Überraschend vielseitig: Chemikern ist es gelungen, Stickstoffverbindungen mit ungewöhnlichen und neuartigen Strukturen zu erzeugen. Gemeinsam mit dem Seltenerdmetall Yttrium bildete das Element unter Hochdruck sternförmige Ringe sowie spiralförmige Ketten, die zusammen eine Doppelhelix bilden. Damit erweist sich Stickstoff unter Hochdruckbedingungen als ähnlich variabel in der Art seiner Bindungen wie das Element Kohlenstoff unter normalen Bedingungen – dies eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten.
In der Natur kommt Stickstoff nur in wenigen Bindungsvarianten vor. Dabei geht das Element bevorzugt Dreifachbindungen ein, die seine Außenschale komplettieren und daher energetisch günstig und besonders stabil sind. Typisches Beispiel dafür sind die in der Atmosphäre vorkommenden Stickstoffmoleküle (N2), die nur schwer aufzubrechen sind. In Verbindungen wie Siliziumnitrid und Bornitrid bildet Stickstoff äußerst stabile, harte Feststoffe. Bornitrid ist sogar ähnlich hart wie Diamant.
Doch Stickstoff kann auch anders – wenn man ihn unter Hochdruck und Hitze dazu zwingt. Bereits im Jahr 2021 war es Chemikern gelungen, eine neuartige 2D-Struktur aus Stickstoff und Beryllium zu erzeugen.

Stickstoff und Yttrium unter Druck
Jetzt hat ein Team um Andrey Aslandukov von der Universität Bayreuth zwei weitere neuartige Verbindungsformen des Stickstoffs entdeckt. Für ihr Experiment setzten sie eine Mischung aus molekularem Stickstoff und dem Seltenerdmetall Yttrium in einer Diamant-Stempelzelle Drücken von bis zu 100 Gigapascal aus – dies ist ein rund eine Million Mal höherer Druck als in der Erdatmosphäre.
Gleichzeitig erhitzten sie die Proben auf rund 2.700 Grad Celsius.