Bei Tageslicht sieht dieser Namibgecko eher unscheinbar aus – seine sandbraune Färbung lässt ihn mit dem Wüstenboden verschmelzen. Aber nachts und in der Dämmerung leuchtet seine Haut strahlend grün und blau auf. Ursache dafür ist eine neuentdeckte Form der Biofluoreszenz, bei der das UV-Licht der Sonne bestimmte Pigmentzellen des Geckos nachhaltig zum Leuchten anregt.
Pflanzen tun es, einige Haie, Chamäleons und sogar Gleithörnchen und Schnabeltiere: All diese Lebewesen fluoreszieren im Halbdunkeln und Dunkeln in leuchtenden Farben. Hinter dieser Biofluoreszenz stecken Moleküle, die durch das UV-Licht der Sonne angeregt werden. Die überschüssige Energie geben sie dann in Form von längerwelligem, farbigen Licht wieder ab – sie leuchten.
Blaue und grüne Streifen
Diese Aufnahme zeigt, dass auch der in der Wüste heimische Namibgecko (Pachydactylus rangei) zu den fluoreszierenden Tieren gehört. Bei Tageslicht ist er mit seiner sandbraunen Färbung perfekt an seine Wüstenumgebung angepasst und fällt auf dem Wüstenboden kaum auf. Doch wenn der Gecko nachts durch sein Revier streift, ist er kaum zu übersehen: Der UV-Anteil des Mondlichts lässt seine Flanken und die Augenregion grün und blau aufleuchten.
Diese Leuchtstreifen dienen den Geckos wahrscheinlich als Erkennungssignal für Artgenossen. „Beim Wüstengecko spricht die Stärke und die Anordnung der fluoreszierenden Bereiche um die Augen und seitlich an den Flanken dafür, dass die Fluoreszenz als Signal für Artgenossen dient, das vielleicht auch aus größerer Entfernung gut wahrgenommen werden kann“, erklärt Mark Scherz von der Universität Potsdam.
Neue Form der Fluoreszenz
Interessant jedoch: In allen bisher bekannten Fällen wird die Fluoreszenz bei Reptilien und Amphibien entweder durch Knochen oder durch Fluoreszenz-Moleküle in der Lymphflüssigkeit unter der Haut verursacht. „Bereits auf den ersten Blick fiel auf, dass bei den Wüstengeckos ein neuer Mechanismus vorliegen musste: Die deutlich neon-grün fluoreszierenden Muster entstammen ganz klar der Haut“, berichtet David Prötzel von der Zoologischen Staatssammlung München.
Histologische Untersuchungen bei Pachydactylus rangei ergaben, dass in den fluoreszierenden Bereichen der Haut spezielle Pigmentzellen, sogenannte Iridophoren, eingelagert sind, die in den nicht-fluoreszierenden Bereichen fehlen. Einige dieser Iridophoren können unter UV-Licht fluoreszieren. „Dieser Effekt ist eines der stärksten Fluoreszenzphänomene, die bei Landwirbeltieren bisher beobachtet wurden“, erklärt Prötzels Kollege Frank Glaw. (Scientific Reports, 2021; doi: 10.1038/s41598-020-79706-z)
Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns