Gärtner und Landwirte der Permakultur legen großen Wert darauf, dass sie beim Wirtschaften das Gleichgewicht der Tier- und Pflanzenwelt nicht verändern. Unkräuter nutzen sie bewusst als Nährstoffquellen und verzichten auf Pestizide. Die Folge: Ihre Anbauflächen sind für Nützlinge – aber auch für Schädlinge – ungehindert zu erreichen.
Teils Nützling, teils Schädling?
Gärtner der Permakultur bauen bestimmte Pflanzen an, um damit Nützlinge anlocken, die unter anderem Schädlinge vertreiben. Aber es gibt auch Tierarten, die nicht per se ein Nützling oder ein Schädling sind: Sie haben sowohl einen Nutzen als auch einen Nachteil für den Landwirt.
Schmetterlinge beispielsweise beteiligen sich an der Bestäubung der Pflanzen. Ihre Larven ernähren sich hingegen von Blättern und machen dabei auch vor Salat- und Kohlköpfe keinen Halt. Auch größere Tiere wie Maulwürfe fressen zwar einerseits Raupen, Larven, Engerlinge sowie Rüsselkäfer und sind daher eigentlich ein gern gesehener Gast im Garten. Doch durch die beim Graben entstehenden Maulwurfshügel zerstören sie die Wurzeln vieler Pflanzen – oder gar gesamte Pflanzen.
Für Igel gilt ähnliches: Sie verspeisen mit Vorliebe Schnecken, Spinnen und andere Insekten, die den Pflanzen schaden. Doch der Vielfraß hat seine Schattenseiten, denn auch Nützlinge wie der Regenwurm oder die Eier von Vögeln stehen auf seinem Speiseplan.
Vom Nützling zum Schädling
Noch größere Probleme sind Nützlinge, die ihre Rolle wechseln: Zum Beispiel spielen Ohrwürmer im Obstbau einerseits eine große Rolle als Gegner der Blutlaus (Eriosoma lanigerum), denn sie fressen 50 bis 120 dieser schädlichen Läuse pro Nacht. Fehlt es ihnen aber an Beute, können Ohrwürmer selbst zu Schädlingen werden. Sie fressen dann bevorzugt weiches Pflanzenmaterial wie Blüten oder überreifes Obst und greifen damit die Pflanzen oder die Ernte an.
Einige Nützlinge besuchen auch nur den Garten oder die Äcker, wenn bereits Schädlinge die Pflanzen befallen haben – und das kann manchmal schon zu spät sein. Sind die Schädlinge schließlich gefressen, sterben die Nützlinge oder wandern in einen anderen Lebensraum. Sich als Landwirt auf die Hilfe der Nützlinge zu verlassen, ist also weniger zuverlässig als der Einsatz von Pestiziden.
Die einen lieben sie, die anderen verschmähen sie
Um dem Pflanzenschutz ein bisschen nachzuhelfen, pflanzen Permakultur-Landwirte aber auch bewusst bestimmte Gewächse, die Schädlinge dauerhaft abhalten: So bauen sie zum Beispiel Brennnesseln neben Kartoffelpflanzen an. Diese schützen die Kartoffeln vor dem Kartoffelkäfer. Die Tagetes hingegen bietet sich in einer Pflanzengemeinschaft mit Kohl an: Der intensive Duft der Tagetes schreckt die lästigen weißen Fliegen ab, von denen Kohlpflanzen häufig befallen werden. Auch Kohlweißlinge wagen sich dann seltener in die Nähe der Kohlpflanzen.
Die stark duftenden Studentenblume ist aber auch noch auf eine andere Weise nützlich: Landwirte pflanzen sie zum Beispiel zwischen verschiedene Gemüsepflanzen. Der Grund: Sie sondern über ihre Wurzeln einen Duft aus, der zunächst Insekten wie etwa winzige Fadenwürmer anlockt. Einige dieser Nematodenarten können massive Schäden an Pflanzen, wie zum Beispiel an Kartoffeln und Rüben, in der Umgebung anrichten. Sobald die schädlichen Würmer an den Wurzeln der Tagetes saugen oder in das Wurzelwerk eindringen, setzt die Blume einen hochwirksamen Giftstoff frei, welcher die Schädlinge abtötet – bevor sie sich über das Gemüse in der Nähe hermachen.