Das Intervallfasten gilt als probates Mittel gegen Fettpolster. Doch ausgerechnet das besonders ungesunde Bauchfett kann diesem Wechselfasten offenbar widerstehen – und sogar aktiv gegensteuern. Indizien dafür haben Forscher jetzt bei Proteinanalysen des Fettgewebes von intervallfastenden Mäusen gefunden. Während beim Unterhautfett der Fettabbau angekurbelt wurde, verstärkte sich beim Bauchfett die Fettproduktion.
Das Intervallfasten soll besonders effektiv und langfristig beim Abnehmen helfen und zeigt auch positive Effekte auf den Blutzucker-Stoffwechsel und die Cholesterinwerte. Bei dieser Diätform legt man entweder regelmäßig Fastentage ein oder aber man begrenzt die Zeit seiner täglichen Nahrungsaufnahme – beispielsweise indem man über Nacht eine mindestens 12 bis 16 Stunden lange Esspause einlegt.
Die wiederholten Fastenintervalle sollen unter anderem bewirken, dass Enzyme und Stoffwechselwege für den Fettabbau hochgefahren werden, während die Neuproduktion von Fettgewebe gebremst wird. Gleichzeitig will man durch das Einschieben normaler Essphasen den gefürchteten Jojo-Effekt verhindern.
Wie reagieren die Fettdepots aufs Intervallfasten?
Ob das funktioniert und wie sich Intervallfasten auf das Fettgewebe auswirkt, haben nun Dylan Harney und seine Kollegen von der University of Sydney an Mäusen untersucht. „Die Physiologie der Mäuse ist der des Menschen ähnlich, aber ihr Stoffwechsel läuft schneller“, erklärt Studienleiter Mark Larance von der Universität Sydney. „Dadurch können wir Veränderungen schneller erkennen als beim Menschen und auch besser Gewebe entnehmen.“
Für ihre Studie analysierten die Forscher die Gesamtheit der Proteine in den Fettgeweben der Mäuse – sowohl im Bauchfett als auch im Unterhautfettgewebe. Sie verglichen, wie sich das Proteom dieser Fettdepots verändert, wenn die Mäuse einmalig fasteten oder aber für längere Zeit ein Intervallfasten absolvierten. Dabei durften die Tiere abwechselnd einen Tag lang beliebig viel fressen, einen Tag bekamen sie kein Futter.
Intervallfasten verändert das Proteom
Das Ergebnis: In Reaktion auf das Intervallfasten zeigten sich bei den Mäusen signifikante Veränderungen bei rund 1800 Proteinen der Fettgewebe. Bei den Mäusen, die nur einmalig fasteten, waren dagegen nur rund 300 Proteine in den Fettdepots verändert. „Dieser große Unterschied zwischen Intervallfasten und akutem Fasten deutet darauf hin, dass die wiederholten Fastenzeiten des Intervallfastens die Proteom-Reaktion verstärken“, schreiben Larance und seine Kollegen.
Die stärksten Veränderungen fanden sie bei Proteinen, die mit dem Zellstoffwechsel und den Mitochondrien verknüpft sind. Dies passt zu Beobachtungen, nach denen Fasten zu einer Vermehrung der Mitochondrien im weißen Fettgewebe führt. Diese sind die Voraussetzung dafür, das Fett in Energie umzuwandeln und es damit zu „verbrennen“, wie die Forscher erklären. Auf den ersten Blick legen die Proteinveränderungen daher nahe, dass das Intervallfasten wie erwartet die Fettverbrennung anregt.
Bauchfett schaltet auf Fettproduktion statt Abbau
Doch dieses Bild täuscht, wie nähere Analysen enthüllten: Während das Unterhautfettgewebe tatsächlich vermehrt Enzyme zum Fettabbau produzierte, war dies beim Bauchfett nicht der Fall. Bei ihm reduzierte sich stattdessen ein für die Fettauflösung wichtiges Protein um das Vierfache und auch weitere Enzyme für den Fettabbau nahmen ab statt zu. Dafür stieg der Gehalt der für den Fettaufbau nötigen Proteine in diesem viszeralen Fett an.
„Das zeigt, dass sich diese Fettdepots an das Intervallfasten anpassen“, erklären die Wissenschaftler. „Am auffälligsten im viszeralen Fettgewebe ist dabei das Herunterregeln des Fettlösens und das Hochfahren der Stoffwechselwege für die Synthese von Fettsäuren.“
„Sparmodus“ als Gegenreaktion
Nach Ansicht der Forscher spricht dies dafür, dass gerade das Bauchfett beim Intervallfasten auf eine Art Sparmodus umschaltet: „Das viszerale Fett kann sich offenbar an wiederholte Fastenzeiten anpassen und seinen Energievorrat schützen“, erklärt Larance. „Diese Art der Anpassung könnte der Grund sein, warum das Bauchfett selbst bei längeren Diätperioden dem Abnehmen hartnäckig widerstehen kann.“
Auch wenn sie ihre Studie mit Mäusen durchgeführt haben, halten die Forscher es für wahrscheinlich, dass ähnliche Mechanismen auch bei uns Menschen am Werk sein könnten. Ob dieser unerwünschte Anpassungseffekt des Bauchfetts allerdings auch bei anderen Intervallfasten-Modellen auftritt, muss nun noch untersucht werden.
„Jetzt da wir gezeigt haben, dass Bauchfett bei Mäusen gegen diese Diätform resistent werden kann, ist die große Frage, warum das so ist und wie man dies am besten verhindern kann“, sagt Larance. (Cell Reports, 2021; doi: 10.1016/j.celrep.2021.108804)
Quelle: University of Sydney