Biologie

Größte Koralle des Great Barrier Reefs entdeckt

Riesige Steinkoralle ist gut zehn Meter breit und mehr als 400 Jahre alt

Korallen-Bommie
Die runde Kugel, über die diese Taucher gerade hinwegschwimmen, ist die größte Koralle des Great Barrier Reefs. © Woody Spark

Methusalem im Riesenmaßstab: Vor Australien haben Forscher die größte Koralle des Great Barrier Reefs entdeckt. Die enorme Steinkoralle ist gut fünf Meter hoch und 10,4 Meter breit – ein so großer Korallen-„Bommie“ ist in dieser Region noch nie zuvor gesichtet worden. Um zu ihrer enormen Größe heranzuwachsen, benötigte diese Koralle rund 430 Jahre. Sie hat demnach im Laufe ihres Lebens mindestens 80 schwere Stürme und 100 Korallenbleichen überstanden, wie das Forschungsteam berichtet.

Steinkorallen sind die Baumeister der Riffe: Die winzigen Korallenpolypen lagern im Laufe ihres Lebens das im Wasser gelöste Aragonit in Form von Kalk ein und im Laufe der Zeit wächst so aus einer Polypenkolonie eine immer größere werdende Hartkoralle heran. Die meisten Riffe liegen in tropischen, lichtdurchfluteten Gewässern, doch inzwischen haben Wissenschaftler auch Korallen im trüben Brackwasser der Amazonasmündung und sogar in der arktischen Tiefsee vor Grönland entdeckt.

Größter Bommie des Great Barrier Reef

Jetzt berichten Biologen von einem Exemplar der Steinkoralle Porites, das in vieler Hinsicht rekordverdächtig ist. Entdeckt wurde sie von Schnorchlern, die im Gebiet der Palm Islands vor der australischen Ostküste Tauchgänge unternahmen. Dabei entdeckten sie in einem der Ausläufer des Great Barrier Reefs ein ungewöhnliches Gebilde: eine riesige bräunlich-beige Kugel, die vom Meeresgrund bis zwei Meter unter die Wasseroberfläche aufragte.

Bommie-Maße
Die Maße der Riesenkoralle. © Smith et al./ Scientific Reports, CC-by-sa 4.0

Nähere Untersuchung ergaben, dass es sich um ein besonders großes Exemplar einer Steinkoralle aus der Gattung Porites handelt. Solche kugeligen Korallenriesen werden auch als Bommies bezeichnet. Die Korallenkugel ist 5,3 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 10,4 Meter. „Damit ist diese Koralle die dickste, die je im Great Barrier Reef gemessen wurde“, berichten Adam Smith von der James Cook University und seine Kollegen. Der nächstgrößere Bommie ist 2,40 Meter kleiner.

Jahrhunderte alt – und erstaunlich fit

Anhand der Größe der Koralle errechneten die Forschenden, dass dieses Exemplar schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel hat: Die Koralle ist zwischen 421 und 438 Jahre alt. Der von den Einheimischen Muga dhambi – große Koralle – getaufte Methusalem begann sein Wachstum demnach schon lange, bevor die Europäer Australien erreichten und besiedelten.

Trotz ihres hohen Alters ist Muga dhambi überraschend fit: Rund 70 Prozent der Oberfläche dieses Bommies ist noch von lebenden Korallenpolypen bedeckt, den Rest besiedeln Schwämme, einige wenige Algen und Polypen anderer Korallenarten. „Wir haben weder tote Korallen, Korallentrümmer noch Sand beobachtet“, berichtet das Team. Auch Anzeichen einer Korallenbleiche konnten sie nicht erkennen. Nur im unteren Teil des Bommies haben sich einige Bohrschwämme breitgemacht. Sie ätzen Löcher in die Kalkgerüste der Korallen und nisten sich dann in den entstehenden Höhlungen ein.

Überlebenskünstler überstand Zyklone und Bleichen

„Die riesige Porites-Koralle vor Orpheus Island ist damit ebenso selten wie widerstandsfähig“, konstatieren Smith und sein Team. Ihren Ermittlungen zufolge hat diese Steinkoralle im Laufe ihres rund 430 Jahre langen Lebens mindestens 80 starke Zyklone und 100 Korallenbleichen überstanden. Dazu kommen Schwankungen der Gezeiten, die Umweltveränderungen durch den Menschen und der Einfluss invasiver Arten.

„Diese seltene Koralle sollte wertgeschätzt, erhalten und gut überwacht werden“, betonen die Forschenden. „Dann wird sie hoffentlich noch die kommenden Generationen dazu inspirieren, unsere Riffe und unsere Kultur zu schützen.“ (Scientific Reports, 2021; doi: 10.1038/s41598-021-94818-w)

Quelle: Scientific Reports

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