Was hier einem aus leuchtenden Gasen geformten Vogel oder Kreuz ähnelt, ist das Sternsystem R Aquarii – ein rund 1.040 Lichtjahre von uns entferntes Paar aus einem Roten Riesen und einem Weißen Zwerg. Letzterer saugt seinem viel größeren Partner Material ab und verursacht dadurch immer wieder Ausbrüche. Diese Aufnahme zeigt die durch vergangene Ausbrüche verteilten Gase, aber auch einen intensiven Röntgen-Jet, der vom Weißen Zwerg ausgeht.
Wenn Doppelsterne altern, erreichen sie meist nicht gleichzeitig das Ende ihres Lebenszyklus. Oft bläht sich einer zuerst zum Roten Riesen auf, um dann nach Abwerfen seiner äußeren Hüllen zum Weißen Zwerg zu werden. Diese dichten, kompakten Sternenreste bleiben unter normalen Bedingungen unauffällig und kühlen langsam ab. In einem Doppelsystem jedoch können sie zu stellaren Kannibalen werden.
Stellarer Kannibale
Dies ist auch bei R Aquarii der Fall. Dieses 1.040 Lichtjahre entfernte Doppelsystem besteht aus einem Weißen Zwerg, der einen Roten Riesen auf einer stark elliptischen Bahn umkreist. Alle 44 Jahre kommt der kleinere, aber weit schwerere Sternenrest seinem stark aufgeblähten Partner besonders nahe. Dann saugt seine Schwerkraft große Mengen an Gasen aus der Hülle des Roten Riesen ab, die sich in einer rotierenden Scheibe um den Weißen Zwerg ansammeln.
Immer wieder kommt es in dieser Akkretionsscheibe zu Verdichtungen des Materials, die heftige Ausbrüche auslösen. Dabei werden glühende Gase weit ins All hinausgeschleudert. Die letzten größeren Ausbrüche durchlebte das System in den Jahren 1073 und 1773, sollten sie regelmäßig vorkommen, könnte der nächste um das Jahr 2400 fällig sein.
Zeugnisse vergangener Eruptionen
Diese Kombinations-Aufnahme zeigt im Zentrum den intensiv strahlenden Weißen Zwerg von R Aquarii mit den von ihm ausgehenden Strahlen-Jets, aufgenommen vom NASA-Röntgenteleskop Chandra. Um das System herum zeugen mehrere teilweise fast rechtwinklig aufeinander stehende Gaswolken von vergangenen Ausbrüchen sowohl des Roten Riesen als auch des Weißen Zwergs.
Dort, wo diese Ausbruchsrelikte von Schockwellen und den Strahlenjets des Sternenrests getroffen werden, glühen die Gase heller auf – hier in violett dargestellt. Die älteren Gasstrukturen sind in roten und bläulichen Farbtönen zu sehen und wurden vom Hubble-Weltraumteleskop aufgenommen.
Quelle: NASA