Seit Mitte September 2021 speit der Vulkan Cumbre Viejo auf der Kanareninsel La Palma Lava, Asche und Rauch. Diese Aufnahme zeigt eindrucksvoll das Glühen der Eruption über der nächtlichen Insel. Um mehr Informationen über das Geschehen unter dem Feuerberg zu erhalten und die künftige Entwicklung der Eruption besser vorhersagen zu können, sind nun auch Vulkanologen des Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) vor Ort.
Die Kanarischen Inseln verdanken ihre Entstehung und heutige Form dem Vulkanismus. Ein Hotspot unter dem Archipel lässt dort immer wieder Magma aufsteigen und hat im Laufe der Jahrmillionen diese Inseln entstehen lassen. Gleichzeitig sorgt die Nähe zu gleich mehreren Plattengrenzen für eine aktive Tektonik. Auf den Inseln und am umgebenden Meeresgrund zeugen zahlreiche teils noch aktive Vulkane vom feurigen Geschehen im Untergrund.
Weil sich die Afrikanische Platte mit der Zeit allmählich über den Hotspot hinwegbewegt, sind auch die einzelnen Inseln unterschiedlich alt: Fuerteventura und Lanzarote sind die ältesten, La Palma und El Hierro sind die jüngsten – sie hoben sich erst vor rund zwei und 1,2 Millionen Jahren aus dem Meer. Ein Unterwasserausbruch im Jahr 2011 vor El Hierro könnte sogar die Bildung einer weiteren Insel ankündigen.
Glühende Lava bis zum Meer
Der aktuelle Ausbruch der Cumbre Viejo auf La Palma markiert das Wiedererwachen eines der noch relativ jungen Kanarenvulkane. Nach einer Pause von rund 50 Jahre speit der Feuerberg seit dem 13. September 2021 wieder Lava, Asche und Rauch. Ausgangspunkt der Eruption ist die mittlere Westflanke des vulkanischen Rückens von Cumbre Vieja. Inzwischen hat der mehr als sechs Kilometer lange und rund einen Kilometer breite Lavastrom das Meer erreicht. Auf ihrem Weg hat das glutflüssige Gestein schon mehr als 600 Häuser und zahlreiche Straßen zerstört.
„Wie wir von unserem Team vor Ort hören, ist die Lage dort noch immer angespannt. Nicht nur, dass gewaltige Aschewolken am Eruptionskrater entstehen, der Kontakt der über 1.000 Grad Celsius heißen Lava mit dem Meerwasser lässt das Wasser verdampfen und auch die darin enthaltenen Salzmoleküle. Diese reagieren zu teils giftigen und ätzenden Gasen“, berichtet Vulkanforscher Thomas Walter vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam.
Taskforce im Einsatz vor Ort
Das GFZ hat angesichts der angespannten Lage eine Taskforce nach La Palma entsandt, um einen Beitrag zur schnellen Einschätzung der Gefahren zu liefern. Gemeinsam mit spanischen Institutionen untersuchen die Forschenden das Zusammenspiel der Eruption mit den Beben und Oberflächenverformungen. Sie nutzen dazu Messgeräte vor Ort ebenso wie Satellitenaufnahmen und die Instrumente des seismischen Messnetzes GEOFON.
Erste Messergebnisse deuten darauf hin, dass sich die vom Vulkan ausgehenden Erdbeben wieder nach Süden verlagern, ins Zentrum der Cumbre Vieja. Die Bebenherde häufen sich dabei in rund zwölf Kilometern Tiefe und damit relativ weit unterhalb des Eruptionsherds. Ob diese Beben auf eine Magmakammer hindeuten und wie Erdbeben, Oberflächenverformung und Ausbruch miteinander verknüpft sind, ist aber noch unklar. Mehr Antworten erhoffen sich die Vulkanologen daher von weiteren Messungen.
„Noch ist es zu früh zu sagen, ob und wie sich dieser Ausbruch entwickeln wird, ob es weitere Eruptionszentren gibt – wie üblich bei vergangenen Ausbrüchen auf La Palma – oder ob der Vulkan sich wieder bald zur Ruhe legt“, sagt Walter. „Der große Erfolg der Wissenschaft und Behörden ist bereits jetzt, dass es trotz der relativ großen Eruption und Zerstörung bei Sachschäden blieb.“
Quelle: Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ