Lebensräume

Gefährdetes Erdreich

Wenn der Mensch eingreift

Böden sind mit ihren Eigenschaften und Funktionen für die Natur und uns Menschen sehr bedeutsam: Sie sind nicht nur der Lebensraum zahlreicher Organismen und liefern Roh- und Nährstoffe, sondern filtern auch Wasser, binden Schadstoffe, ermöglichen die Artenvielfalt und sind unter anderem Grundlage für fast alle unsere Nahrungsmittel. Dennoch ist unser Umgang mit ihnen alles andere als schonend.

Von wegen „Viel hilft viel“

Düngung
Wird zu viel Mineraldünger auf die Felder aufgetragen, gelangt er ins Grundwasser und die natürlichen Gewässer in der Nähe. © Amazone GmbH & Co. KG/ CC-by-sa 3.0

Schon seit Jahrtausenden versucht der Mensch, die Fruchtbarkeit der Böden zu verbessern, um mehr Erträge auf Ackerflächen zu erzielen. Als größte Errungenschaft galt lange Zeit der Kunstdünger, der dem Boden rasch und umfassend fehlende Nährstoffe liefert. Außerdem nahm man lange an, dass besonders viel Dünger sowie von Pestiziden und Gülle auch die Erträge entsprechend in die Höhe treibt.

Das Problem: Alle Stickstoff- und Phosphat- Anteile des Düngers, die die Pflanzen auf dem Acker nicht aufnehmen, und auch der Schwefel aus den Pestiziden reichern sich im Boden an, versauern ihn und schädigen die Bodenlebewesen. Auch Antibiotika aus Gülle konnte schon in Böden nachgewiesen werden. Schadstoffe und überschüssige Nährstoffe werden zudem in Seen und Flüsse gespült und verunreinigen diese Lebensräume sowie das Grundwasser. So können die Stoffe schließlich auch bei uns Menschen landen.

Den Boden schlecht behandelt

Neben dem Problem der Überdüngung hat auch die Bodennutzung und -bearbeitung in den letzten Jahrzehnten zugenommen: Fruchtbare Erde wird häufiger und meist das ganze Jahr hindurch für die Landwirtschaft genutzt, oft mit großen Maschinen bearbeitet und mit Monokulturen bepflanzt.

Diese Übernutzung der Böden und der Druck der schweren Maschinen führen zur Bodenverdichtung und schließlich zur Degradation. Durch die ständige, landwirtschaftliche Bearbeitung verlieren die Böden zudem bis zu einem Drittel des gebundenen Kohlenstoffs, was auch den Klimawandel beeinflussen kann. Der Anbau von flächendeckenden Reihenfrüchten wie Mais oder Zuckerrüben macht die Böden zusätzlich angreifbarer für Regenfälle und Wind, was zur Bodenerosion führt.

Erosion
Hier in einem Staat im südlichen Afrika ist der Boden von Erosion betroffen. © Martin Schärli/ CC-by-sa 3.0

Dadurch werden manche Nährstoffe wie beispielsweise Phosphor von den Böden in die Gewässer geschwemmt und fehlen somit im Erdreich. Zudem wird die Erde durch den Wind nach und nach abgetragen. Dadurch kommt es zu großflächigen Bodenschäden: Allein durch Bodenerosion gehen jährlich etwa 25 Millionen Tonnen Oberboden verloren. Wissenschaftlern zufolge schwindet der Boden auf offenen Ackerflächen mittlerweile schon viel schneller, als er sich regenerieren kann.

Der Mensch macht sich bemerkbar

Aber nicht nur für unsere Nahrungsmittel, sondern auch zum Wohnen und Leben nehmen wir Menschen zunehmend Böden in Anspruch: Aufgrund der wachsenden Bevölkerung werden zum Beispiel Wälder gerodet, um Siedlungen oder Verkehrswege zu bauen, was zu immer größerer Flächenversieglung führt. In Deutschland wurde etwa im Jahr 2002 täglich eine Fläche von 105 Hektar versiegelt, das sind im Schnitt 730 Quadratmeter pro Minute. Doch eine einmal auf diese Weise zerstörte Fläche braucht Jahrzehnte Erholung, um wieder zu fruchtbarem Boden zu werden.

Außerdem haben Wissenschaftler festgestellt, dass sich auch der vom Menschen in die Luft beförderte Feinstaub im Boden ablagert. Zudem sammelt sich auch unser Müll in den Böden: Forscher haben in einer Tiefe von bis zu einem Meter Plastikreste in der Erde nachgewiesen und auch Mikroplastik-Partikel finden sich im Boden.

Vom Klimawandel betroffen

Zusätzlich wirkt sich auch der Klimawandel auf die Böden aus: Das immer heißere, trockener Klima und die Dürrephasen im Sommer trocknen das Erdreich aus. Als Folge der Trockenheit lösen sich unter anderem vermehrt Fette und Wachse aus den Pflanzenresten heraus und lagern sich auf den mineralischen Bodenanteilen ab. Dadurch können die Böden Regenwasser nur noch schlecht aufnehmen, weshalb es an der Oberfläche abfließt. Durch diese sogenannte Benetzungshemmung bleibt der Boden weiter trocken und die Pflanzen kommen nicht an das nötige Nass. Gleichzeitig verstärkt der oberflächliche Abfluss die Bodenerosion und schwemmt fruchtbare Erde weg.

Wird die Erde in ariden Regionen aber lange Zeit und mit viel Wasser gewässert, werden die im Boden enthaltenen Salze gelöst. Die Salze reichern sich bei der Verdunstung des Wassers im Oberboden an und bilden harte Krusten, auf denen keine Pflanzen mehr wachsen, sodass die Ackerflächen verloren gehen. Die Versalzung gilt als eine der Ursachen der Desertifikation.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Leben im Erdreich
Was im Boden wimmelt

Wie Boden entsteht
Ein jahrzehntelanger Prozess

Der Boden lebt
Die tierischen Bewohner des Erdreichs

Helfer im Nährstoffkreislauf
Unterirdisches Netzwerk aus Mikroorganismen

Gefährdetes Erdreich
Wenn der Mensch eingreift

Was tun gegen zerstörte Böden?
Mit Bodenschutz das Erdreich entlasten

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