Medizin

Corona-Impfung: Wie stark lässt der Schutz nach?

Ansteckungsrisiko lag bei Geimpften in Israel nach fünf Monaten bei rund zehn Prozent

Impfstoff
Die mRNA-Impfstoffe schützen gut gegen Covid-19, aber ihre Wirkung lässt nach. Wie stark, verrät ein Blick nach Israel. © Toshe_O/ Getty images

Konkrete Zahlen: Eine Studie mit gut 80.000 Geimpften in Israel liefert einen genaueren Einblick darin, wie stark der Immunschutz einer mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 nachlässt. Demnach bleibt der Impfschutz gegen Covid-19 in den ersten drei Monaten weitgehend stabil. Dann steigt das Risiko einer Ansteckung trotz Impfung allmählich immer weiter an. Nach fünf Monaten lag die Rate der Infizierten bei gut zehn Prozent – allerdings erkrankten nicht alle auch an Covid-19.

Die Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ist bislang unsere schärfste Waffe gegen die Corona-Pandemie. Vor allem die mRNA-Impfstoffe schützen zu über 90 Prozent vor schweren Verläufen von Covid-19 – zumindest anfangs. Doch inzwischen ist klar, dass die Impfwirkung nachlässt. Die Zahl der Impfdurchbrüche – symptomatischer Covid-19-Fälle bei Geimpften – nimmt weltweit zu.

Einer der Gründe dafür ist die infektiösere Deltavariante, ein weiterer die abnehmende „Wachsamkeit“ unseres Immunsystems: Weil mit der Zeit immer weniger für SARS-CoV-2 spezifische Antikörper und T-Zellen in unserem Blut zirkulieren, dauert es länger, bis das Immunsystem reagiert. Gerade für die sich schnell vermehrende Deltavariante reicht diese Verzögerung dann aus, um in unserem Körper Fuß zu fassen.

Israel als Modellfall

Doch wie schnell und stark sinkt der Immunschutz dadurch ab? Das zeigt nun eine Studie aus Israel, bei der Forscher um Ariel Israel von der Leumit-Krankenversicherung die Daten von mehr als 80.000 geimpften Personen ausgewertet haben. Sie verglichen dabei, wie viele dieser Teilnehmer trotz Impfung bei einem PCR-Test positiv waren und wie sich dieser Anteil mit zunehmendem zeitlichen Abstand zu ihrer zweiten Impfdosis veränderte.

„Israel war unter den ersten Ländern, die eine großangelegte Impfkampagne durchgeführt haben“, erklären die Forscher. Durch Einsatz des mRNA-Vakzins von BioNTech/Pfizer wurde schon sehr früh eine sehr breite Immunisierung der Bevölkerung erreicht. Gleichzeitig war Israel aber auch eines der ersten Länder, in denen die Corona-Zahlen trotz Impfung wieder anstiegen – die Inzidenzen begannen schon im Juni 2021 wieder anzusteigen. Wie dies mit dem nachlassenden Immunschutz zusammenhing, hat das Team daher untersucht.

Diagramm
Infektionen bei Geimpften nach Altersgruppen und Abstand zur zweiten Impfdosis. © Israel et al./ BMJ, CC-by-sa 4.0

Erst Plateau, dann stetige Abnahme

Das Ergebnis: In den ersten drei Monaten nach der zweiten Impfdosis lag der Anteil der Corona-Infektionen bei rund 1,3 Prozent. Weil die Teilnehmer teilweise routinemäßig getestet wurden, waren unter diesen positiven Fällen auch viele asymptomatische Infektionen. „Dies bestätigt die exzellente Schutzwirkung des mRNA-Vakzins in den ersten Wochen nach Impfung“, sagen die Forscher.

Im vierten Monat jedoch begann die Ansteckungsraten messbar anzusteigen: Die Zahl der positiven Tests lag nun schon bei 2,4 Prozent – fast doppelt so hoch. Im fünften Monat stieg die Raten auf 4,6 Prozent. Noch deutlicher sank der Impfschutz dann ab dem fünften Monat: Im Zeitraum von 150 bis 179 Tagen nach der zweiten Impfdosis lag die Infektionsrate bei 10,3 Prozent, nach mehr als 180 Tagen stieg sie auf 15,5 Prozent.

„Booster“ ratsam

Damit bestätigen diese Ergebnisse, dass der Impfschutz der mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 etwa ab dem dritten Monat kontinuierlich abnimmt. Nach sechs Monaten liegt das Risiko für eine Infektion trotz Impfung dadurch schon bei gut 15 Prozent. Allerdings: Untersucht wurde in der Studie nur die Infektionsrate, nicht aber, wie stark die Covid-19-Symptome bei diesen Re-Infektionen waren oder ob die Teilnehmer überhaupt welche hatten.

Nach Ansicht des Forschungsteams unterstreichen diese Resultate jedoch, dass eine Auffrischungsimpfung ab etwa dem fünften Monat sinnvoll ist – allein schon, um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Denn auch wenn trotz Impfung Infizierte nicht selbst erkranken, können sie das Virus an andere weitergeben. Genau dieser Effekt gilt – neben den noch immer Ungeimpften – als einer der Treiber der aktuellen vierten Welle hier bei uns in Deutschland. (British Medical Journal (BMJ), 2021; doi: 10.1136/bmj-2021-067873)

Quelle: BMJ

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