Archäologie

Wo Richard Löwenherz und Saladin kämpften

Archäologen identifizieren Ort der Schlacht von Arsuf im dritten Kreuzzug

Löwenherz und Saladin
In der Schlacht von Arsuf am 7. September 1192 standen sich die Truppen von Saladin und Richard Löwenherz gegenüber. Aber wo lag das Schlachtfeld? © historisch

Folgenreiche Schlacht: Am 7. September 1191 ereignete sich nahe dem heutigen Tel Aviv eine der wichtigsten Schlachten des dritten Kreuzzugs – die Truppen von Richard Löwenherz besiegten das Heer von Sultan Saladin. Doch erst jetzt haben Archäologen herausgefunden, wo das berühmte Schlachtfeld genau lag. Dies gibt auch Aufschluss darüber, warum Saladin die Kreuzritter an diesem Punkt angriff.

Ziel des 1189 begonnenen dritten Kreuzzugs war es, die Stadt Jerusalem aus der Hand des muslimischen Herrschers Saladin zu befreien. Dafür zogen Truppen unter Kaiser Barbarossa, Philipp II. von Frankreich und dem englischen König Richard Löwenherz auf verschiedenen Routen ins Heilige Land. Nachdem die vereinten Kreuzfahrerheere die Stadt Akkon im Norden Israels nach langer Belagerung erobert hatten, zog Richard Löwenherz mit seinen Truppen an der Küste entlang nach Süden.

Richard Löwenherz
Richard Löwenherz zog mit seinem Heer an der Küste Israels entlang – so blieb er in Kontakt mit der Kreuzfahrer-Flotte. © historisch

Strategisch gewählte Route

Der englische König wählte dabei seine Route strategisch geschickt: „Die Männer marschierten nahe der Küste, so dass ihre rechte Flanke durch das Meer geschützt war“, erklärt Rafael Lewis von der Universität Haifa. „Die Flotte der Kreuzfahrer folgte ihnen und lieferte den Truppen zusätzlichen Schutz sowie Proviant.“ Dennoch wurden die Kreuzfahrer ständig durch kleinere Gruppen von Saladins Heer angegriffen.

Löwenherz verbot seinen Kreuzrittern aber zunächst, die Angreifer zu verfolgen, um sich nicht aufreiben zu lassen. Am 7. September 1192 aber intensivierten sich die Angriffe – Saladin wollte eine große Schlacht provozieren. Das gelang: Nachdem zahlreiche Pferde und Männer getötet worden waren, setzten einige Tempelritter zum Gegenangriff an und Löwenherz blieb nichts anders übrig, als auch seine restlichen Truppen gegen Saladins Armee zu führen.

Vorläufiger Sieg für Löwenherz

Aus historischen Aufzeichnungen ist überliefert, dass die Kreuzfahrer Saladins Truppen in die Flucht schlugen und bis an den Rand eines Waldes verfolgten. Dort hielten sie aber an, weil sie einen Hinterhalt fürchteten. Als Folge gewann Richard Löwenherz zwar diese Schlacht und fügte dem zuvor als unbesiegbar geltenden Saladin eine peinliche Niederlage zu.

Langfristig aber zogen die Kreuzfahrer den Kürzeren: Sie mussten Ende 1192 einen Friedensvertrag mit Saladin schließen, in dem der Sultan die Herrschaft über Jerusalem behielt. Die verfrühte Schlacht von Arsuf und die Entscheidung, Saladins Truppen nicht bis in den Wald zu verfolgen, könnte dafür eine wichtige Rolle gespielt haben.

Zwischen Autobahn und Küste

Doch wo fand die Schlacht von Arsuf statt? Klar ist, dass der Ort nahe der antiken Stadt Apollonia, auch Arsuf genannt, gelegen haben muss – sie liegt heute direkt nördlich von Tel Aviv. Außerdem muss das Schlachtfeld nahe der Küste und an einem Wald gelegen haben. Um die Stelle genauer einzugrenzen, hat Lewis nicht nur historische Aufzeichnungen zur Schlacht ausgewertet, sondern auch spätere Dokumente zu dieser Gegend, Luftbilder und topografische Karten.

„Allein in den letzten 100 Jahren hat sich die Landschaft um Arsuf signifikant gewandelt“, erklärt Lewis. Den Wald gibt es nicht mehr und auch die Lage der alten Wege ist nicht mehr erkennbar. Hinzu kommt, dass das Gebiet nördlich von Tel Aviv heute von Feldern und Siedlungen übersäht ist. Dennoch ist es Lewis gelungen, den Ort der Schlacht auf ein schmales Landstück zwischen zwei parallel zur Küste verlaufenden Höhenrücken einzugrenzen. Heute liegt es nahe einer verlassenen Munitionsfabrik zwischen einer Autobahn und der wenige hundert Meter entfernten Küste.

Zur Zeit des dritten Kreuzzugs jedoch lag dieser Ort nahe einer Wegkreuzung, von der aus es nach Jerusalem ging. Lewis vermutet, dass hier der Grund für Saladins Angriff lag: Der Sultan wollte das Kreuzfahrerheer schlagen, bevor es in die Nähe dieser Stadt kam. Was er jedoch nicht wusste: Löwenherz wollte noch gar nicht nach Jerusalem: Sein nächstes Angriffsziel war die Stadt Jaffa.

Relikte der Schlacht gefunden

Gestützt wird die Lokalisierung des Schlachtfelds von Arsuf durch einige Funde aus dem 12. Jahrhundert, die Lewis und sein Team bei einer ersten Metalldetektor-Suche vor Ort machten: Sie stießen auf mehrere Pfeilspitzen, darunter eine mit einer harnischbrechenden Verstärkung. Außerdem eine Eisenplatte, die von einem Helm stammen könnte sowie den Nagel eines Hufeisens nach mittelalterlicher englischer und französischer Machart.

„Wir haben nur eine Handvoll Artefakte gefunden, was angesichts des schlechten Erhaltungszustands dieses Schlachtfelds kaum verwunderlich ist“, sagt Lewis. „Ich war wegen der ganzen modernen Überformung sehr überrascht, dass wir überhaupt etwas gefunden haben.“ (Apollonia-Arsuf: Final Report of the Excavations, Kapitel 23)

Quelle: Final Report, Haaretz

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