Ernährung

Intervallfasten nicht effektiver als normale Diät

Fettabnahme beim Wechselfasten geringer als bei durchgehend kalorienreduzierter Ernährung

Intervallfasten
Abwechselnd fasten und normal essen – was diese Form des Intervallfastens bringt, haben Forsher nun getestet. © Tatiana/ Getty images

Keine Wunderkur: Durch das Intervallfasten nimmt man nicht besser ab als mit normaler Diät – eher im Gegenteil, wie nun eine Studie nahelegt. Bei Gesamtgewicht und Stoffwechsel gab es nur geringe Unterschiede zwischen den beiden Diätformen. Aber beim Wechselfasten verloren die Testpersonen weniger Körperfett und dafür mehr Muskelsubstanz als die Teilnehmer mit durchgehend kalorienreduzierter Diät, wie die Forscher im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ berichten.

Das Intervallfasten gilt als besonders gesunde und wirksame Form des Abnehmens. Sie soll vor allem den Menschen helfen, denen es schwerfällt, eine durchgehende Diät einzuhalten. Beim Intervallfasten ernährt man sich im Prinzip normal, legt aber immer wieder Zeiten ohne Nahrungsaufnahme ein. Je nach Variante erfolgt diese Fastenpause täglich, jeden zweiten Tag oder man fastet zwei Tage in der Woche und isst in den restlichen fünf normal.

Trotz der großen Beliebtheit ist der tatsächliche Nutzen des Intervallfastens umstritten. Studien legen nahe, dass zumindest das 5:2-Intervallfasten weder beim Abnehmerfolg noch beim Stoffwechsel Vorteile gegenüber einer normalen, kalorienreduzierten Ernährung bietet. Zudem scheint diese Diätform gerade bei hartnäckigem Bauchfett wenig zu helfen.

Wechselfasten versus durchgehende Diät

Jetzt weckt eine weitere Studie Zweifel an der angeblich besseren Effektivität des Intervallfastens. In ihr haben Iain Templeman von der University of Bath und seine Kollegen die Wirkung einer normalen Diät mit zwei Formen des Wechselfastens verglichen. Bei diesem folgt auf einen Tag des Fastens ein Tag mit normaler oder leicht reduzierter Ernährung. Teilnehmer waren 39 gesunde, normalgewichtige Frauen und Männer.

Im Diättest folgte die erste Gruppe einem Wechselfasten, bei dem sie am Essenstag maximal 150 Prozent ihres Kalorienbedarfs aßen – zusammen mit dem Fastentag ergab dies im Schnitt eine Kalorienreduktion auf 75 Prozent des Grundumsatzes. Die zweite Gruppe absolvierte eine normale Diät mit täglicher Einschränkung auf 75 Prozent des Kalorienbedarfs. Die dritte Gruppe macht zwar Wechselfasten, durfte am Essenstag aber so viel essen, dass brutto keine Kalorienreduktion zustande kam.

Eingangs und nach drei Wochen wurden alle Testpersonen gewogen, ihr Körperfett gemessen und mittels Blutproben Stoffwechselparameter bestimmt.

Keine signifikanten Unterschiede bei Gesamtgewicht und Stoffwechsel

Es zeigte sich: „Das Intervallfasten war beim Abnehmerfolg nicht effektiver als die tägliche Kalorienreduktion“, berichten Templeman und seine Kollegen. Eher im Gegenteil: Trotz gleicher Durchschnittszufuhr von Kalorien nahmen die Teilnehmer der Dauerdiät-Gruppe im Schnitt 1,91 Kilogramm ab, die der ersten Wechselfastengruppe dagegen um 1,60 Kilogramm. Bei der zweiten, weniger restriktiven Wechselfasten-Gruppe lag der Gewichtsverlust nur bei 0,5 Kilogramm.

Entgegen den Erwartungen gab es auch bei den Blutwerten keine signifikante Unterschiede. Obwohl das Intervallfasten überproportional positiv auf den Stoffwechsel und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirken soll, fanden die Wissenschaftler bei ihren Testpersonen keine Hinweise darauf. „Zudem haben wir auch keine fastenspezifischen Muster bei der Aktivität von Schlüsselgenen im subkutanen Fettgewebe festgestellt“, berichten sie.

Fettabbau geringer, Muskelabbau erhöht

Überraschend auch: Bei der normalen Diät ging fast der gesamte Abnehmerfolg auf verlorenes Körperfett zurück. Beim Wechselfasten verloren die Testpersonen dagegen zur Hälfte Fett, zur Hälfte aber Nichtfettgewebe wie beispielsweise Muskeln. Gerade diesem Verlust von wichtigem Muskelgewebe soll das Intervallfasten jedoch eigentlich entgegenwirken. „Aber auf Basis unserer Daten können wir nicht bestätigen, dass das Intervallfasten zum Muskelerhalt beiträgt“, konstatieren die Wissenschaftler.

Nach Ansicht von Templeman und seinem Team sprechen ihre Ergebnisse dafür, dass eine kontinuierliche Diät besseren Resultate in Bezug auf Fettabbau und Gesundheit bringt als das Wechselfasten. „Denn unseren Daten nach ist das Wechselfasten weniger gut geeignet, um den Körperfettanteil zu verringern“, so die Forscher. Wem das Intervallfasten dennoch leichter fällt, der sollte versuchen, auf ausreichend Sport zu achten. Denn die Studiendaten zeigten, dass sich die Probanden an den Fastentagen deutlich weniger bewegten und so möglicherweise den Muskelabbau förderten.

„Nicht uneingeschränkt zu empfehlen“

Als nicht uneingeschränkt empfehlenswert stuft auch Stefan Kabisch vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung an der Charité in Berlin das Intervallfasten ein. „Das Paper untermauert Ergebnisse früherer Testreihen, bei denen Intervallfasten nur im Vergleich zu unveränderter isokalorischer Diät einen Vorteil beim Körpergewicht zeigte“, so der nicht an der Studie beteiligte Mediziner. Seiner Meinung nach ist die Datenlage zum Nutzen des Intervallfastens noch zu unzureichend, um dieses Ernährungsmodell zu empfehlen.

Sowohl Kabisch als auch Templeton und Kollegen halten es für wichtig, weitere, größer angelegte Studien zum Intervallfasten durchzuführen. „Intervallfasten wird meist mit Verweis auf Tierstudien beworben. Dort zeigt sich in bestimmten Tiermodellen – aber nicht in allen – eine Verbesserung des Stoffwechsels und sogar eine verlängerte Lebensspanne. Beim Menschen ist dieser Nachweis aber nicht erbracht“, so Kabisch. (Science Translational Medicine, 2021; doi: 10.1126/scitranslmed.abd8034)

Quelle: AAAS, Science Media Center

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