Astronomie

Aus für das Arecibo-Radioteleskop

Nach zwei Kabelbrüchen und instabiler Substanz muss die 57 Jahre alte Anlage abgebaut werden

Arecibo-Teleskop
Schwer beschädigt: Das Arecibo-Radioteleskop droht nach zwei gerissenen Kabeln einzustürzen und wird daher endgültig abgebaut. © NSF/ University of Central Florida

Es spielte in Filmen wie „Contact“ und „Goldeneye“ eine prominente Rolle, suchte nach Alien-Signalen und lieferte nobelpreiswürdige Astronomie-Daten: Das Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico ist eines der bekanntesten und wichtigsten Radio-Observatorien weltweit. Doch nun, nach zwei Kabelbrüchen und weiteren Hinweisen auf Materialermüdung, muss das 57 Jahre alte Teleskop ausgemustert und abgebaut werden.

Das Arecibo-Radioteleskop ist seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1963 eines der wichtigsten Werkzeuge der Astronomie. Mit seiner 305 Meter großen Antennenschüssel lauscht es weit ins All hinaus und war lange Zeit das größte „Ohr“ der Menschheit. Mit ihm haben Astronomen Exoplaneten und intergalaktische Molekülwolken aufgespürt, die rätselhaften Fast Radiobursts eingefangen und im Rahmen des SETI-Projekts nach Radiosignalen von Außerirdischen gesucht.

Arecibo-Kabel
Diese Drohnenaufnahme zeigt das herunterhängende, am 9.November 2020 gerissene Haupt-Tragekabel des Arecibo-Teleskops. © NSF/ University of Central Florida

Von Astrophysik bis zu Asteroiden

Mithilfe des Arecibo-Observatoriums haben Astronomen schon mehrfach Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie überprüft und bestätigt. 1993 erhielten die Astronomen Russell Hulse und Joseph Taylor den Physik-Nobelpreis für den ersten indirekten Nachweis von Gravitationswellen. Sie hatten mithilfe des Teleskops den Energieverlust durch diese Wellen in einem System von zwei sich immer enger umkreisenden Pulsaren beobachtet. Auch an der Bestätigung des Äquivalenzprinzips war das Arecibo-Teleskop beteiligt.

Das Arecibo-Observatorium ist jedoch auch eine leistungsstarke Radaranlage und kann daher kosmische Objekte aktiv abtasten. Es ist dadurch ein wichtiges Werkzeug, wenn es darum geht, die Flugbahn erdbahnkreuzender und erdnaher Asteroiden zu vermessen – und so das Risiko einer Kollision abzuschätzen. In der breiten Öffentlichkeit wurde das Teleskop auch deswegen bekannt, weil es mehrfach prominent in Hollywood-Spielfilmen und Serien auftauchte, unter anderem in „Contact“, dem James-Bond-Film „Goldeneye“ und der Serie X-Files.

Zweifacher Kabelbruch als Warnzeichen

Doch nach 57 Jahren des Betriebs ist jetzt das Ende für die „Schüssel“ gekommen. Die US-National Science Foundation, die das Observatorium unterhält, hat gestern das endgültige Aus für das Arecibo-Telekop verkündet. Dies kommt, nachdem im August 2020 zunächst ein Hilfs-Tragekabel der Antennenplattform abgestürzt war und ein Loch in die Antennenschüssel gerissen hatte. Am 9. November gab dann auch eines der Haupt-Haltekabel nach und verursachte weitere Schäden.

Untersuchungen der restlichen Kabel enthüllten dann, dass auch sie bereits erste Faserbrüche und Schäden aufweisen. Ingenieure gehen davon aus, dass eine Kombination von Materialermüdung und der Belastung durch mehrere Erdbeben und Tropenstürme das Teleskop im Laufe der Zeit marode gemacht haben. Jetzt droht die gesamte, rund 800 Tonne schwere Konstruktion einzustürzen. Aus Sicherheitsgründen soll sie daher nun abgebaut werden.

Das Teleskop geht, aber sein Erbe bleibt

„Unser Team hat unermüdlich nach Wegen gesucht, um das Teleskop mit minimalem Risiko zu stabilisieren“, sagt Alexander Cartwright, Präsident der University of Central Florida, die das Observatorium managt. Doch die Gefahr eines Einsturzes sei einfach zu groß. „Wir sind traurig, eine so wichtige wissenschaftliche Ressource stilllegen zu müssen, aber die Sicherheit geht vor.“ Die ersten Arbeiten zum Abbau des Teleskop sollen in einigen Wochen beginnen, schon jetzt wurde der Bereich um das Teleskop weiträumig evakuiert.

Immerhin soll ein Teil des Arecibo-Observatoriums erhalten bleiben, darunter eine LIDAR-Anlage, mit deren Laser wertvolle Atmosphärenforschung betrieben wird. Auch das Besucherzentrum und die Außenstelle in Culebra, die der Erforschung von Wolken und Niederschlägen dient, bleiben weiter in Betrieb. Für die Radioastronomie bleibt nur der Trost, dass die Daten, die das Arecibo-Teleskop im Verlauf der letzten Jahrzehnte gesammelt hat, noch lange nicht vollständig ausgewertet sind.

Quelle: National Science Foundation, University of Central Florida

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