Wie von einer anderen Welt: Diese geisterhaft bläulich schimmernden Lichtspuren erinnern an den Wald im Film „Avatar“. Denn wie in diesem verwandeln leuchtende Wesen auch hier die Natur in eine Wunderwelt. Zu sehen sind die Lichtspuren männlicher Glühwürmchen der Art Phausis reticulata in einem Wald in North Carolina. Wegen ihres Leuchtens heißen sie auch „blaue Geister“.
Bei Tag sind sie unscheinbar und bestens getarnt: Die bräunlich gefärbten Leuchtkäfer unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht von anderen Käferarten. Doch in der Nacht kommt ihr großer Auftritt: In ihrem Hinterleib beginnt in speziellen Leuchtorganen eine biochemische Reaktion, durch die Licht entsteht. Diese Biolumineszenz lässt die Leuchtkäfer – auch Glühwürmchen genannt – hell aufleuchten. Die mal blinkenden, mal stetigen Leuchtsignale sollen Partner anlocken oder Ungenießbarkeit signalisieren.
Blaue Geister auf Partnersuche
Diese Aufnahme zeigt einen Wald im US-Bundestaat North Carolina, in dem Glühwürmchen der Art Phausis reticulata für ein geisterhaft bläuliches Licht sorgen. In der Langzeitbelichtung hinterlassen die Flüge der Leuchtkäfer-Männchen lange Lichtspuren im Unterholz. Diese wegen ihrer blauen Lichtfarbe auch als Blue Ghost Firefly bezeichneten Insekten kommen im östlichen und mittleren Teil der USA vor und bevorzugen warme, fechte Wälder.
In der Paarungssaison fliegen die Männchen knapp über dem Unterholz durch den Wald und geben anders als viele andere Glühwürmchen dabei ein Dauerlicht ab. Die Weibchen sind dagegen flugunfähig und ähneln unreifen Larven. Sie sitzen versteckt am Boden und senden Blinkzeichen. Gerade sie sind dadurch besonders gefährdet, wie eine Studie unter Leitung der Tufts University bestätigte: Gerade weil das Schauspiel der Glühwürmchen-Paarungszeit viele Besucher in die Wälder lockt, bedroht dies das Überleben und die erfolgreiche Fortpflanzung der Insekten.
Grün statt blau
Interessant auch: Für unsere Augen erscheint das Licht der „blauen Geister“ zwar blau, in Wirklichkeit aber liegt die Biolumineszenz dieser Käfer im grünen Bereich. Dass wir ihr Licht dennoch als blau wahrnehmen, liegt am sogenannten Purkinje-Effekt. Er entsteht, weil sich die Farbempfindlichkeit unserer Netzhaut bei schummrigem Licht verändert.
Bei geringer Lichtintensität sind vorwiegend die für das Nacht- und Scharfsehen wichtigen Stäbchen aktiv. Diese reagieren besonders sensibel auf blaugrünes Licht im Bereich von 500 Nanometern. In Kombination mit den restlichen Photosensoren sorgt dies für eine Verschiebung der Farbwahrnehmung, durch die rotes entfärbt erscheint, blaues aber mehr Gewicht erhält.
Quelle: Tufts University