Zwischen den Welten: Es gibt Teilchen, die sich nicht auf Materie oder Antimaterie festlegen – sie wechseln ständig ihre Natur. Eines von ihnen, das Bs0-Meson, oszilliert sogar Billionen Mal pro Sekunde, wie nun Messungen im Teilchenbeschleuniger LHC ergeben haben. Die neuen Messwerte bestätigen nicht nur das extreme Tempo dieser Materie-Antimaterie-Wechsel, sie helfen auch dabei, das Standardmodell einzugrenzen.
Beim Urknall entstand sowohl Materie als auch Antimaterie. Für jedes Teilchen der „normalen Welt“ existiert in dieser Gegenwelt demnach ein Antiteilchen – beide gleichen sich zwar wie Bild und Spiegelbild, tragen aber entgegengesetzte Ladungen und Spins. Während die Bausteine der Atome und damit der Materie nur aus normalen Elementarteilchen bestehen, gibt es jedoch auch kurzlebige Teilchen, die Quarks und Antiquarks in sich vereinen. Dazu gehören die Mesonen aus jeweils einem dieser Quarks und einige neuentdeckte Tetraquarks.
Wechsel zwischen Antimaterie und Materie
Doch es geht noch exotischer: Es gibt Meson-Teilchen, die sich nicht für eine Welt entscheiden können – ihre Natur wechselt zwischen Antimaterie und Materie hin und her. Je nachdem, welche ihrer beiden Quarkkomponenten die Oberhand gewinnt, verhält sich das gesamte Teilchen entweder wie Materie oder wie Antimaterie. Bekannt ist dies bisher nur von Mesonen, die keine Ladung tragen, den sogenannten neutralen Mesonen.
„Diese neutralen Mesonen zeige eine faszinierende Eigenheit – sie oszillieren zwischen Materie und Antimaterie-Formen“, erklärt Agnieszka Dziurda von der LHCb-Kollaboration. Das je nach Meson verschiedene Tempo dieser Oszillation kann wertvolle Informationen über die physikalischen Grundkräfte und auch das Standardmodell liefern. Eines dieser Wechselteilchen ist das Bs0-Meson, das aus einem Strange-Quark und einem Anti-Beauty-Quark besteht.