Ob Kreuzotter, Geburtshelferkröte oder Zauneidechse: Den Amphibien und Reptilien in Deutschland geht es schlecht, wie eine neue Rote Liste bestätigt. Demnach sind inzwischen zwei Drittel aller heimischen Reptilienarten und jede zweite Amphibienart bestandsgefährdet. Selbst bei so häufigen und bekannten Arten wie dem Laubfrosch oder der Blindschleiche sind die Bestände weiter zurückgegangen. Ursache dafür ist vor allem der Verlust ihrer Lebensräume.
Nicht nur weltweit, auch in Deutschland hinterlässt der Artenschwund seine Spuren – viele einst häufige Tier- und Pflanzenarten kämpfen heute ums Überleben. Vor allem bei den heimischen Insekten und Feldvögeln hat der Rückgang der Arten und Bestände inzwischen ein alarmierendes Ausmaß angenommen, weil den Tieren Nahrung und Lebensraum genommen wurde. Gleich doppelt getroffen sind zudem Amphibien, denen neben dem Lebensraumverlust auch der tödliche Chytridpilz zusetzt.
Von Äskulapnatter bis Zauneidechse
Wie es um die heimischen Amphibien und Reptilien steht, zeigten nun neue Rote Listen für diese Tiergruppen, die das Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht hat. Für diese wurden die Bestände aller 21 in Deutschland vorkommenden Amphibienarten und aller 14 Arten von Reptilien erfasst. Zu ihnen gehören Schlangen wie Ringelnatter oder Kreuzotter, aber auch Eidechsen, Lurche wie der Feuersalamander sowie verschiedene Frösche und Kröten.
Die in einer solchen „Volkszählung“ ermittelten Daten geben einen Überblick über die Bestände und erlauben es, durch Vergleich mit früheren Erhebungen wie den Roten Listen von 2009, die Trends und den Grad ihrer Gefährdung abzuschätzen. Arten, die als vom Aussterben bedroht, stark gefährdet, gefährdet oder Gefährdung unbekannten Ausmaßes eingestuft werden, gelten dabei als bestandsgefährdet.
Verschlimmerung bei fast allen Arten
Die aktuellen Daten zeigen: Die Bestände der heimischen Amphibien und Reptilien gehen weiter zurück. „Für drei Viertel der Amphibienarten und mehr als zwei Drittel der Reptilienarten wurden auch in den vergangenen 20 Jahren weitere Abnahmen festgestellt. Damit hat sich deren Bestandssituation weiter verschärft“, berichtet Alfred Herberg vom Bundesamt für Naturschutz. Insgesamt gelten heute jede zweite Amphibienart und zwei Drittel der Reptilienarten in Deutschland als bestandsgefährdet.
Vom Rückgang betroffen sind sowohl häufigere Arten wie Laubfrosch, Blindschleiche, Zauneidechse oder Kreuzotter wie auch seltene Spezies. Zu diesen gehört unter anderem die an Flussufern lebende Würfelnatter, die inzwischen vom Aussterben bedroht ist, aber auch die Gelbbauchunke, die Geburtshelferkröte oder der Kammmolch. Ihre Bestände haben in den letzten 20 Jahren weiter oder sogar beschleunigt abgenommen.
Nur bei wenigen Arten konnten gezielte Schutzmaßnahmen einen weiteren Schwund verhindern, dazu gehören die Europäische Sumpfschildkröte, der Springfrosch oder die Östliche Smaragdeidechse.
Hauptursache ist der Verlust des Lebensraums
„Hauptursache für die alarmierende Gefährdungssituation der Amphibien und Reptilien ist der Verlust ihrer Lebens- und Teillebensräume. Dazu gehören Brut- und Laichbiotope, strukturreiche Sommerquartiere und frostsichere Überwinterungsplätze“, erklärt Herberg. Besonders betroffen sind daher Arten, die heute selten gewordene Habitate wie Moore, naturbelassene Auen oder trockene Heiden und Magerrasen benötigen.
„In unserer zunehmend monotonen und ausgeräumten Landschaft haben es Amphibien und Reptilien immer schwerer“, sagt Herbergs Kollege Ulrich Schulte. „Ohne tiefgreifende Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft werden wir einen Großteil der Arten zukünftig nur noch in wenigen isolierten Schutzgebieten vorfinden. Wir brauchen dringend eine naturverträglichere Land- und Forstwirtschaft.“
Besondere Verantwortung
Besonders wichtig ist dies vor allem für die Arten, für die Deutschland ein Kerngebiet ihrer Population sind. Von neun Amphibienarten und sieben Reptilienarten kommt ein großer Teil ihres Bestands bei uns vor. Zu diesen Arten gehören der Europäische Laubfrosch, die Westliche Blindschleiche oder auch der Bergmolch. Für ihren Schutz sind wir daher in besonderem Maße verantwortlich. (Rote Listen Amphibien, Reptilien)
Quelle: Bundesamt für Naturschutz, Rote-Liste-Zentrum