Teenager statt Baby: Unter dem Roten Meer entsteht schon seit 13 Millionen Jahren neuer Ozeanboden – doppelt so lange wie bisher gedacht, wie nun Messdaten belegen. Sie enthüllen zudem, dass auch die Ozeanbildung an dieser Spreizungszone der Erdkruste weit fortgeschritten ist. Demnach ist dieses Meeresbecken kein kontinental geprägter Grabenbruch mehr, sondern ähnelt schon einem echten mittelozeanischen Rücken, wie Forschende im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Das Rote Meer ist in gleich mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Denn der schmale, aber bis zu 2.000 Meter tiefe Meeresarm zwischen Afrika und der Arabischen Halbinsel birgt das wärmste und salzigste Tiefenwasser aller Ozeane weltweit. Sogar submarine Salzseen gibt es dort am Meeresgrund. Zudem gilt das Rote Meer als Ozean, der gerade erst im Entstehen begriffen ist. An seinem zentralen Grabenbruch quillt neues Krustenmaterial an die Oberfläche und drückt die benachbarten Krustenbereiche immer weiter auseinander.

Noch Grabenbruch oder schon ein Ozean?
Bisher war allerdings strittig, ob das Rote Meer noch einem kontinentalen Rift wie dem Ostafrikanischen Grabenbruch ähnelt oder ob es schon den Wandel zu einem voll ausgebildeten mittelozeanischen Rücken vollzogen hat. Das Problem: Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Grabbruch und die dort gebildete ozeanische Erdkruste sind unter einer dicken Decke aus Salz und Sedimenten begraben. Das macht direkte Untersuchungen nahezu unmöglich.
Gängige Modelle beruhen deshalb größtenteils auf indirekten Daten, die aber unterschiedlich interpretiert werden können. Als allgemein akzeptiert galt aber bisher ein Beginn der Riftbildung vor rund fünf bis acht Millionen Jahren. Ob das stimmt und wie die Kruste unter dem Roten Meer aussieht, hat nun ein Team um Nico Augustin vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel noch einmal aufs Neue untersucht.