Seltenes Spektakel: Mit in wenig Glück könnten Bewohner der westlichen Hemisphäre heute Nacht einen dichten Meteorstschwarm mit Dutzenden Sternschnuppen pro Sekunde beobachten. Auslöser sind frische Trümmer des 2006 zerbrochenen Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann. Fliegt die Erde genau durch diesen Trümmerschweif, gibt es einen besonders üppigen Sternschnuppen-Regen. Bei uns in Mitteleuropa findet er allerdings morgen um 07:00 Uhr früh statt – und damit nach Sonnenaufgang.
Im Jahr 1995 konnten Astronomen ein besonderes Schauspiel beobachten: Ein Komet zerbrach direkt vor ihren Augen. Der Kern des alle fünf Jahre die Erde passierenden Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann zerfiel in fünf Stücke. Bei den nächsten Passagen im Jahr 2001 und 2006 zerbrachen diese Trümmerstücke weiter – es kam zu spektakulären Helligkeitsausbrüchen und Trümmerschweifen, die vom Hubble-Weltraum-Teleskop und anderen Teleskopen aufgezeichnet wurden.
Logenplatz für Nordamerika
Heute Nacht – beziehungsweise morgen früh unserer Zeit – könnte die Erde durch eine der dichten Trümmerwolken des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann hindurch fliegen. Sollte dies geschehen, wäre ein besonders üppiger, dichter Meteorschwarm die Folge. Es könnten Dutzende von Sternschnuppen pro Sekunde fallen. Besonders gut sichtbar ist dieser Tau-Herkuliden-Meteorschauer in Nordamerika, wo der schmale Höhepunkt des Sternschnuppenregens nachts eintritt.
Bei uns in Mitteleuropa haben wir weniger Glück: Sollte die Erde den Trümmerschweif treffen, tut sie dies den Prognosen der Astronomen nach gegen 07:00 Uhr unserer Zeit. Zu diesem Zeitpunkt steht bei uns schon die Sonne am Himmel und überstrahlt die Meteore bei weitem. Aber immerhin: Im Juli und August 2022 kommen auch die großen Kometenreste wieder an der Erde vorbei. Bei dieser erneuten Passage könnten weitere Trümmerschweife entstehen – das macht Hoffnung auf künftige Meteorschauer der von ihnen verursachten Tau-Herkuliden.
Ein „Alles oder Nichts“-Ereignis
Allerdings: Ob die Erde in diesem Jahr direkt durch den Trümmerschweif fliegt, hängt von drei Faktoren ab – und ob sie alle zutreffen, ist noch nicht hundertprozentig geklärt. Erfüllt scheint die erste Voraussetzung, nach der das Zerbrechen des Kometen eine große Menge an Staub und Trümmerteilchen freigesetzt haben muss – Teleskopaufnahmen der Trümmerschweife legen dies nahe. Als zweites müssen die Trümmer in die richtige Richtung geflogen sein, um jetzt die Erdbahn zu kreuzen.
Als dritte Voraussetzung dürfen die Kometentrümmer eine bestimmte Fluggeschwindigkeit nicht unterschreiten: „Dies wird ein Alles oder Nichts Ereignis“, erklärt Meteorforscher Bill Cooke von der NASA. „Wenn die Trümmer bei ihrer Freisetzung vom Kometen mehr als 350 Kilometer pro Stunde schnell waren, könnten wir einen sehr schönen Meteorstrom sehen. Waren sie langsamer, wird nichts davon auf der Erde ankommen und es wird keine Meteore von diesem Kometen geben.“
Quelle: NASA