns körperlich anstrengen zu müssen. Interessanterweise lassen sich jedoch diese nur geträumten Bewegungen in vielen Fällen tatsächlich in den Muskeln des Schläfers nachweisen – und dies, obwohl die Schlaflähmung eigentlich jede willkürliche Bewegung mit Ausnahme der Augen unterbindet.
Traum und Körper sind verknüpft
Die Schlafforscher McGuigan und Tanner berichteten schon in den 1970er Jahren von erfolgreichen Versuchen, winzige Nervenimpulse in Armen, Beinen oder den Lippen mit geträumten Bewegungen von Probanden in Einklang zu bringen. Erzählte beispielsweise ein Proband nach dem Aufwecken, er habe im Traum eine Rede halten müssen, hatte das Elektromyogramm während dieser Traumphase tatsächlich eine erhöhte Aktivität in den normalerweise beim Sprechen beteiligten Muskeln registriert.
Umgekehrt kann jedoch auch die erzwungene Untätigkeit unserer Muskeln sich in unsere Träume einschleichen: Sie schlägt sich dann oft in den klassischen Fall- oder Lähmungsträumen nieder: Wir stürzen aus großer Höhe herab, wollen vor einem Verfolger weglaufen oder einem schnell heranrasenden Auto ausweichen – und können uns plötzlich nicht oder nur in Zeitlupe bewegen. Schlafforscher vermuten, dass unser Bewusstsein die REM-typische Schlaflähmung unterschwellig sehr wohl wahrnimmt und entsprechend in unsere Träume einbaut.
Augen als „Fenster zum Traum“
Weitaus deutlicher ist dieser Zusammenhang bei den Bewegungen der Augen festzustellen: William Dement, einer der Pioniere der Schlafforschung, erzählt in seinem Buch „Schlaf und unsere Gesundheit“: „Bei einer REM-Aufzeichnung sahen wir einmal, wie die Augen des Träumers hin- und her zuckten, zwanzigmal von links nach rechts und wieder zurück, in einer rhythmischen Bewegung. Das war so ungewöhnlich, dass wir ihn sofort weckten und fragten, wovon er geträumt habe. Er erzählte, er habe an einer Tischtennisplatte gesessen und dem Spiel zwischen seinem Bruder und einem Freund zugesehen.“
Um zu prüfen, ob diese Bewegungsmuster tatsächlich mit dem Trauminhalt übereinstimmten, registrierten Dement und seine Kollegen in einem weiteren Versuch die Augenbewegungen des Probanden bei einem tatsächlich beobachteten Tischtennisspiel. Und tatsächlich: Die Muster stimmten überein.
Alles schläft, doch das Gehirn wacht…
Und nicht nur in den Muskeln hinterlassen viele Traumhandlungen Spuren – auch im Gehirn selbst zeigen sich die „Schatten“ der Traumwelt: Der chinesische Schlafforscher C.C. Hong konnte 1996 einen Zusammenhang zwischen Sprechen und Hören im Traum und einer erhöhten Aktivität im Sprech- und Hörzentrum des Gehirns nachweisen.
Die Wellen in diesen Gebieten zeigten ein deutliches „Wachmuster“, obwohl die Probanden fest schliefen. Offensichtlich sind, zumindest für Teile unseres Gehirns, Träume keineswegs nur Schäume, sondern sehr real. Wenn wir im Traum laufen, essen, zuhören oder lachen, senden die zuständigen Gehirnbereiche dieselben Signale aus, wie auch im Wachzustand.
Mit einem entscheidenden Unterschied: Das Gehirn „schmort dabei im eigenen Saft“, es ist sowohl von der Außenwelt als auch von unserem bewussten beeinflussbaren Denken weitgehend abgekoppelt.