Spannender Fund: In der Nähe von Kiel haben Archäologen die bisher ältesten Radspuren der Welt entdeckt. Die dunklen Fahrspuren entstanden schon rund 3400 Jahre vor Christus und stammen wahrscheinlich von jungsteinzeitlichen Rinderkarren. Ähnliche Spuren aus anderen Regionen Europas sind einige hundert Jahre jünger. Das könnte darauf hindeuten, dass die Menschen in Mitteleuropa diese innovative Form des Transports ähnlich früh nutzten wie der Nahe Osten.
Die Jungsteinzeit war eine Zeit der Umbrüche: Die Menschen begannen nicht nur sesshaft zu werden und Landwirtschaft zu betreiben, auch ihre Kultur, Sozialstruktur und Technologie änderte sich tiefgreifend. Sie züchteten neuen Nutzpflanzen, domestizierten Tiere und entwickelten auch neue Methoden des Bauens, der Landbewirtschaftung und des Transports. Unter letzten waren auch die ersten, noch von Rindern gezogenen Wagen.
Ein Megalith-Friedhof aus der Jungsteinzeit
Bisher gingen Archäologen davon aus, dass die ersten von Tieren gezogenen Karren im Nahen Osten entstanden sind. Denn dort begann Genstudien zufolge vor rund 10.000 Jahren auch die Domestikation der Rindern. Später könnten Menschen in Europa einige Nachfahren dieser Rinder mit wilden Auerochsen gekreuzt haben, um besonders robuste, starke Arbeitstiere zu erhalten. Diese wurden dann unter anderem für das Pflügen und das Ziehen von Rinderkarren eingesetzt.
Doch Funde in Flintbek bei Kiel werfen nun ein neues Licht auf die Entwicklung der Rinderkarren. Ein Archäologenteam unter Leitung von Doris Mischka von der Universität Kiel führt dort schon seit längerem Ausgrabungen in einem der größten Megalith-Friedhöfe Europas durch. Bisher wurden in dieser sogenannten „Flintbeker Sichel“ neben zahlreichen Ganggräbern aus der frühen Bronzezeit auch sieben Großgräber und 14 Dolmen-Grabhügel aus der Jungsteinzeit entdeckt, die sich sichelförmig aneinanderreihen.