Überraschend fehleranfällig: Schon der entscheidende Schritt der Befruchtung geht erstaunlich oft schief – die Verschmelzung des Erbguts von Eizelle und Spermium. Forscher haben festgestellt, dass bei diesem Prozess immer wieder einige elterliche Chromosomen aus der Reihe tanzen und dann nicht mit verschmelzen. Das könnte erklären, warum nur rund jede dritte Befruchtung zu einer Schwangerschaft führt.
Mit der Befruchtung der Eizelle beginnt ein neues Leben – aber nur, wenn die entscheidende Verschmelzung des männlichen und weiblichen Erbguts reibungslos klappt. Denn damit ein Embryo entsteht, müssen die 23 Chromosomen des Spermiums und die 23 der Eizelle zum vollständigen Satz von 46 Chromosomen kombiniert werden. Das geschieht, indem sich die noch getrennten Vorkerne aufeinander zu bewegen, bis sie sich berühren. Dann löst sich die Hülle der Vorkerne auf und das Erbgut beider verschmilzt – eigentlich.
Nur jede dritte Befruchtung ist erfolgreich
Doch dieser entscheidende Prozess geht erstaunlich oft schief: 50 bis 70 Prozent der frühen Embryos haben nach dieser Phase die falsche Anzahl von Chromosomen. Dadurch führt statisch gesehen nur jede dritte Befruchtung zu einer erfolgreichen Schwangerschaft. Woran dies liegt, haben nun Forschende um Tommaso Cavazza vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen untersucht.
„Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Embryonen, die eine fehlerhafte Chromosomenzahl aufweisen, bringt bereits die Eizelle zu wenige oder zu viele Chromosomen mit. Das war uns schon bekannt“, erläutert Cavazzas Kollegin Melina Schuh. „Wieso aber tritt das Problem bei noch viel mehr Embryonen auf? Die Zeit direkt nach der Vereinigung von Spermium und Eizelle – das sogenannte Zygoten-Stadium – schien eine extrem kritische Phase für die Entwicklung eines Embryos zu sein. Wir wollten herausfinden, warum das so ist.“