Paläontologie

Älteste Fossilien früher Primaten entdeckt

66 Millionen Jahre alte Zähne sprechen für den Ursprung der Primaten vor Ende der Kreidezeit

Purgatorius mckeeveri
So könnte der Ur-Primat Purgatorius mckeeveri vor rund 65,9 Millionen Jahren ausgesehen haben.© Andrey Atuchin

Früher als gedacht: Die ersten Primaten könnten noch zur Zeit der Dinosaurier entstanden sein – früher als bislang gedacht. Dafür spricht der Fund von fossilen Zähnen zweier Ur-Primaten-Spezies im US-Bundesstaat Montana. Sie sind 66 Millionen Jahre alt und damit die ältesten fossilen Zeugnisse früher Primaten. Zudem legt ihr Alter nahe, dass der Ursprung dieser Arten noch in der Kreidezeit lag, wie die Forscher berichten.

Die ersten Urformen der Säugetiere könnten schon zur Zeit der Dinosaurier durch das Unterholz gewuselt sein. Wann allerdings aus ihnen die ersten Primaten entstanden – der Ordnung, der Lemuren, Affen und wir Menschen angehören – ist bislang unklar. So deuten molekulargenetische Studien daraufhin, dass die Ur-Primaten schon während des Dinozeitalters entstanden. Doch die bislang ältesten Fossilfunde dieser Säugetiergruppe stammen erst aus der Zeit vor 55 bis 47 Millionen Jahren.

Zähne
CT-Aufnahmen der fossilen Zähne und Kieferknochen von Purgatorius. © Gregory Wilson Mantilla/ Stephen Chester

Zähne von zwei frühen Primaten

Jetzt wirft eine Entdeckung im US-Bundesstaat Montana ein neues Licht auf die Evolution unserer frühen Vorfahren. Denn Paläontologen um Gregory Wilson Mantilla von der University of Washington haben dort fünf fossile Primatenzähne entdeckt. Morphologische Vergleiche ergaben, dass diese Zähne von zwei verschiedenen Arten der Gattung Purgatorius stammen. Eine dieser Spezies ist bisher noch nie beschrieben worden.

Die Purgatoriiden gelten als eine der ältesten und ursprünglichsten Gruppen der frühen Primaten im weiteren Sinne. „Sie sind daher besonders wichtig, um die Primaten-Herkunft zu verstehen“, erklären die Forscher. Die in Montana entdeckten Fossilien legen nahe, dass diese urzeitlichen Säuger kleine Waldbewohner waren, die anders als noch urtümlichere Säugetiere sowohl Insekten als auch pflanzliche Nahrung wie Früchte fraßen.

Nur gut 100.000 Jahre nach dem Massenaussterben

Das Entscheidende jedoch: Die Paläontologen datieren die fossilen Primatenzähne auf ein Alter von rund 65,9 Millionen Jahren. Ihre Träger lebten demnach nur 105.000 bis 139.000 Jahre nach dem Massenaussterben, das die Kreidezeit und die Ära der Dinosaurier beendete. „Diese Entdeckung repräsentiert das älteste datierte Vorkommen früher Primaten in der Fossilgeschichte“, sagt Koautor Stephen Chester von der City University of New York.

Die beiden kleinen Ursäuger Purgatorius janisae und P. mckeeveri sind damit die bislang ältesten bekannten Vertreter der Primaten. „Sie gehörten zu den ersten Säugetieren, die sich in der neuen postkatastrophalen Welt nach dem Massenaussterben ausbreiteten“, sagt Wilson Mantilla. „Das erweitert unser Verständnis dafür, wie die frühesten Primaten sich nach dem Untergang der Dinosaurier von ihren Konkurrenten absetzten.“

Ursprung im Zeitalter der Dinosaurier

Die neuen Funde liefern aber auch wichtige Anhaltspunkte dafür, wann die allererste Ur-Primaten entstanden sein könnten. Denn wenn direkt nach dem Massenaussterben schon mindestens zwei verschiedene Purgatorius-Spezies existierten, dann muss die Arttrennung dieser Spezies schon weiter zurückliegen. Die Paläontologen vermuten ihren Ursprung schon in der späten Kreidezeit – und damit vor dem Massenaussterben.

Die frühesten Vorfahren aller Lemuren, Affen und Menschen könnten demnach Zeitgenossen der letzten Dinosaurier gewesen sein. „Über einen kreidezeitlichen Ursprung der Primatenartigen wird von Paläontologen schon lange spekuliert“, so die Wissenschaftler. „Unsere Daten liefern nun stärkere Belege dafür, dass die Wurzeln der Primaten und Plazentatiere bis in die späte Kreidezeit zurückreichen.“ (Royal Society Open Science, 2021; doi: 10.1098/rsos.210050)

Quelle: University of Washington

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