Wie entwickelt sich der Meeresspiegel? Wie hoch sind die Wellen? Und wie verändern sich die Strömungen im Ozean? All diese Fragen wird ab jetzt der neue Ozeanbeobachtungs-Satellit Sentinel-6 beantworten helfen. Diese Karte der Meereshöhen beruht auf einigen seiner ersten Daten, die er vom 5. bis 15. Juni 2021 erhoben hat.
Die Ozeane prägen nicht nur das Bild der Erde aus dem All, sie sind auch essentieller Teil aller natürlichen Kreisläufe auf unserem Planeten. Entsprechend wichtig ist es, über ihren Zustand und dessen Veränderungen genau Bescheid zu wissen. Einen Beitrag dazu leisten schon seit langem Erdbeobachtungs-Satelliten im Orbit. Sie liefern Daten zur Meerestemperatur, den Strömungen und Meeresspiegeln, aber auch zu kurzlebigeren Phänomenen wie Stürmen, Wellen oder Algenblüten.
Ein neues „Auge“ im All
Das neueste Mitglied in der Riege der orbitalen Erdbeobachter ist Sentinel-6, ein am 21. November 2020 in die Umlaufbahn gebrachter Ozeanbeobachtungs-Satellit. Der Satellit wird von der Europäischen Weltraumagentur ESA und EUMETSAT sowie der NASA und der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA gemeinsam betrieben. Er ist Teil der seit fast 30 Jahren laufenden Satelliten-Programme zur Überwachung der Meereshöhen.
Das erste halbe Jahr im Orbit wurden die Funktionen von Sentinel-6 zunächst getestet und kalibriert. Als Teil dieses Prozesses fliegt der Satelliten zurzeit in Tandemformation hinter dem bisherigen Referenzsatelliten Jason-3 her. Weil beide zur gleichen Zeit das gleiche Meeresgebiet per Radar-Altimetrie abtasten, lässt sich feststellen, ob Sentinel-6 korrekt arbeitet. Erst wenn dies sichergestellt ist, wird Sentinel-6 der offizielle Referenzsatellit und ersetzt damit den mit geringerer Auflösung messenden Jason-3.
Die wissenschaftliche Datenerfassung hat begonnen
Jetzt wurden die ersten Datensätze von Sentinel-6 veröffentlicht, der Satellit hat damit offiziell seinen wissenschaftlichen Betrieb aufgenommen. „Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass der Satellit korrekt arbeitet, die Daten sehen sehr gut aus“, sagt Josh Willis vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Die Daten werden von der EUMETSAT in Darmstadt verarbeitet, die auch den Betrieb des Satelliten kontrolliert, und dann an Wetterdienste und Klimaforscher weltweit übermittelt.
Die hier gezeigte Karte beruht auf den ersten Daten des neuen Ozeanbeobachtungs-Satelliten. Sie geht auf Messungen zurück, die Sentinel-6 vom 5. bis 15. Juni durchgeführt hat. Rote Bereiche zeigen Meeresgebiete, in denen der Meeresspiegel höher liegt als im langjährigen Mittel, blaue Gebiete signalisieren Senkungen der Wasseroberfläche.
„Uns auf den Anstieg des Meeresspiegels als Folge des Klimawandels vorzubereiten, hat in den nächsten Jahrzehnten höchste Priorität“, kommentiert der EU-Kommissar für Weltraumfragen, Matthias Petschke. „Die Jason-Missionen und jetzt der neue Sentinel-6 sind entscheidend, um uns präzise Informationen über die Entwicklung des Meeresspiegels zu liefern und ihn zu überwachen.“
Quelle: NASA, ESA