Noch deutlich häufiger als eine angeborene, primäre Amenorrhoe tritt die sekundäre Amenorrhoe auf. Davon sind Frauen betroffen, die bereits eine normale Regelblutung hatten. Diese bleibt jedoch plötzlich für mindestens drei Monate aus – ohne dass die Betroffene schwanger ist.
Erkrankungen als Ursache
Häufig wird die sekundäre Amenorrhoe von körperlichen Erkrankungen verursacht. Dazu gehören zum Beispiel Tumore oder Zysten, die sich während der fruchtbaren Phase im Eierstock bilden und ihre Funktion stören können. Außerdem kann es bei bestimmten Krankheiten zu verfrühten Wechseljahren (Klimakterium praecox) kommen. Dabei stellen die Eierstöcke schon vor dem 40. Lebensjahr ihre Funktion ein und können keine Eizellen mehr entwickeln.
Zudem können zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen wie eine Über- oder Unterfunktion den Hormonhaushalt so stören, dass die Regelblutung ausbleibt. Gleiches gilt auch für Hirnregionen, die an der Hormonregulierung beteiligt sind. Treten etwa im Bereich der sogenannten Hypophyse oder des Hypothalamus Entzündungen auf, können sie deren Funktion stören, sodass zu wenig Hormone ausgeschüttet werden – die Periode bleibt aus.
Außerdem können auch Krankheiten der Nebenniere wie zum Beispiel Nebennierenversagen oder Unterfunktionen der Nebennierenrinde die sekundäre Amenorrhoe auslösen. Denn die Nebennierenrinde schüttet unter anderem das Hormon Cortisol aus, um etwa den Blutdruck und Blutzuckerspiegel zu regulieren. Schüttet sie zu wenig davon aus, kann das den Hormonhaushalt beeinflussen, sodass der monatliche Blutfluss dauerhaft ausbleibt.
Durch Stoffwechselstörung zur Amenorrhoe
Auch eine der häufigsten Hormonstörungen bei erwachsenen Frauen kann eine sekundäre Amenorrhoe auslösen, das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCO). Bei dieser Stoffwechselstörung bilden sich in den Eierstöcken zahlreiche Zysten, die die Hormonproduktion stören. Dadurch werden vermehrt Testosteron und das Gelbkörperhormon gebildet und die für die Menstruation nötige Hormonbalance ist gestört. Als Folge wird die Menstruation unregelmäßig oder bleibt ganz aus.
Von einem PCO-Syndrom sind in Europa vier bis zwölf Prozent der Frauen betroffen – Tendenz steigend. Denn als mögliche Risikofaktoren gelten unter anderem Übergewicht und ein gestörter Insulinstoffwechsel beispielsweise durch Diabetes Typ 2. Das Hormon Insulin unterstützt das luteinisierende Hormon, das eine entscheidende Rolle beim Eisprung spielt und damit unter anderem die Ausschüttung von anderen am Menstruationszyklus beteiligten Hormonen wie den Östrogenen beeinflussen kann.
Eingriffe mit Folgen
Aber nicht nur Erkrankungen können zur sekundären Amenorrhoe führen: Auch die Behandlungen von Krankheiten können Auslöser dafür sein, dass Frauen nicht mehr ihre Periode bekommen. Dazu zählen zum Beispiel operative Eingriffen, bei denen die Gebärmutterschleimhaut so stark beschädigt wird, dass sie sich nicht mehr ausreichend aufbauen kann.
Außerdem kann sich nach einer Chemotherapie gegen verschiedene Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Brustkrebs, die Blutung einstellen. Grund dafür könnten unter anderem Schäden im Gehirn sein, die den Hirnstoffwechsel und somit auch die Hormonausschüttung stören.
Forscher um JoAnn Pinkerton von der „North American Menopause Society“ (NAMS) haben das Ausbleiben der Periode nach der Bestrahlung gegen Lungenkrebs geprüft. Dazu befragten sie 85 Frauen im Alter von unter 50 Jahren, die eine Chemotherapie gegen Lungenkrebs erhielten, nach ihrer Menstruation im Anschluss an die Behandlung.
Das Ergebnis: 64 Prozent der befragten Patientinnen gaben an, dass bei ihnen nach der Behandlung eine frühzeitige Menopause eingetreten war und ihre Blutung ausblieb. „Obwohl mehr Forschung erforderlich ist, scheinen prämenopausale Frauen, die eine Chemotherapie für Lungenkrebs benötigen, ein ähnliches Risiko für Amenorrhoe, eine frühe Menopause und den Verlust der Fruchtbarkeit zu haben wie prämenopausale Frauen, die eine Chemotherapie für Brustkrebs und Lymphome erhalten“, folgerte Pinkerton.