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Der südliche Zwilling…

Frühe Vorstellungen vom Südkontinent

Obwohl die Antarktis erst viele hundert Jahre später entdeckt werden sollte, postulierten schon die alten Griechen die Existenz eines Südkontinents. Ihr Empfinden für Symmetrie forderte es einfach, dass eine große nördliche Landmasse einen ebenso großen südlichen Zwilling haben musste.

Schlaraffenland Antarktis

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Eine so vereiste Landschaft vorzufinden, war vor der Entdeckung der Antarktis nicht vorstellbar. © Andrew Mandemaker /CC-by-sa 3.0

Der Geograph und Astronom Claudius Ptolemäus ordnete 150 vor Christus daher in seinem Längen- und Breitengradsystem einen Nord- und einen Südkontinent entsprechend an. Sie erhielten die Namen „Arktis“ – nach dem nördlichen Sternbild des Arkturos, des großen Bären – und Antarktis – „gegenüber des großen Bären“. In den Vorstellungen der Griechen war die Antarktis allerdings kein eisiger öder Kontinent, sondern ein eher tropisch üppiges Land des Südens, eine Art Schlaraffenland.

1482, mehr als 1500 Jahre später verließen sich die Kartographen der Renaissance noch immer auf die Schriften des Ptolemäus und zeichneten im unteren Bereich ihrer Karten eine Antarktis ein.

Neue Nahrung erhielten die Spekulationen über einen großen Südkontinent durch den Entdecker Ferdinand Magellan. 1519 passierte er auf der Suche nach einem westlichen Weg nach Indien Feuerland und vermutete in dem öden Landstrich den nördlichen Ausläufer des Südkontinents. In zeitgenössische Karten ging seine Entdeckung das „neu entdeckte aber noch unbekannte südliche Land“ ein.

Traurige Wahrheit

Magellans Interpretation von Feuerland als Teil einer Antarktis wurde allerdings gut 50 Jahre später durch Francis Drake widerlegt. Ein Sturm trieb den Seefahrer 1578 an den südlichen Rand der „Tierra del Fuego“, wo ihm nur allzu deutlich klarwurde, dass sich dort statt des erhofften Südkontinents ein weites Meer erstreckte. Von Land im Süden keinen Spur.

Trotz dieses Rückschlags setzte sich die Vision einer „Terra australis incognita“ weiter durch. Im Laufe der Zeit wurde dieses Südland in der Phantasie der Menschen und auch der Kartographen immer stärker ausgeschmückt. Noch Anfang des 18. Jahrhunderts herrschte die Vorstellung einer blühenden Zivilisation mit mehr als 50 Millionen Menschen vor. Der Drang danach, endlich dieses Fabelland zu finden, wuchs und immer häufiger machten sich Abenteurer, Seefahrer und Wissenschaftler auf den Weg nach Süden – auf die Suche nach der Terra incognita.

Auf der Suche nach dem Südland

james cook
Drei Jahre lang segelte James Cook übers Meer. © gemeinfrei

Angetrieben von den fantasievollen Vorstellungen seiner Zeit, macht sich 1772 auch der englische Seefahrer James Cook Richtung Süden auf. Offiziell zum Zwecke astronomischer Beobachtungen ausgesandt, soll seine Expedition gleichzeitig Ausschau nach dem geheimnisvollen Südkontinent halten. Obwohl Cook selbst der Ansicht ist, die polaren Gewässer würden absolut gar nichts oder bestenfalls unfruchtbares Ödland enthalten, segelt er drei Jahre lang kreuz und quer über die Meere der Südhalbkugel.

Seine Reisen sollten das Gesicht der bekannten Welt mehr verändern als alle anderen historischen Entdeckungsfahrten. Als erster Europäer kreuzt er den Südpolarkreis und entdeckt die South Georgia und South Sandwich Inseln – aber das Südland findet er nicht. Cook ist zwar inzwischen überzeugt, es gäbe „einen Landstrich am Pol, die Quelle allen Eises, das über den großen Südozean verteilt ist.“ Die von ihm gefundenen „Landstückchen“ tragen allerdings nicht gerade dazu bei, seinen Enthusiasmus für diese Suche zu steigern: „Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen. Nach dem Gefundenen zu urteilen, ist das Ganze ohnehin keiner Entdeckung wert.“

James Cook und die ersten Entdecker

In dieser Einschätzung sollte sich Cook allerdings gründlich getäuscht haben: Als seine Reiseberichte veröffentlicht werden, lösen die Schilderungen von reichen Seehund und Walvorkommen im Südmeer eine Art „Goldrausch“ unter britischen und amerikanischen Pelztierjägern und Walfängern aus. In Scharen strömen sie nach Süden mit dem Ziel, die Schätze der südlichen Meere auszubeuten. Obwohl die Jäger zum größten Teil kein besonderes Interesse an neuen Entdeckungen oder gar wissenschaftlichen Erkenntnissen haben, lösen ihre Berichte wiederum eine neue Welle von wissenschaftlichen Expeditionen aus.

1820 schließlich ist die lange Suche nach dem Südland endlich zu Ende: Gleich drei Menschen erblicken unabhängig voneinander die Küste der Antarktis. Der erste, der russische Admiral Thaddeus von Bellinghausen sieht das Festland im Januar von Bord eines Walfangschiffes aus. Einen Monat später entdeckt der britische Offizier Edward Bransfield die Küste der antarktischen Halbinsel und im November folgt der Amerikaner Nathaniel Palmer.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Antarktis
Am eisigen Ende der Welt

Der südliche Zwilling...
Frühe Vorstellungen vom Südkontinent

Vulkane, Schelfeis und zwei Schiffe
Die Expeditionen des James Ross

Hungern und Frieren für Ruhm und Ehre
Auf dem Weg zum Südpol

Der Wettlauf zum Pol
Die erste Etappe

90° Süd
Kampf ums Überleben

Eine neue Ära der Polarforschung
Die Technik hält Einzug

Kooperation statt Kolonien
Der Antarktisvertrag

Wissenschaft statt Militär
Die Kernaussagen des Vertrags

Bewahren statt Ausbeuten
Naturschutz in der Antarktis

Labor des Klimawandels
Die Antarktis als Anzeiger für globale Erwärmung

Testfeld für den Weltraum
Mikroben im Eis als Modell für Leben im All?

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