Unsichtbarer Verlust: Landflächen und Vegetation verlieren heute rund zehn Prozent mehr Wasser an die Atmosphäre als noch 2003, wie Satellitenmessungen enthüllen. Damit hat die globale Evapotranspiration rund doppelt so stark zugenommen wie aufgrund von früheren Schätzungen und Klimamodellen vermutet. Die Ursache für den vermehrten Wasserverlust ist vor allem die globale Erwärmung, wie das Forschungsteam im Fachmagazin „Nature“ berichtet.
Wenn es um den Effekt des Klimawandels auf den Wasserkreislauf geht, stehen meist die sichtbaren Folgen im Vordergrund. Dazu gehören das Abtauen von Eisflächen und Gletschern oder die Zunahme von Starkregen durch die erhöhte Wasseraufnahmefähigkeit der wärmeren Luft. Doch schon länger sagen Klimamodelle voraus, dass die globale Erwärmung auch die Evapotranspiration beeinflusst – die Verdunstung von Wasser aus Landflächen und der Vegetation.

Schwerefeld verrät Wasserverlust durch Verdunstung
Ob und wie stark sich die globale Evapotranspiration seit 2003 verändert hat, haben Madeleine Pascolini-Campbell vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA und ihre Kollegen untersucht. Dafür werteten sie Daten der Satellitenmissionen GRACE und GRACE-FO aus, die das Schwerefeld der Erde regelmäßig vermessen und darüber unter anderem Rückschlüsse auf die globale Massenverteilung des irdischen Wassers erlauben.
„Mit den kombinierten Daten von GRACE und GRACE-FO haben wir eine Datenreihe, die zeitlich lang genug ist, um Anzeichen für Veränderungen anzuzeigen“, erklärt JT Reager vom JPL. „Wenn die Schwerkraft an bestimmten Stellen abnimmt, verrät uns dies, dass das Land an Wasser verliert. Ein Teil dieses Verlusts beruht auf dem Transport des Wassers über Flüsse ins Meer, aber der Rest geht durch die Evapotranspiration an die Atmosphäre verloren.“