Paläontologie

Bernstein konserviert Kreidezeit-Blume

Winzige Blüte enthält ungewöhnlich viele, spiralig angeordnete Staublätter

Bernstein-Blüte
Die Kreidezeit-Blume Valviloculus pleristaminis besitzt ungewöhnlich viele, kunstvoll angeordnete Stabblätter. © George Poinar Jr./ Oregon State University

Kunstwerk der Natur: Ein 100 Millionen Jahre altes Stück Bernstein hat eine winzige, aber komplexe Urzeit-Blüte in verblüffendem Detail konserviert. Die nur zwei Millimeter kleine Blume hat einen eiförmigen Blütenkelch, aus dem mehr als 50 dünne Staubblätter in spiralförmiger Anordnung emporragen. Eine weitere Besonderheit: Diese Blume wuchs einst auf dem Urzeit-Kontinent Gondwana.

Bernstein ist eine echte Zeitkapsel der Natur. In diesem urzeitliche Baumharz sind unzählige Tiere und Pflanzen vergangener Zeiten konserviert geblieben. Unter ihnen sind verschiedenste Insekten und Dinoblut-saugende Zecken, Schleimpilze und viele Urzeit-Blüten. Sogar winzige Dinosaurier und Echsenfüße haben Paläontologen schon in Bernsteinklumpen entdeckt.

Winzige Blüte mit verblüffenden Details

Jetzt haben Paläontologen um George Poinar von der Oregon State University einen neuen Fund gemacht. In einem Klumpen knapp 100 Millionen Jahre alten Bernsteins aus Myanmar haben sie eine ganz neue Gattung und Art der Blütenpflanzen entdeckt. Die winzige, nur rund zwei Millimeter große Blume stammt aus der mittleren Kreidezeit und ist für ihr Alter und ihre Größe ungewöhnlich komplex aufgebaut.

„Es ist zwar keine Weihnachtsblume, aber eine echte Schönheit – vor allem wenn man bedenkt, dass diese Blüte sich schon vor rund 100 Millionen Jahren in einem Wald zur Sonne reckte“, sagt Poinar. „Obwohl diese Blume so klein ist, ist der erhaltene Detailreichtum erstaunlich.“ Der Forscher vermutet, dass diese männliche Blüte einst Teil einer Dolde mit noch weiteren männlichen und weiblichen Blüten war.

Mehr als 50 Staubblätter

Die Blüte besteht aus einem eiförmigen Kelch, von dem sechs Blütenblätter abgehen. Ihre Besonderheit aber liegt in den vielen, kunstvoll arrangierten Staublättern – den auf Stielen stehenden Pollenträgern. „Die Blüte hat mehr als 50 Staubblätter, die wie eine Spirale angeordnet sind“, so Poinar. „Ihre Pollenbehälter zeigen direkt nach oben zum Himmel.“ Die Pollensäcke in diesen zweikammerigen Kapseln öffnen sich mithilfe eines Klappmechanismus.

Wegen ihrer ungewöhnlich zahlreichen Staubblätter haben die Wissenschaftler ihren Fund Valviloculus pleristaminis getauft. Pleristaminis setzt sich aus dem Begriff für Viele – plerus – und der lateinischen Bezeichnung für Staublätter – Stamen – zusammen. Die Bernstein-Blume gehört zu einer zuvor unbekannten Gattung und Art der echten Blütenpflanzen (Angiospermen).

Gewächs aus Gondwana

Interessant auch: Diese kreidezeitliche Blume wuchs einst auf dem Superkontinent Gondwana, einer Landmasse, die über weite Teile der Erdgeschichte nahezu alle Erdteile der heutigen Südhalbkugel in sich vereinte. Vor rund 150 Millionen Jahren begann dann Gondwana zu zerbrechen. Die jetzt entdeckte Blüte muss im Bereich des heutigen Australiens auf Gondwana im Harz eingeschlossen worden sein.

Dann driftete das Bernsteinstück mitsamt der Blüte auf einem Bruchstück dieser Erdplatte bis ins heutige Südostasien. In Myanmar schließlich wurde der Bernsteinbrocken aus dem Untergrund geborgen. (Journal of the Botanical Research Institute of Texas, 2020; doi: 10.17348/jbrit.v14.i2)

Quelle: Oregon State University

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