Klima

Mehr Hurrikans im Doppelpack

Klimawandel verkürzt Abstände zwischen auf Land treffenden Wirbelstürmen

Zwei Wirbelstürme
Zwei Wirbelstürme dicht hintereinander – bisher ist dies eine Ausnahme, in Zukunft könnte dies aber häufiger vorkommen. © NASA/GSFC, MODIS

Im Zuge des Klimawandels werden Hurrikans nicht nur häufiger und stärker – sie könnten künftig auch öfter paarweise auftreten. Vor allem an der US-Golfküste gibt es schon jetzt einen Trend zur Verkürzung der Sturmabstände, wie Klimaforscher berichten. Bis 2100 könnte sich die Häufigkeit solcher nur mit wenigen Tagen Abstand eintreffender Stürme deutlich erhöhen. Vor allem Florida und Louisiana müssen im schlimmsten Szenario dann einmal im Jahr mit einem solchen Doppel-Hurrikan rechnen.

Wirbelstürme brauchen Wasserdampf als „Treibstoff“ – je mehr es davon gibt, desto mächtiger und langlebiger werden sie. Deshalb begünstigt die Erwärmung der Meere durch den Klimawandel die Bildung von schweren Hurrikans, Taifunen und Co. Zudem verlängert sie die Sturmsaison, verlagert die Sturmpfade in höhere Breiten und lässt mehr von ihnen auf Land treffen, wie Klimadaten belegen.

Doch einigen von Tropenstürmen gebeutelten Küsten steht eine noch unangenehmere Aussicht bevor: Die Pause zwischen den Hurrikans wird zusehends kürzer, wie Dazhi Xi und Ning Lin von der Princeton University ermittelt haben. Für ihre Studie hatten sie Sturmdaten der US-Golfküste seit 1979 ausgewertet und mithilfe eines Klimamodells simuliert, wie sich Häufigkeit, Verweildauer und Zuggeschwindigkeit der Hurrikans bei anhaltendem Klimawandel bis 2100 entwickeln.

Abstände messbar verkürzt

Das Ergebnis: In den letzten 40 Jahren hat sich die Zahl der an der US-Golfküste auf Land treffenden Hurrikans messbar erhöht. Parallel dazu ist der durchschnittliche Zeitabstand zwischen den Stürmen gesunken – bisher um rund einen Tag. Besonders stark davon betroffen sind die US-Bundesstaten Florida und Louisiana, wie die Forscher berichten. Ein Beispiel dafür gab es im Herbst 2020: Louisiana erlebte am 20. September den Tropensturm Beta, am 9. Oktober folgte Hurrikan Delta und am 24. Oktober Hurrikan Zeta.

Eine solche Häufung von Tropenstürmen bedeutet für die betroffenen Regionen, dass ihnen kaum Zeit für den Wiederaufbau und die Regeneration bleibt, bevor sie der nächste Sturm trifft. So dauert es im Schnitt zwei Wochen, bis Stromnetze, Bahnverbindungen und andere Infrastruktur wieder laufen. „Wenn der Sturm Gebäudestrukturen beschädigt hat und Trümmer umherliegen, kann das Aufräumen bis zu einem Jahr dauern“, erklären Xi und Lin.

Zweifach höheres Risiko für Doppel-Stürme

Während solche Doppel- und Tripel-Stürme heute noch die Ausnahme sind, könnte sich dies bei anhaltendem und weitgehend ungebremstem Klimawandel ändern. „Das Risiko, zwei Stürme mit einer Pause von weniger als zehn Tagen zu erleben, wird sich dann für die meisten Bereiche der US-Golfküste verdoppeln“, berichten die Forscher. Solche Doppelstürme könnten dann beispielsweise in Louisiana künftig statt im Schnitt nur alle 15 Jahre alle acht Jahre vorkommen. Hurrikans mit 20 Tagen Abstand wären sogar jährlich fällig.

„Damit unterstreicht unsere Studie eine neue Art der Bedrohung durch Tropenstürme“, betonen Xi und Lin. „Bisher wurden die Risiken immer nur für einzelne Sturmereignisse kalkuliert. Aber unsere Prognose zu vermehrt aufeinanderfolgenden Stürmen zeigt auf, dass auch die Resilienz der Küstengebiete verbessert werden muss.“ Anders ausgedrückt: Die US-Golfküste und möglicherweise auch andere durch Wirbelstürme gefährdete Küsten weltweit müssen sich und ihre Infrastruktur an die Bedrohung durch solche sequenziellen Wirbelstürme anpassen.

„Wenn wir es nicht schaffen, das Stromnetz und die Wasserversorgung zwischen den Stürmen wieder zum Laufen zu bringen oder den Menschen wieder ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, dann können in diesen Gebieten bald keine Menschen mehr leben“, kommentiert die nicht an der Studie beteiligte Geografin Jill Trepanier von der Louisiana State University. (Geophysical Research Letters, 2021; doi: 10.1029/2021GL094826)

Quelle: American Geophysical Union

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