Dieses Bild eines Sonnenuntergangs ist das Produkt eines Pilzes: Die feinen dunklen Linien im Holz markieren die Grenzen verschiedener Pilzkulturen in diesem sogenannte „Marmorholz“. Während solche Muster normalerweise rein zufällig sind, ist dieser Sonnenaufgang das Resultat einer gezielten Manipulation. Denn Forschern ist es gelungen, das Wachstum der Holzpilze so zu kontrollieren, dass sie Muster, Bilder und sogar Wörter hervorbringen.
In der Natur sorgen vor allem Pilze dafür, dass Totholz im Laufe der Zeit zersetzt wird und zerfällt. Dabei breiten sich die Pilzkolonien im Holz aus und liefern sich – von außen unsichtbar – heftige Abwehrkämpfe mit anderen Pilzen, aber auch mit Bakterien und Insekten. Die Holzpilze nutzen ihre Pilzfäden, um ihre Territorien chemisch und mechanisch gegen Eindringlinge abzugrenzen.
Entlang der Grenzen solcher Holzpilz-Kolonien entstehen dadurch feine, vom Pigment Melanin dunkel gefärbte Linien. Sie verleihen vor allem Harthölzern wie Buche, Esche und Ahorn oft faszinierende Musterungen – und machen sie zum sogenannten Marmorholz. Diese Eigenschaft macht faulendes Holz seit Jahrtausenden zu einer begehrten Ressource, insbesondere für die Herstellung von Möbeln. Natürlich gewonnenes Faulholz vom Waldboden braucht jedoch mehrere Jahre, um durch Pilze verursachte Muster zu entwickeln.
Kontrolliertes Pilzwachstum
Doch Forschern der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa ist es gelungen, die „Marmorisierung“ von Holz gezielt herbeizuführen und zu kontrollieren. Dafür impfen sie Harthölzer mit bestimmten Pilzkulturen und manipulieren dann die Wachstumsbedingungen so, dass die Kolonien nur in bestimmte Holzbereiche einwachsen können. Dadurch können sie auch beeinflussen, wo die dunklen Linien entstehen.
Dieses Foto eines Holzquerschnitts zeigt ein Resultat dieser Manipulation: Die Pilzkolonien in diesem Holzstück wurden dazu gebracht, Grenzlinien in Form einer untergehenden Sonne und ihrer Strahlen auszubilden. Die Pilzart entscheidet dabei unter anderem darüber, wie dunkel und wie fein die Linien ausgeprägt sind. Auch nahezu jedes gewünschte Muster und sogar Wörter können die Wissenschaftler mithilfe ihrer Pilzkulturen im Holz hervorbringen.
Quelle: Empa – Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt