Medizin

Erster Impfstoff gegen Epstein-Barr-Virus im Test

Protein-Nanopartikel soll vor Drüsenfieber, Krebs und Multipler Sklerose schützen

Epstain-Barr-Virus
Mit dem Epstein-Barr-Virus infizierte Zellen fluoreszieren hier grün. Bisher gibt es keinen Impfstoff und keine Therapie gegen das Virus – das soll sich nun ändern. © CDC/ Dr. Paul M. Feorino

Hoffnungsvoller Ansatz: Ein erster Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus ist zurzeit in den USA im klinischen Test. Das Vakzin soll gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber, aber auch schwerwiegende Spätfolgen des Virus wie das Guillain-Barré-Syndrom, Krebs und Multiple Sklerose schützen. Der Impfstoff besteht aus einem Protein-Nanopartikel, das ein Oberflächenprotein des Virus trägt. Die klinische Studie der Phase 1 soll nun zunächst Verträglichkeit und Sicherheit des Vakzins überprüfen.

Rund 95 Prozent der Menschen tragen das Epstein-Barr-Virus (EBV) in sich – meist schon seit ihrer frühen Kindheit und völlig unbemerkt. Infiziert man sich jedoch erst als Jugendlicher oder Erwachsener, kann das Virus das Pfeiffersche Drüsenfieber auslösen. Zudem steht der zu den Herpesviren gehörende Erreger im Verdacht, Lymphdrüsenkrebs, das Chronische Fatigue-Syndrom und verschiedenen Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Lupus erythematosus zu verursachen. Auch für Long Covid wird eine Beteiligung von EBV diskutiert.

Bisher gibt es keine wirksame Therapie und keinen Impfstoff gegen eine EBV-Infektion.

EBV-Impfstoff
Modell des mit dem EBV-Protein gp350 besetzten Trägerproteins. © Geng Meng/ Purdue University

Impfstoff für Infizierte und Nichtinfizierte zugleich

Doch das soll sich nun ändern. Ein Team um Jessica Durkee-Shock vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in den USA hat einen Impfstoff gegen EBV entwickelt, der nun erstmals in einer klinischen Stude der Phase 1 an menschlichen Probanden getestet wird. Es ist erst die zweite klinische Studie eines EBV-Vakzins in den letzten 20 Jahren, wie die Forschenden berichten.

Ziel des Impfstoffs ist es zum einen, eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus bei den Menschen zu verhindern, die noch keinen Kontakt mit dem Erreger hatten. Weil ein Großteil der Bevölkerung das latente Virus aber schon in sich trägt, soll das Vakzin auch gegen die Spätfolgen der Infektion helfen – indem es die Virenvermehrung im Körper unterbindet.

„Ein Impfstoff, der die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus verhindern oder abschwächen kann, könnte die Häufigkeit des Pfeifferschen Drüsenfiebers verringern und möglicherweise auch das Auftreten von Krebserkrankungen und Autoimmunkrankheiten“, sagt Anthony Fauci, Direktor des NIAID.

Körpereigener Proteinkomplex als Träger

Der zentrale Bestandteil des EBV-Impfstoff ist eines der Oberflächenproteine des Virus, das sogenannte EBV-Glycoprotein gp350. Dieses mit Zuckeranlagerungen versehene Viruseiweiß bedeckt die Oberfläche des Erregers, wird aber auch von infizierten Zellen im menschlichen Körper freigesetzt. Studien zeigen, dass dieses virale Protein eines der Haupterkennungszeichen für neutralisierende Antikörper ist, die das menschliche Immunsystem bei einer Infektion bildet.

Um das virale Protein zu stabilisieren und es als Impfstoff nutzen zu können, hat das Forschungsteam einen körpereigenen Proteinkomplex als Träger eingesetzt: Ferritin. Dieses aus rund 200 Aminosäuren bestehende scheibenförmige Protein dient im Körper als Eisenspeicher, indem es Eisen in seinem Zentrum einschließt. Im Impfstoff haben die Wissenschaftler den Ferritin-Komplex so angepasst, dass er nun das Virenprotein gp350 an seiner Oberfläche präsentiert. Dritter Vakzinbestandteil ist ein Adjuvanz, das die immunaktivierende Wirkung verstärken soll.

Phase-1-Studie testet Sicherheit

In der klinischen Studie der Phase 1 wird zunächst die Verträglichkeit und Sicherheit des neuen Impfstoff-Kandidaten überprüft. Dafür erhalten 40 gesunde Testpersonen insgesamt drei Injektionen von jeweils 50 Mikrogramm des Impfstoffs in den Oberarm. Die zweite und dritte Dosis folgen 30 und 180 Tage nach der Erstimpfung. Die Hälfte der Probanden ist bereits mit EBV infiziert, die andere Hälfte nicht.

Die Teilnehmenden der Impfstudie werden dann über eineinhalb bis zweieihalb Jahre hinweg immer wieder medizinisch untersucht, um sie auf Nebenwirkungen und mögliche Impffolgen hin zu überwachen. Die gesamte Phase-1-Studie ist auf vier Jahre Dauer angelegt, wie das NIAID berichtet.

Quelle: NIH/National Institute of Allergy and Infectious Diseases

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