Klima

Exodus der Symbionten

Die Korallenbleiche und ihre Folgen

Dass der marine Lebensraum von den Auswirkungen des Klimawandels nicht verschont bleibt, ist inzwischen kaum mehr zu übersehen. Weltweit nehmen marine Hitzewellen zu und auch die Durchschnittstemperaturen der Ozeane haben schon mehrere Jahre in Folge neue Höchstwerte erreicht.

Great Barrier Reef
Das Great Barrier Reef wurde in den letzten Jahren mehrfach stark von der Korallenbleiche getroffen. © mevans/ iStock.com

Massenhaftes Absterben

Das hat auch Folgen für die Korallen: Schon jetzt beobachten Meeresbiologen bei vielen Riffen weltweit, wie die erhöhte Wassertemperatur in den Sommermonaten zur Korallenbleiche führt. Bleiben die Temperaturen hoch, kommt es zum Korallensterben.

Ein Beispiel dafür ist das Great Barrier Reef: In den letzten Jahren ist das 2.300 Kilometer lange Riffgebiet gleich dreimal schwer von der Korallenbleiche getroffen worden. Allein 2016 starben dabei stellenweise bis zu 90 Prozent der Korallen ab. 2019 enthüllte eine Studie zudem, dass auch die Regeneration dieser Riffe durch neu einwandernde Korallenlarven stark beeinträchtigt ist: Die Zahl der Neuansiedlungen von Korallen sank um fast 90 Prozent.

Hitze führt zum Ausspucken der Symbionten

„Der Anstieg der Temperatur stört die Symbiose von Korallen und Algen. Wenn die für die Färbung der Korallen verantwortlichen Algen sterben, bekommen die Korallen ein weißes, bleiches Aussehen. Auf die Dauer halten die Korallen das nicht aus. Sterben sie, sterben mit ihnen noch weitere Rifforganismen“, erklärt RUB-Biologe Fabian Gösser die Folgen des Klimawandels.

Wie das Abstoßen der Symbionten bei den von der Bleiche betroffenen Korallen abläuft, konnte ein Forschungsteam im Jahr 2016 erstmals im Detail mitverfolgen. Die Zeitrafferaufnahmen zeigen, wie sich die Koralle zunächst aufbläht. Dann zieht sich der Körper der Korallen schnell und stark zusammen und die Algen werden durch die Mundöffnung ausgestoßen. Die ausgespuckten Symbionten sind anschließend als grünlicher Schleier im Wasser deutlich sichtbar. Diesen Vorgang aus Aufblähen und Zusammenziehen wiederholt die Koralle im Verlauf von zwei bis drei Tagen immer wieder.

Gösser
Fabian Gösser und seine Kollegen wollen herausfinden, welche Korallen besonders widerstandsfähig gegenüber der Korallenbleiche sind. © Roberto Schirdewahn/ RUB

Baustoffmangel durch Versauerung

Doch nicht nur die Hitze gibt der Wissenschaft Anlass zur Sorge. So erschwert der Anstieg des CO2-Gehaltes im Meer die Kalkbildung. „Die Aufnahme des atmosphärischen CO2 hat zur Versauerung der Ozeane geführt. Der pH-Wert der Meere ist in den vergangenen Jahren messbar gesunken“, erläutert der Wissenschaftler.

Das wirkt sich auch auf die Korallen aus. „Es fällt ihnen schwerer, Kalziumcarbonat zu bilden, denn das ist bei niedrigerem pH-Wert deutlich löslicher. Forschende haben bei einigen Korallenarten beobachtet, wie die Skelette poröser geworden sind und die Wachstumsraten abgenommen haben“, so Gösser.

Auch die Diversität der Korallenarten an bestimmten Riffen habe abgenommen. „Man geht fest davon aus, dass wir die Korallenriffe in ihrer jetzigen Form verlieren werden, wenn es mit der Erderwärmung so weitergeht“, fasst der Biologe die weitverbreitete Meinung in der Fachwelt zusammen. „Wenn die Steinkorallen aussterben, verschwinden auch viele Rifforganismen, wie etwa die farbenfrohen Fische. Das zeigt sich bereits an betroffenen Riffen.“

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Riffbauer unter Stress
Wie lassen sich die Korallen retten?

Wie ein Wald unter Wasser
Dem geheimen Leben der Korallen auf der Spur

Exodus der Symbionten
Die Korallenbleiche und ihre Folgen

Flucht der Polypen
Könnte der "Bailout" eine Chance sein?

Stressresistente Chimären
Kann eine assistierte Evolution die Korallen retten?

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