Korkenzieherlocken, krause Locken, Beach Waves oder sanfte Wellen. Lockige Haare kommen in allerlei Erscheinungsformen vor. Doch was entscheidet darüber, in welcher Struktur unsere Haare wachsen?
Locken haben eine kulturelle Bedeutung und gelten in einigen Kulturen sogar als Schönheitsideal. Schon die alten Ägypter haben 3.100 Jahre vor Christus versucht, ihre Haare künstlich zu locken, wie Tonwickler zeigen, die Archäologen in Ägypten ausgegraben haben. Doch einige Menschen haben Lockenwickler und Papilotten gar nicht nötig. Was ist ihr Geheimnis?
Der Follikel macht die Locke
Jedes Haar beginnt an der Kopfhaut mit einem Haarschaft, der aus der Haut herausragt und einer Haarwurzel, die in der Haut steckt und von einem Haarfollikel umgeben ist. Dieser Haarfollikel, aus dem das Haar herauswächst, ist der Hauptfaktor der entscheidet, welche Struktur ein Haar annimmt.
Im Haarfollikel wird das Haar aus Fibrillen des Proteins Keratin gebildet. Diese Keratinfasern vernetzen sich untereinander, indem ein Cystein, eine Aminosäure, die Keratin aufbaut, mit einem anderen Cystein eine sogenannte Disulfidbrücke ausbildet. Je mehr dieser Quervernetzungen zwischen den Fasern eines Haares gebildet werden, desto lockiger sind die Haare.
Wenn nun während des Haarwachstums im Haarfollikel die Keratinfasern durch eine besondere ovale und schmale Follikelstruktur näher zusammengebracht werden, können sie mehr Disulfidbrücken ausbilden und das Haar ist lockiger. Eine sehr runde Follikelstruktur hingegen verhindert die Ausbildung vieler solcher Verbindungen und das Haar ist glatt. Zusätzlich spielt auch die Form des Follikeltunnels eine Rolle. Führt er senkrecht nach oben, können die Haare glatt herauswachsen, während ein gekrümmter Follikeltunnel zur Lockenbildung beiträgt.
Gibt es ein „Haar-Gen“?
Wie kommt es nun, dass einige Menschen gekrümmte Haarfollikel haben und die anderen einen geraden? In einer australische Studie aus dem Jahr 2009 vermuteten die Forschenden die Ursache im Trichohyalin-Gen (TCHH), welches in den Zellen der Haarfollikel ausgelesen wird. Demnach sorgt eine Mutation in dem Gen für eine bestimmte Follikelform und ist damit verantwortlich dafür, dass Europäer eher glatte Haare haben. Doch die genaue Ursache für die unterschiedliche Ausprägung des Haarfollikels ist noch nicht abschließend geklärt.
Worin sich aber die meisten Wissenschaftler einig sind, ist, dass lockige Haare dominant vererbt werden. Wenn ein Elternteil oder beide lockige Haare haben, locken sich die Haare der Kinder also mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls.
Doch die Haarstruktur, die in unseren Genen codiert ist, muss nicht unbedingt ein Leben lang die gleiche sein. Viele haben in der Kindheit glatte Haare, die sich im Laufe des Lebens anfangen zu locken oder umgekehrt. Diese Entwicklung ist ebenfalls noch nicht endgültig erforscht, doch es wird vermutet, dass Änderungen des Hormonhaushalts einen Einfluss auf die Haarstruktur nehmen können.
Lockenwickler, Dauerwelle etc.
Die Natur findet demnach verschiedene Wege, unsere Haare zu wellen oder zu locken. Doch welche Tricks macht man sich in Friseursalons zu Nutze, wenn jemand seine Haarstruktur ändern möchte? Normale Lockenwickler funktionieren über das Brechen und Bilden von Wasserstoffbrückenbindungen.
Die Hitze der Lockenwickler kann diese Bindungen lösen und die Wickler bringen die Haare in eine neue Form. Wenn die Haare in dieser Form dann wieder abkühlen, formen sich neue Bindungen, die die Haare eine Weile in dieser Struktur halten. Das Glätten von Haaren funktioniert auf die gleiche Art und Weise. Doch diese Bindungen sind so schwach, dass Feuchtigkeit sie wieder trennen kann und die Haare schnell in ihre ursprüngliche Form zurückfinden. Die Haare an einem regnerischen Tag künstlich zu glätten oder zu locken, ist daher meist vergebliche Müh.
Eine langfristigere Methode ist hingegen die Dauerwelle. Durch sogenannte Reduktionsmittel werden die starken Disulfidbrücken zwischen den Keratinfasern aufgebrochen. Nachdem die Haare in die gewünschte Form gebracht wurden, wird mithilfe eines Oxidationsmittels die Bildung von neuen Disulfidbrücken induziert. Diese können nicht so einfach durch Wasser wieder gelöst werden, so dass die Locken deutlich länger halten.