Medizin

Siegeszug der Epidemien

Mit den ersten Städten kamen die Krankheiten

Mesopotamien gilt als die Wiege der Zivilisation. Hier, im fruchtbaren Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, begannen die Menschen schon früh mit der Landwirtschaft und bauten feste Siedlungen. In der Folge wuchs die Bevölkerung und es kam zur Gründung der ersten Städte. Mit Uruk entstand vor rund 6.000 Jahren sogar die erste Megacity der Welt – bis zu 50.000 Menschen lebten dort.

Uruk
Ruinen von Uruk, einer der ersten Megacities des Altertums. © SAC Andy Holmes (RAF)/OGL

Mit den ersten Städten kamen die Seuchen

Die frühe Urbanisierung veränderte die Lebensweise und das Umfeld der Menschen radikal. Plötzlich lebten so viele Menschen auf engem Raum zusammen wie kaum jemals zuvor. Dadurch kam jeder Einzelne im Alltag mit weit mehr Menschen in Kontakt als noch in den überschaubaren Dörfern oder nomadischen Familienverbänden. „Mit dem Aufkommen der großen Städte war die Gesellschafft in einem Zustand der konstanten physischen und sozialen Interaktion“, erklärt Troels Arbøll von der Universität Kopenhagen.

Das hatte Folgen: Krankheiten konnten sich nun weit schneller und weiter ausbreiten als zuvor. Die dichtbesiedelten Ballungsräume erleichterten die Übertragung von Krankheitserregern. Gleichzeitig profitierten auch tierische Überträger wie Ratten und Mäuse, aber auch blutsaugende Insekten, vom reichen Nahrungsangebot der frühen Städte. „Es ist daher kein Wunder, dass die historischen Aufzeichnungen aus Mesopotamien die ältesten schriftlichen Bezüge auf Epidemien in der Geschichte enthalten“, erklärt Arbøll.

Keilschrift-Zeugnisse früher Epidemien

Für seine Forschungsarbeit hat der Assyrologe hunderte Keilschrifttexte aus babylonischer und assyrischer Zeit nach Hinweise auf Seuchen oder ansteckende Krankheiten und ihre Behandlung hin durchsucht. Die ältesten Texte stammten dabei aus der Zeit etwa vor 2.000 vor Christus. Ähnlich wie in der Astronomie waren die Babylonier in vieler Hinsicht wissenschaftliche weit fortgeschritten, gleichzeitig aber trennten sie nicht zwischen der Wissenschaft und der Magie und Welt ihrer Gottheiten.

Dennoch gab es im alten Mesopotamien gut ausgebildete und erfahrene Heiler, die Leiden verschiedenster Art erkennen, behandeln oder sogar kurieren konnten. Weil sie Wissen häufig auf Keilschrifttafeln festhielten und weitergaben, geben ihre Aufzeichnungen auch wertvolle Einblicke darin, wie die Babylonier mit Seuchen umgingen. In ihren Texten beschreiben sie Epidemien manchmal nur als „viele Todesfälle“. Aber es gibt auch Begriffe, die sich mit „Seuche“ oder „Pestilenz“ übersetzen lassen, wie Arbøll erklärt.

Aus den mesopotamischen Aufzeichnungen geht hervor, dass es schon damals Epidemien gab, die ganze Städte, Tierhaltungen oder Militärlager betrafen. „Viele vorbeugende Rituale gegen solche furchterregenden Ereignisse zeugen davon, dass Infektionen bei Mensch und Tier damals häufig und weitverbreitet waren“, sagt Arbøll.

Doch wie schützte man sich damals und was unternahmen die Heilkundigen?

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Babylon und die Seuchen
Wie die Menschen im alten Mesopotamien Epidemien bekämpften

Siegeszug der Epidemien
Mit den ersten Städten kamen die Krankheiten

Im Bann der Dämonen
Was wussten die Babylonier über Infektionen?

Social Distancing in Babylon
Quarantäne gab es schon damals

Gegen die Kontamination
Babylonische Hygiene-Maßnahmen

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