Negative Folgen für die Gesundheit? Wenn Minderjährige regelmäßig koffeinhaltige Energydrinks konsumieren, kann dies körperliche und psychische Folgen haben. Eine aktuelle Metanalyse legt nahe, dass der Konsum dieser Getränke unter anderem mit häufigeren Kopfschmerzen, Hyperaktivität sowie Depressionen und anderen mentalen Problemen einhergeht. Eine tatsächliche Kausalität beweist dies allerdings noch nicht, wie das Forschungsteam im „British Medical Journal“ (BMJ) berichtet.
Energydrinks werden vor allem von Kindern und Jugendlichen gerne als „Wachmacher“ genutzt und sollen die Konzentration fördern. Neben viel Zucker enthalten sie Koffein und teilweise auch weitere aktive Inhaltstoffe wie Guarana oder Taurin. Diese stehen im Verdacht, bei zu hoher Dosierung bei Kindern Kopfschmerzen, Herz-Kreislaufprobleme und weitere Nebenwirkungen auszulösen.
Im Zusammenhang mit Alkohol können Energydrinks zudem zu potenziell suchtfördernden Spätfolgen bei Jugendlichen führen. Auch Forschungen zu einer verzögerten Hirnreifung bei pubertierenden Jugendlichen aufgrund von Koffeinkonsum erregen Besorgnis.
Energydrinks bei Minderjährigen weit verbreitet
Die Risiken von Energydrinks für Kinder hat nun ein Forschungsteam um Claire Khouja von der University of York im Auftrag der britischen Regierung untersucht. Die Forschenden wollten wissen, wie hoch der Konsum von koffeinhaltigen Energy Drinks bei Jugendlichen unter 18 Jahren tatsächlich ist und inwiefern sich der Konsum auf die physische und mentale Gesundheit auswirkt.
Für ihre Metaanalyse wertete das Team insgesamt 74 seit 2013 weltweit zu diesem Thema veröffentlichten Studien aus. Aus diesen ging hervor, dass bis zu 67 Prozent aller untersuchten Kinder und Jugendlichen im Verlauf des letzten Jahres mindestens einmal Energydrinks konsumiert hatten. Etwa die Hälfte der Minderjährigen trinkt mindestens einmal wöchentlich oder monatlich ein solches Getränk, wie Khouja und ihre Kollegen berichten.
Hinweise auf körperliche und mentale Folgen
In Bezug auf die gesundheitlichen Effekte bestätigte die Auswertung frühere Hinweise: „Kinder, die koffeinhaltige Energydrinks konsumieren, berichteten häufiger über Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schlafprobleme als diejenigen, die dies nicht taten“, berichtet das Forschungsteam. Auch Hinweise auf eine Erhöhung des Blutdrucks gab es. Einige der Überblicksstudien listen zudem Fälle von schwereren Nebenwirkungen auf: Acht Kinder hatten akute Herz-Kreislauf-Probleme und eines erlitt ein Nierenversagen.
Auch auf die psychische Gesundheit und das Verhalten können sich Energydrinks möglicherweise auswirken: So war der Konsum dieser Getränke häufiger mit Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten verknüpft. „Es wurden zudem Zusammenhänge mit Stress, Ängstlichkeit oder Depression gefunden“, berichten Khoudja und ihr Team. Allerdings habe es auch einige Studien gegeben, die diese Effekte nicht nachweisen konnten.
Einige der ausgewerteten Studien hatten zusätzlich die Langzeitwirkungen des Energydrink-Konsums untersucht. Ihre Ergebnisse deuten auf Assoziationen mit dem späteren Konsum von Alkohol und anderen Drogen und dem Rauchen hin. Auch selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordgefährdungen waren bei den Minderjährigen häufiger, die Energydrinks konsumierten.
Ursache oder Wirkung?
„Daten aus Großbritannien deuten darauf hin, dass Kinder, die Energydrinks an fünf oder mehr Tagen in der Woche konsumieren, ein schlechteres psychologisches und physisches Wohlbefinden aufweisen als Nicht-Konsumenten“, fassen Khouja und ihre Kollegen zusammen. „Es bleibt aber unklar, ob das Trinken von Energydrinks zu schlechtem Wohlbefinden führt oder das schlechte Wohlbefinden zum Konsum von Energydrinks.“ Denn die Ergebnisse stammen zu einem großen Teil aus Fragebögen und Querschnittstudien, in denen Ursache nicht von Wirkung unterschieden werden kann.
„Die Daten unterstützen die Idee von einer Verbindung zwischen dem Trinken von Energydrinks und verschlechterter Gesundheit und Verhalten von Kindern, obwohl die Ursache unklar ist“, erläutern Khouja und ihr Team. Um einen kausalen Zusammenhang zu beweisen, müssten weitere Langzeitstudien durchgeführt werden. (British Medical Journal (BMJ), 2022; doi: 10.1136/bmjopen-2020-047746)
Quelle: British Medical Journal (BMJ)