Kampf um die Kopulation: Beim holzfressenden Schiffsbohrwurm kommt es sehr wohl darauf an, wer den Längsten hat. Denn wenn diese sessile Muschelart kopuliert, kommt es zu einem wilden Kampf um die erfolgreiche Spermienübertragung, wie nun erstmals Video-Aufnahmen enthüllen. Dabei werden die Spermien-Siphone der Nachbarn mit Gewalt und viel Gerangel zur Seite gedrückt. Empfänger-Siphone dagegen herangezogen und befüllt.
Die meisten festsitzenden Meerestiere machen sich die Fortpflanzung leicht: Sie entlassen ihre Eier und Samenzellen ins Wasser und vertrauen darauf, dass es dort zur Befruchtung kommt. Um die Chance dafür zu erhöhen, kommt es unter anderem bei Korallen und manchen Meereswürmern zu einem synchronen Massenlaichen. Auch die meisten Muscheln nutzen die externe Befruchtung als Fortpflanzungsstrategie.
Schiffsbohrwürmer – die Exoten unter den Muscheln
Doch es gibt eine Muschelgruppe, die sowohl in ihrem Äußeren wie bei ihren Sexpraktiken ganz anders ist: die Schiffsbohrwürmer (Teredinidae). Bei diesen holzfressenden Muscheln ist der Körper lang und wurmförmig, die Schale dagegen zu zwei kleinen, aber scharfen Bohrwerkzeugen umfunktioniert. Aus dem von ihnen besiedelten Holz ragen nur zwei lange Siphone heraus – ein Ansaugschlauch für Frischwasser und einer zum Ausstoß von Abfallstoffen.
Exotisch auch: Schiffsbohrwürmer haben kein festgelegtes Geschlecht. Meist sind sie zunächst männlich, bevor sie später zu Weibchen werden. Häufig aber sind die Bohrmuscheln beides zugleich oder können rasch zwischen beiden Rollen wechseln. Bei einigen Arten wie der im Nordpazifik heimischen Bankia setacea kommt hinzu, dass sie zur Fortpflanzung eine Pseudokopulation praktizieren – sie nutzen ihre Siphone als Paarungsorgane.