Archäologie

Wikinger-Präsenz in Amerika datiert

Nordmänner erbauten ihre neufundländische Siedlung im Jahr 1021 - vor genau tausend Jahren

Wikingerschiffe
Genau tausend Jahre vor heute – im Jahr 1021 – hatten die Wikinger bereits den Atlantik überquert und Nordamerika erreicht – als erste Europäer in de Neuen Welt. © MR1805/ Getty images

Vor genau tausend Jahren – im Jahr 1021  – errichteten die Wikinger ihre erste Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent, wie nun eine Datierung zweifelsfrei belegt. Damit lässt sich nun erstmals die Präsenz der ersten Europäer in der Neuen Welt sicher datieren – bisher gab es dazu nur widersprüchliche Ergebnisse. Den Durchbruch ermöglichten Isotopensignaturen in Holzresten der Wikingersiedlung L’Anse aux Meadows auf Neufundland, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.

Schon lange ist klar, dass Christoph Kolumbus nicht der erste Europäer war, der die Neue Welt erreichte. Nordische Überlieferungen und archäologische Funde an der Küste Neufundlands legen nahe, dass die Wikinger schon rund 500 Jahre vor Kolumbus in Nordamerika waren. Sie segelten dafür von Grönland aus über den Nordatlantik und errichteten in L’Anse aux Meadows auf Neufundland ihre erste Siedlung. Überreste dieser Bauten sind bis heute dort erhalten.

L'Anse aux Meadows
Rekonstruiertes Wikingerhaus in L’Anse aux Meadows auf Neufundland. © Glenn Nagel Photography

Unklare Datierung der Wikingerbauten

Doch wann genau die Nordmänner Neufundland erreichten, blieb bislang ungeklärt. Zwar gab es schon vor Jahrzehnten Versuche, die Relikte der neufundländischen Wikinger-Bauten mittels Radiokarbonmessungen zu datieren. „Aber die Spanne der Altersdaten aus diesen Proben erstreckt sich von 793 bis 1066 – und damit über fast das gesamte Wikingerzeitalter“, erklären Margot Kuitems von der Universität Groningen und ihre Kollegen.

Um die Datierung zu präzisieren, haben Kuitems und ihr Team nun eine modernere Version der Radiokarbondatierung eingesetzt, um drei von den Wikingern bearbeitete Holzstücke aus L’Anse aux Meadows zu datieren. Die Holzstücke stammen von drei verschiedenen Baumarten und zeigen deutliche Spuren metallener Klingen – ein Material, das die indianischen Ureinwohner dieser Gegend nicht besaßen. Mithilfe der Beschleuniger-Massenspektrometrie (AMS) konnte das Team den Anteil des Kohlenstoff-Isotops C14 in den Jahresringen dieser Holzstücke besonders präzise messen.

Kosmischer Strahlenpuls als Datierungshilfe

Zusätzlich kam den Wissenschaftlern ein kosmischer Glücksfall zu Hilfe: Die Erde wurde in den Jahren 775 und 993 von zwei kosmischen Strahlenduschen getroffen, die unverkennbare Isotopensignaturen in den Geweben der damals wachsenden Bäume hinterlassen haben. „Diese Signaturen erscheinen synchron in Jahresringen weltweit“, so die Forschenden. Das erleichtere es, Holzproben aus dieser Zeit einzuordnen. Im Idealfall lässt sich sogar das exakte Jahr bestimmen, in dem ein Baum gefällt wurde.

Die Analysen enthüllten: Der Jahresring der Holzproben, der einst direkt unter der Borke lag, stammt den direkten Radiokarbondatierungen nach aus der Zeit zwischen 1019 und 1021. Außerdem war in allen drei Holzstücken die Isotopensignatur des Strahlenpulses von 993 klar erkennbar. „Weil zwischen dieser Signatur und der Borke 29 Jahresringe lagen, konnten wir ermitteln, dass diese Bäume im Jahr 1021 gefällt worden sein müssen“, sagt Kuitems. Die Tatsache, dass die Altersbestimmung bei allen drei Holzproben trotz verschiedener Baumarten exakt übereinstimmte, sei bemerkenswert

Holzprobe
Mikroskopaufnahme einer Holzprobe aus L’Anse aux Meadows. © Petra Doeve

Erste Präsenz von Europäern

Damit scheint klar: Die Wikinger waren schon im Jahr 1021 in Nordamerika präsent – genau tausend Jahre vor heute. Die Holzproben aus L’Anse aux Meadows markieren erstmals gesichert den Zeitpunkt, an dem Europäer den Nordatlantik überquerten und die Neue Welt erreichten. „Unsere neue Datierung setzt damit auch einen Marker für die Entdeckung Amerikas durch die Europäer“, konstatiert das Forschungsteam. „Es ist das bisher einzige sichere Datum für die Präsenz von Europäern jenseits des Atlantiks vor den Fahrten des Kolumbus.“

Wie lange die Wikinger allerdings auf Neufundland blieben und die nordamerikanischen Küsten erkundeten, bleibt vorerst offen. Archäologische Untersuchungen in L’Anse aux Meadows deuten aber daraufhin, dass die Nordmänner nicht sehr lange in der Neuen Welt siedelten. Wahrscheinlich verließen die Wikinger die nordamerikanische Küste schon lange bevor sie auch ihre Siedlungen auf Grönland aufgaben. Die Ursachen für beides sind jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. (Nature, 2021; doi: 10.1038/s41586-021-03972-8)

Quelle: University of Groningen

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