Geowissen

In der Höhle des schlafenden Kaisers

Blättrige Gesteinsformationen in der Barbarossahöhle

Barbarossahöhle
Blick auf Gesteinslappen aus Gips und Anhydrit in der Barbarossahöhle. © Barbarossahöhle/ GeoUnion

Der Sage nach sitzt Kaiser Barbarossa bis heute auf einem unterirdischen Thron unter dem Kyffhäuser in Thüringen. Tatsächlich gibt es unter diesem Berg eine einzigartige und bizarre Unterwelt: die Barbarossahöhle. In ihr bilden Kristalle und große Lappen aus Gips und Anhydrit teils bizarre Gebilde, wie hier an Decke und Wänden der Höhle zu sehen. Die Barbarossahöhle ist eine von nur zwei zugänglichen Anhydrithöhlen weltweit.

Die Entdeckung der Barbarossahöhle war purer Zufall: Als Bergleute im Jahr 1865 auf der Suche nach Kupferschiefer einen Stollen in den Berg trieben, gab das Gestein nach 178 Metern plötzlich nach. Vor ihnen öffnete sich ein riesiger natürlicher Hohlraum – eine Höhle. Inzwischen ist klar, dass sich die Gewölbe, Gänge und Kavernen der Barbarossahöhle über mehr als 13.000 Quadratmeter erstrecken.

Vom Anhydrit zum Gips

Die Höhle entstand, weil sich von oben einsickerndes Wasser immer weiter in eine leicht lösliche Anhydrit-Schicht gefressen hat. Dieses eng mit Gips verwandte Mineral ist chemisch gesehen ein Calciumsulfat (CaSO4) und wurde früher auch als schwefelsaurer Kalk bezeichnet. Es entsteht, wenn Gipsformationen bei der Verfestigung und Kompression im Untergrund ihr Kristallwasser verlieren.

Kommt das Anhydrit dann wieder mit Wasser in Kontakt, kann es sich lösen und es entstehen Hohlräume wie im Fall der Barbarossahöhle. Eine Besonderheit von Anhydrithöhlen ist jedoch, dass das Mineral bei Kontakt mit der feuchten Höhlenluft wieder Kristallwasser einlagert und sich in Gips umwandelt. Weil dadurch auch das Volumen des Gesteins zunimmt, kommt es zu teils bizarren Deformationen: Das in Gips verwandelte Anhydrit schält sich in dünnen Schichten ab.

Lappen, Schlangen und Kristalle

Ein Beispiel für solche Gipslappen ist in dieser Aufnahme der Barbarossahöhle zu sehen: An der Decke bilden weißliche Gesteinslappen blättrige Formationen, die wie ein angeschnittener Blätterteig oder ein mehrschichtiges Gewebe wirken. In einer anderen Kammer der Höhle ist die Decke über und über mit zarten, glasartigen Gipskristallen besetzt. Auch sie entstanden, als das Anhydrit mit Wasser reagierte.

An den Wänden der Höhle bilden zudem wechselnde Schichten aus weißem und dunklerem Gestein wellige Muster, die teilweise sich windenden Schlangen gleichen. Sie kommen zustande, weil die 50 Meter dicke Anhydritschicht, in der die Höhle liegt, immer wieder von dünneren Lagen aus dunklem Ton und Dolomit durchzogen ist. An einigen Stellen zeigen diese Muster runde „Augen“ aus besonders hellem Gestein. Sie bestehen aus Ansammlungen besonders reinen, kristallinen Gipses, dem Alabaster.

Quelle: Geopark Kyffhäuser

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