Bereits 1856 waren bei Bergarbeiten im Neandertal bei Düsseldorf zufällig Knochenreste entdeckt worden. Sie wiesen eigenartige morphologische Besonderheiten auf. Vor allem wegen ihrer Robustheit hatte man die Knochen zunächst für Teile eines Bärenskeletts gehalten, der Elberfelder Lehrer und Naturforscher Johann Karl Fuhlrott erkannte sie aber als eindeutig menschliche Überreste.
Ein rätselhafter Fund
Uneinig waren sich die „Großen“ der Wissenschaft allerdings über das Alter der Knochen. Fuhlrott und die englischen Gelehrten Huxley und Lyell gingen von einem „sehr hohen Alter“ des „Neandertalers“ aus. Andere, wie etwa der berühmte Anatom und Pathologe Rudolf Virchow, konnten dem überhaupt nicht zustimmen. Nach Virchows Meinung waren die besondere Beschaffenheit der Knochen, ihre Robustheit und Dichte und der wie plattgedrückte Schädel die Folge einer Krankheit eines „heutigen“ Menschen.
Der irische Geologe William King beschäftigte sich schließlich 1863/64 mit dem Fund aus dem Neandertal. Nach seinen Ergebnissen stammten die Skelettreste nicht von einem Vertreter der Art „sapiens“ der Gattung Homo, sondern um eine andere, ausgestorbene menschliche Art. Er gab dem „Kind“ endlich einen Namen: „Homo neanderthalensis“ und machte ihn damit zu einem direkten Vorfahren des modernen Menschen.
130 Jahre später meldeten die Nachrichtenagenturen, dass eben dies nicht der Fall sei.
Wer findet den „Affenmenschen“?
Es dauerte eine Weile, bis der Gedanke, dass es sich bei dem „Düsseldorfer“ tatsächlich um einen „primitiven“ Menschen handelte, akzeptiert wurde. Die Vorstellung von dem fehlenden Bindeglied wurde dadurch für viele noch faszinierender und brachte die ersten Wissenschaftler dazu, gezielt nach dem „Pithecanthropus“, dem Affenmenschen, zu suchen.
Der holländische Arzt Eugène Dubois entdeckte 1891/92 bei Trinil auf Java ein scheinbar menschenaffenähnliches Schädeldach und einen Oberschenkelknochen. Überzeugt davon, den gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe gefunden zu haben, benannte er ihn Pithecantropus erectus, der aufrechtgehende Affenmensch. Die Fachwelt konnte seine Begeisterung jedoch nicht teilen.
Ebenso erging es dem Anatomen Raymond Dart. Er gab 1924 die Entdeckung des „Missing link“ in Südafrika bekannt. Er nannte seinen Affenmenschen Australopithecus africanus, der südliche Affe Afrikas.
Die Suche geht weiter
Die beiden Entdecker lagen mit ihren Behauptungen, das „Missing link“ entdeckt zu haben, tatsächlich falsch. Spätere Untersuchungen ergaben aber, dass es sich bei Dubois´ Entdeckung um einen etwa eine Millionen Jahre alten Frühmenschen und bei Darts Kinderschädel von Taung um einen noch primitiveren Vormenschen handelte.
Seit dieser Zeit haben Paläontologen überall in der Alten Welt, vor allem aber in Afrika, unzählige Fossilien entdeckt. Bis in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts waren alle fossilen Arten und Formen der heute unterschiedenen menschlichen Entwicklungslinien bekannt . Die Wege nach der Gabelung der afrikanischen Großaffen und des modernen Menschen sind in der groben Struktur bekannt, aber der gemeinsame Vorfahre, das „Verbindungsglied“ zwischen beiden Linien haben die Paläoanthropologen noch immer nicht gefunden. Die Suche geht weiter.