Geowissen

Ries-Krater wird Globaler Geopark

UNESCO ernennt acht geologische Welterbestätten – eine davon in Deutschland

Nördlinger Ries
Das Nördlinger Ries ist jetzt auch UNESCO-Geopark und damit ein geologisches Welterbe. © Dietmar Denger

Geologisches Welterbe: Die UNESCO hat acht neue Globale Geoparks gekürt – zwei in Südamerika, sechs in Europa. Unter ihnen ist auch das Nördlinger Ries, die Region in Süddeutschland, in der vor rund 15 Millionen Jahren ein Asteroid einschlug. Der Ries-Krater ist die am besten erhaltene Impaktstruktur in Europa und daher von herausragender geologischer Bedeutung. Weitere neue Geoparks liegen in Brasilien, Skandinavien, Luxemburg, Griechenland und Rumänien.

Neben dem Weltkulturerbe und dem Weltnaturerbe zeichnet die für  Erziehung, Wissenschaft und Kultur zuständige UNESCO seit 2015 auch Gebiete und Landschaften aus, die von international herausragender geologischer Bedeutung sind. Analog zu den nationalen Geoparks werden diese Welterbestätten zu Globalen Geoparks ernannt. Ziel ist es, den Schutz und die Förderung dieser Stätten zu unterstützen und auch die über die eine Geologie hinausgehende Bedeutung hervorzuheben.

Mellerdall in Luxemburg
Im neuen UNESCO-Geopark Mellerdall in Luxemburg beeindrucken hochaufragende Sandsteinformationen. © NGPM /Uli Fielitz

In seiner diesjährigen Sitzung hat das UNESCO-Geoparks-Komitee nun acht neue Globale Geoparks ernannt. Zwei der neuen Geoparks liegen in Brasilien und sechs in Europa. Damit steigt die Zahl dieser Welterbestätten der Geologie auf weltweit insgesamt 177 (Stand: April 2022). Zusammen bedecken sie eine Fläche von rund 370.600 Quadratkilometern – das entspricht in etwa der Fläche Japans. „Die Orte dieses Geopark-Netzwerks repräsentieren eine einzigartige geologische Vielfalt, die auch die kulturelle und biologische Diversität widerspiegeln“, so die UNESCO.

Nördlinger Ries: Einzigartiges Einschlags-Relikt

Zu den neuen Globalen Geoparks gehört auch das Nördlinger Ries in Süddeutschland. Der Ries-Krater entstand, als vor rund 15 Millionen Jahren ein etwa ein Kilometer großer Asteroid einschlug. Der Einschlag hinterließ den besterhaltenen und am besten erforschten Meteoritenkrater Europas – selbst die Astronauten der Apollo-Mondmissionen trainierten dort. Im Ries und seiner Umgebung lässt sich beispielhaft erkunden, wie ein solcher Einschlag die Landschaft verändert, welche Spuren er hinterlässt und wie die Natur darauf reagiert.

Bis heute liefern Studien immer neue Details dazu, wie der Einschlag ablief und welche Folgen er hatte. Demnach reichte der Gesteinsregen des Impakts bis in den Alpenraum, rund 180 Kilometer südlich des Kraters. 2017 identifizierten Forscher zudem ein neues Impakt-Mineral im Rieskrater, das Riesit. Neuere Analysen legen zudem nahe, dass das westlich des Rieskraters liegende Steinheimer Becken möglicherweise doch nicht gleichzeitig mit dem Nördlinger Ris entstand.

In Deutschland trugen bisher schon sieben Nationale Geoparks auch das Siegel des UNESCO-Geoparks, darunter der Harz, die Schwäbische Alb, die Vulkaneifel, der Muskauer Faltenbogen an der polnischen Grenze und die Drei Gleichen in Thüringen. Jetzt kommt mit dem Nördlinger Ries ein achter hinzu.

Platåbergens
Im UNESCO-Geopark Platåbergens in Schweden treten mehr als 500 Millionen Jahre alte Gesteine zutage. © Henrik Theodorsson

Tafelberge und Eiszeit-Dämme

Zwei weitere neue Globale Geoparks liegen in Skandinavien. Der erste ist das Platåbergens getaufte Gebiet im Westen Schwedens. Hier haben die Gletscher der Eiszeit und die seither wirkende Erosion 15 flachgipfelige Tafelberge hinterlassen – ein in Europa seltenes Phänomen. Ebenfalls zum Park gehört die seenreiche und sanft hügelige Västgöta-Ebene, von deren langer Besiedlungsgeschichte steinzeitliche Megalith-Gräber, aber auch Wikingerkirchen zeugen.

Im Süden Finnlands hat die UNESCO den Salpausselkä-Geopark in ihre Liste aufgenommen. Dieses von Wald und Wasser geprägte Gebiet erstreckt sich über 600 Kilometer Länge und umfasst hunderte Seen, zwischen denen von Eiszeit-Gletschern geformte Sedimentwälle liegen. Diese entstanden, als sich die Eismassen der letzten Eiszeit zurückzogen und gewaltige Schmelzwasserströme die Landschaft durchzogen.

Sandsteinschluchten und Karst-Inseln

Ein weiterer Neuzugang unter den Globalen Geoparks ist das Mëllerdall in Luxemburg. Dieses Gebiet liegt im Zentrum eines von Paris bis ins Rheinland reichenden Beckens, das durch urzeitliche Sandsteinschichten geprägt ist. In Luxemburg erreichen diese Sandsteinformationen bis zu 100 Meter Dicke und bilden eine der spektakulärsten Fels- und Schluchten-Landschaften Westeuropas. Die Gesteinsschichten entstanden vor rund 200 Millionen Jahren, als sich Sedimente am Grund eines flachen Meeres ablagerten.

In Griechenland wurde die Inselregion Kefalonia-Ithaka zum Globalen Geopark ernannt. Diese beiden schon in Homers Odyssee erwähnten Inseln sind durch eine Karstlandschaft geprägt, in der die Wassererosion Höhlen, Senklöcher und unterirdische Flüsse in das Kalkgestein gegraben hat. Beide Inseln sind zudem Teil eines tektonischen Bogens, der durch die Kollision der Afrikanischen mit der Eurasischen Erdplatte gebildet wurde. Das Gebiet ist daher die tektonisch aktivste Region Europas.

Salzhöhlen, Weißer Wald und riesige Schluchten

Der sechste neue UNESCO-Geopark liegt in den rumänischen Karpaten, einem durch die Kollision gleich mehrerer Erdplatten gebildeten Gebirgszug. Die komplexen Bewegungen des Untergrunds haben dort urzeitliche Meeresböden ans Tageslicht befördert, aber auch unzählige einzigartige Fossilien in Bernstein konserviert. In den Karpaten liegen zudem einige der tiefsten und längsten Salzhöhlen der Erde sowie Schlammvulkane und Schlammtümpel.

Die beiden letzten neuen Globalen Geoparks liegen in Südamerika. Einer davon ist der Serido im Nordosten Brasiliens. In dieser Landschaft sind 600 Millionen Jahre der Erdgeschichte in Form von Gesteinsformationen und vulkanischen Basalten konserviert. Der „Weiße Wald“ – Caatinga – stellte zudem ein weltweit einzigartiges Biom dar, so die UNESCO. Der zweite neue Geopark liegt im Süden Brasiliens im Gebiet des Atlantischen Regenwalds. Die Caminhos dos Cânions do Sul beherbergen die eindrucksvollsten Schluchten Südamerikas, aber auch Fossilfundstätten urzeitlicher Megafauna und Relikte präkolumbischer Kulturen.

Quelle: UNESCO

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